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      Helmut Lauschke

      Kobe, einer von vielen

      Freedom Day gegen die derzeitige Sklaverei (März 2018)

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Freedom Day gegen die derzeitige Sklaverei (März 2018)

       Prolog

       Auf der Flucht

       Vor dem Lagertor

       People for sale

       Am späten Abend im Lager

       Doktor Jorgensen, Chirurg im Zeltlazarett

       Ilias und Raduan im Gespräch

       Zwei Verletzte werden gebracht

       Streitgespräch unter Männern auf der anderen Seite der Brücke

       Auf engstem Raum

       Mitternächtliche Sprachfassungen

       Am Lagertor in der frühen Morgendämmerung

       Auf dem Platz in der Fremde

       Wenn das Schweigen zu schreien beginnt

       Esma und Cebrail im Lager nicht weit vom Lagertor

       Epilog

       Impressum neobooks

      Prolog

      Jung und alt, sie schweifen ziellos umher, wenn’s nicht schon ist, dann machen sich’s die Menschen schwer, dass sie weder Weg noch Ziel erkennen, das wundert am Ende auch nicht viel. Von denen, die still sind und still stehen, sind viele mager, überhaupt sind ihre Gesichter blass und hager.

      Es braust und hämmert in den Ohren, selbst in tobenden Stürmen werden Kinder geboren. Ob es klug ist, sie in den Trümmerzeiten zu zeugen, wir alle haben uns vor den großen Mächten tief zu beugen. Das Momentum weht wie die Fahne auf und ab, Motiv und Kraft halten Menschen ständig auf Trab, sie laufen hin und weg, wenn’s kracht und brennt. Es ist der stille Held, der rennt und zu Hilfe kommt, dessen Namen niemand kennt. Blitz und Donner schlagen mächtig nieder, die Zeit ist nicht für Schlaf- und Abendlieder, wo es schießt und brennt, das immer wieder.

      Schwarz sind die Wolken, die nach oben steigen aus brechenden Gemäuern, die nach unten zeigen und im Flammenmeer versinken, während anderswo Menschen in Fluten und Brandung ertrinken. Es zucken die Muskeln, es zuckt durch die Köpfe, was hungernde Menschen suchen, sind volle Töpfe, das umso mehr, wenn es Kinder sind. Da stelle sich keiner blind, denn schon liegt vor ihm das hungernde Kind mit dem aufgeblähten Wasserbauch und den Armen und Beinen spindeldürr wie ein abgelegter Wasserschlauch, dass das Leben kurz ist mit dem letzten Atemhauch.

      Aren. Was willst du machen, wenn du kein Geld mehr hast? Dir geht es so wie mir, der Transport hat mein ganzes Geld verschlungen. Ich versuchte nach Europa zu kommen, um dort ein neues Leben zu beginnen, wo es mehr zu essen gibt. Nun hänge ich hier und bin wie festgenagelt.

      Kobe. Hier gibt es keine Zukunft, um mit weniger Hunger zu überleben. Ich denke daran, ins Dorf zurückzukehren.

      Tayo. Was wird deine Mutter sagen, wenn du mit nichts zurückkommst, wo es doch kaum zu essen gibt? Deine Geschwister werden große Augen machen und dich fragen, ob das dein voller Ernst ist, dass du ins Dorf zurückkehrst, wo seit Jahren die Trockenheit herrscht und es nur wenig zu essen gibt. Sie werden dich fragen und wieder fragen und am Ende dich für einen Versager halten, der es nach Europa nicht schaffte.

      Freedom Day gegen die derzeitige Sklaverei (März 2018)

      Auf der Flucht

      Hakim. Die Füße, sie tragen uns weg aus unsrer Stadt.

      Hamoudi. An beiden Seiten der durchlöcherten Straße liegen die Körper, die es nicht weiter schafften.

      Hakim. Sie zu begraben, dazu fehlt die Zeit.

      Beide. Denn geschossen wird aus vollen Rohren, und vielen fehlt das Wasser und die Kraft, den letzten Dienst zu tun.

      Hamoudi. Der Schmerz brennt in den wunden Sohlen.

      Hakim. Und in den Köpfen klopft die Angst.

      Chor (unsichtbar). Wir ziehen in Kolonnen bei Tag und bei Nacht und wissen nicht, wohin wir die erschöpften Körper legen können. Das, was uns geblieben ist, das tragen wir auf der Haut, und der Schweiß tropft vor der letzten Trockenheit.

      Samira. Die Beine werden schwach auf dem langen Marsch. Kinder gibt’s, die erschöpft am Straßenrand liegen, weil die Mütter nicht mehr als zwei Kinder tragen können. So lasten die Leiden und Verluste schwer, und die Stimmen schluchzen in den Zeitenlauf hinein.

      Hakim. Sand schlägt in die Gesichter, dass die Augen schmerzen und erblinden. Auf der Straße reihen sich die Trichter, in denen Tote liegen.

      Hamoudi. Nicht nur in den Sohlen brennt der Schmerz, es brennt die Stadt mit unserm Herz. Es bombt und donnert durch Tag und Nacht, Dächer stürzen von den Wänden. Was soll am Ende dann noch werden?

      Hakim. Angst und Sorgen wachsen über den Morgen hinaus. Es zerschlägt, was Generationen schafften. Wer soll die Verantwortung dafür tragen, wenn es keinen gibt, der davon etwas versteht?

      Hamoudi. Die Eintracht der Jahre ist zerrissen, nun ist sie nicht mehr wert als ein Fetzen Tuch. Dächer stürzen, fliegen durch die Straßen, Mord und Tod hausieren im wilden Wahn.

      Samira. Was wir sonst in den Köpfen mit uns tragen, das sind Schmerz und Trauer und die vielen Fragen. Was wir in den Händen halten, wird den Tag nicht überstehen, wenn das Wasser fehlt und die Schwäche uns befällt und die Kinder aus letzter Kraft den weiten Weg folgen. Möge es der Schöpfer in seiner Gnade bewirken, dass es das junge Leben bis ans Ende schafft.

      Hakim. Der Tag geht zur Neige, ich blicke auf, dass mir der große Führer die Richtung zeige, wo wir die Nacht verbringen ohne Mord und Tod. Denn die Menschen sind erschöpft, dass sie das Ruhelager

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