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nach. Vielleicht ist es ja doch schon so weit. Oder du hast sie jetzt aufgeschreckt!“

      Sandi riss erschreckt die Augen auf. Schon schob ihre Oma den Riegel der Scheunentür zurück. Sandi war am Verzweifeln. Gleich würde sie Daniel entdecken und dann war ihre gemeinsame Zeit wieder vorüber. Mit Sicherheit würde ihre Oma ihren Eltern alles erzählen. Und genau das musste sie unbedingt vermeiden.

      „Oma, nun lass sie doch! Ich war doch noch gar nicht bei ihr drin!“

      Sie versuchte ihre Oma von der Tür wegzubekommen, aber die war nun fest entschlossen einen Blick in die Scheune zu werfen. Sie öffnet nun die Tür und Sandi schloss die Augen. Ihre Oma trat ein, sah nach dem Kaninchen und stellte fest, dass alles in Ordnung war. Sandi öffnete die Augen wieder, aber sie konnte Daniel nirgendwo entdecken.

      „Du kommst jetzt mit mir rein! Und lass mein Kaninchen jetzt endgültig in Ruhe!“

      Sandi folgte ihr willig nach draußen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. Wo war Daniel bloß geblieben? Da entdeckte sie ihn zwischen einigen Strohballen. Er warf ihr einen nervösen Blick zu. Sandi lächelte. Ja, bleib nur da! Ich werde dich schon da rausholen, dachte sie!

      Sandrine brachte zunächst ihre Oma in ihr Wohnzimmer zurück und setzte sie in ihren Fernsehsessel. Erleichtert atmete sie dann auf. Nun konnte sie sich endlich um Daniel kümmern. Inzwischen sah sie auch ein, dass sie mal wieder eine Riesendummheit begangen hatte, indem sie Daniel mit hierher nahm. Sie hoffte nur, dass sie ihren Freund nun ungesehen nach draußen bringen konnte.

      Da kam ihr eine Superidee! Sie würde Daniel das große Scheunentor auf der Straßenseite öffnen. Schnell rannte sie zur Hintertür hinaus und versuchte das Zahlenschloss zu öffnen. Doch sie hatte Pech! Ihre Eltern hatten mal wieder die Kombination geändert. So sehr sie sich auch bemühte, sie bekam es nicht auf.

      Daniel hatte gehört, dass Sandi mit ihrer Oma in die Scheune kam und hatte sich blitzschnell zwischen die Strohballen gehockt. Dieses Versteck war das einzige, was ihm auf die Schnelle einfiel. Er atmete erst wieder auf, als die Beiden die Scheune wieder verlassen hatte. Er bemerkte Sandis Blick und hoffte nun, dass seine Freundin bald zurückkam und ihn befreite.

      Genau in diesem Augenblick hörte er von dem großen Scheunentor ein Geräusch. Er erschrak. Das waren nun bestimmt auch noch Sandis Eltern, die von ihrer Versammlung heimkamen, dachte er ängstlich. Ihnen wollte er auf keinen Fall begegnen. Er musste also unbedingt aus der Scheune heraus.

      Blitzschnell verließ er sein sicheres Versteck und öffnete den inneren Riegel der Scheunentür zum Haus. Er hoffte, dort auf Sandi zu stoßen. Mit einem lauten Knall warf er die Tür wieder zu und lief ins Haus. Dort traf er zwar nicht auf seine Freundin, sondern lief direkt in die Arme ihrer Großmutter!

      Sandi mühte sich immer noch mit dem verflixten Zahlenschloss ab, als sie den Knall hörte, mit dem die Scheunentür ins Schloss zurückfiel. Da erschrak auch sie. Daniel würde doch hoffentlich nicht so dumm sein und zurück ins Haus gehen? Sie musste ihn unbedingt abfangen. Schnell lief sie wieder um die Scheune herum zurück ins Haus. Sie schloss die Hintertür auf und als sie die Tür öffnete, sprang ihr auch schon Daniel entgegen.

      „Tschüss, ich muss jetzt weg! Ich melde mich!“

      Bevor Sandi begriff, was eigentlich los war, war Daniel schon um die Ecke verschwunden. Stattdessen stand ihre Oma vor ihr und sah sie böse an.

      „Was hat das alles zu bedeuten? Würdest du mir mal erklären, was dieser Junge hier gemacht hat?“

      Sandi tat so, als wüsste sie nicht, wovon ihre Oma redete.

      „Keine Ahnung! Woher soll ich denn wissen, wo Daniel herkommt! Ich war doch draußen! Vielleicht wollte er mich mal besuchen und ist über die Mauer geklettert.“

      Am Gesicht ihrer Großmutter konnte Sandi ablesen, dass sie ihr diese Geschichte nicht glaubte.

      „Du musst mich nicht für so dumm halten, Sandrine! Erzähl mir jetzt lieber gleich die Wahrheit.“

      Sandi atmete tief durch und folgte ihrer Oma ins Wohnzimmer. Dort erzählte sie ihr alles von ihrer Liebe zu Daniel und das er sie auch liebte. Sie hoffte sehr, dass ihre Oma, zu der Sandi immer ein besonderes Verhältnis hatte, alles verstehen würde. Aber ihre Oma blieb hart.

      „Du bist noch zu jung für so etwas! Du sollst dich in deinem Alter nur um die Schule kümmern. Sei doch vernünftig! Du wirst dir nur damit schaden und dem Jungen auch. Er ist auch viel zu jung für dich! Ich werde deinen Eltern nichts von alledem erzählen, aber dafür musst du mir versprechen, dass du den Jungen nicht mehr triffst! Hast du mich verstanden?“

      Sandi war sehr enttäuscht von der Reaktion ihrer Großmutter. Wenigstens von ihr hatte sie ein wenig gehofft, sie auf ihrer Seite zu haben. Traurig nickte sie und hatte in diesem Augenblick wirklich vor, ihr Versprechen zu halten. Doch es schmerzte sehr. Sie konnte ihre Gefühle für Daniel nicht mehr unterdrücken. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass sie beide zusammengehörten.

      Am nächsten Tag war nun Straßenfest in der Innenstadt. Als Sandi morgens aus dem Fenster sah, herrschte bereits reges Treiben. Stände und Bierzelte wurden überall aufgebaut.

      Sandi wusste, dass Daniel auch daran teilnehmen würde und ihr Herz begann vor Freude heftig zu schlagen. Mit suchendem Blick schweifte sie über die Menschenmenge, ob sie ihn irgendwo sehen konnte.

      Und tatsächlich! Da war er! Daniel baute zusammen mit seinen Geschwistern sein Zelt auf. Davor hatte er eine kleine Manege abgesteckt.

      Sofort waren alle Ermahnungen ihrer Großmutter vergessen. Das einzige, was noch zählte, war ihre unendliche Liebe zu Daniel und die ließ sie sich von niemandem mehr nehmen.

      Blitzschnell hatte sie sich angezogen und rannte die Treppe hinunter. Sie wollte so schnell wie möglich zu ihm! Doch an der Haustür stand schon ihre Oma und hielt sie zurück. Natürlich hatte sie Daniel auch schon entdeckt.

      „Denk daran, was ich dir gestern gesagt habe! Es ist nur zu deinem Besten, glaub mir! Noch wissen es deine Eltern nicht und das ist auch gut so. Stoß sie also besser nicht direkt mit der Nase darauf!“

      Sandi stöhnte leise. Musste ihre Oma denn ausgerechnet jetzt damit ankommen und ihr die gute Laune verderben? Versöhnlich lächelte sie sie an. „Ja, ich vergesse es nicht! Ich will doch nur bei unserem Stand helfen!“

      Schnell schlängelte sie sich an ihrer Großmutter vorbei, bevor dieser noch etwas anderes einfiel. Endlich war sie draußen!

      Direkt vor dem Haus waren ihre Eltern und die anderen Mitglieder des Kaninchenvereins damit beschäftigt, ihren Verlosungsstand aufzubauen. Es sollte besonders Kaninchen zu gewinnen geben.

      Sandi wurde sofort mit eingespannt! Den ganzen Vormittag verbrachte sie als Botenmädchen und musste immer irgendetwas holen. Ab und zu kam sie dabei auch an Daniels Zelt vorbei. Heimlich tauschten die Beiden jedes Mal verstohlene Blicke aus und einmal zwinkerte Daniel ihr auch zu. Sandi war selig! Dieser Tag würde einfach wunderbar werden für sie beide!

      Am Nachmittag wurde sie dann zum Lose verkaufen eingeteilt. Sie musste also die ganze Zeit im Stand verbringen. Ihr war todlangweilig! Normalerweise machte ihr diese Arbeit viel Spaß, aber heute war es ihr nur einfach lästig. Und was alles noch schlimmer machte, war, dass sie von ihrem Standpunkt aus, Daniel nicht sehen konnte. Aber sie konnte den rauschenden Applaus seines Publikums und Axels Lautsprecherdurchsagen hören. Zu gerne hätte sie ihrem Freund auch mal bei seiner Show zugesehen! Aber allein das Gefühl war schon großartig!

      Gegen vier Uhr wurde sie dann endlich abgelöst und durfte aus dem Stand heraus. Ihr erster Weg führte sie zu Daniel, der gerade eine Vorstellung gab. Nun sah sie seine Show zum aller ersten Mal!

      Er trug ein selbstgenähtes schwarzes Satinkostüm mit goldenen Borten. Darin sah er so unverschämt gut aus. Claudia und Cosima, seine inzwischen neun- und siebenjährigen Schwestern, liefen in Fatima Kostümen herum und halfen ihm bei der Show! Claudia reichte Daniel eine Schale, in der sich wohl das Petroleum befand. Daniel nahm einen Schluck davon in den Mund und hielt dann eine brennende Fackel hoch in

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