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waren, da ward er

       bange und wollte weglaufen. Da rief eine Stimme hinter

       ihm her: »Jakob, geh nicht fort, du kannst mich erlösen,

       wenn du drei Nächte hintereinander an meinem

       Sarge wachst.« Da kehrte der Schäfer wieder um und

       versteckte sich unter den Sarg der Prinzessin. Als nun

       die Glocke Zwölf schlug, fuhr die Königstochter aus

       ihrem Sarge und suchte die ganze Kirche durch; in

       dem Augenblick aber, wo sie an den Sarg kam und

       den Schäfer eben fassen wollte, schlug die Glocke gerade

       Eins; da mußte sie wieder in ihren Sarg hinein.

       In der zweiten Nacht, da es wieder bald Zwölfe war

       und der Schäfer daran dachte, daß es ihm auch ergehen

       könnte wie den andern Wachen, da ward er bange

       und wollte weglaufen. Da rief eine Stimme hinter ihm

       her: »Jakob, geh nicht fort; du kannst mich erlösen.«

       Als der Schäfer das hörte, kehrte er wieder um und

       versteckte sich in das Gewölbe, wo die Leichen der

       früheren Wachen lagen. Er beschmierte sich Gesicht

       und Hände ganz mit Blut, deckte einige der Toten

       über sich und verhielt sich so ruhig, als ob er auch

       eine Leiche wäre. Als nun die Glocke Zwölf schlug,

       fuhr die Königstochter wieder aus ihrem Sarge, durchsuchte

       die ganze Kirche und kam auch zuletzt in das

       Gewölbe, wo der Schäfer unter den Leichen lag.

       »Dem die Füße warm sind, der ist's!« rief sie und tastete

       zwischen den Leichen herum. Schon war sie dem

       Schäfer ganz nahe, das Blut gerann ihm in den Adern,

       da schlug die Glocke Eins. Nun mußte die Prinzessin

       wieder zurück in ihren Sarg. – Am andern Morgen

       kam der König mit seinem ganzen Hofstaate in die

       Kirche, um nach dem Schäfer zu sehen, und als sie

       das viele Blut in seinem Gesicht und an seinen Händen

       sahen, erschraken sie und meinten nicht anders,

       denn es sei ihm ein Leid widerfahren. Jakob aber

       sprach: »Wisset, daß ich gesonnen bin, auch noch die

       dritte Nacht Wache zu halten; Morgen früh Glocke

       Sechs, da kommt mit Pauken und Trompeten und der

       ganzen Musik, denn entweder bin ich todt oder die

       Prinzessin ist erlöst.« Das mußte ihm der König versprechen.

       Kurz vor Zwölfe in der Nacht kroch der Schäfer

       unter den Sarg der Prinzessin, und als sie nun mit

       dem Schlage Zwölf herausfuhr, legte sich der Schäfer

       schnell selber in den Sarg hinein. Nun suchte die

       Prinzessin die ganze Kirche durch; als sie aber zuletzt

       auch an den Sarg kam, da schlug die Glocke Eins. In

       demselben Augenblick fing die Prinzessin an zu sprechen

       und sagte: »Jakob, ich danke dir viel tausend

       Mal; du hast mich nun erlöst.« Von Stund an begann

       sie auch allmählich weiß zu werden, und Morgens

       Glock sechs stand sie da in voller Schönheit und weiß

       wie zuvor. Da kamen auch der König und die Königin

       mit ihrem ganzen Hofstaate und vielem Volk, mit

       Pauken und Trompeten und voller Musik; und als nun

       Jakob mit der Prinzessin an der Hand aus der Kirche

       trat, da rief alles Volk: »Vivat, unser König Jakob!«

       und wollte des Jubilierens kein Ende werden.

       3. Das Öl der Zwerge.

       Es ist einmal eine Hebamme gewesen, zu der kam in

       der Nacht ein kleines Männlein mit einer Laterne und

       forderte sie auf, eilig mit ihm zu gehen. Sie nahm

       ihren Mantel über und folgte dem Zwerge, welcher

       über Feld und Wiesen voranschritt bis zu einem Wasser,

       unter welchem er seine Wohnung hatte. Hierinnen

       lag die Frau des Zwerges in Kindesnöten. Nachdem

       die Hebamme ihr Beistand geleistet und das Kindlein

       geboren und gewaschen war, reichte ihr das Männlein

       ein Glas mit wohlriechendem Öle und forderte sie auf,

       das Kindlein damit einzureiben. Nun hatte die Hebamme

       trübe, thränende Augen und darum die Gewohnheit,

       von Zeit zu Zeit mit der Hand darüber zu

       streichen. Als sie nun so mit dem Einreiben des Kindes

       beschäftigt war, juckte und flirrte es ihr auch wieder

       in dem einen Auge, so daß sie mit dem Finger herüberfuhr

       und es auswischte.

       Nachdem sie nun das Kind angezogen hatte und

       sich zum Weggehen anschickte, gab ihr der Zwerg einiges

       Geld. Sie ging darauf an das Bett der Wöchnerin,

       um ihr gute Besserung zu wünschen und Adieu zu

       sagen. Die Wöchnerin zog sie aber nahe zu sich und

       sagte ihr heimlich ins Ohr: sie sollte das Geld, welches

       ihr der Mann gegeben, nur wegwerfen, aber statt

       dessen den Kehricht aufraffen, der da vor der Stubentür

       an der Schwelle läge. Das that sie, behielt aber

       doch auch das Geld. Während dem hatte der Zwerg

       seine Laterne wieder angezündet, begleitete die Hebamme

       nach Hause und verabschiedete sich von ihr,

       nachdem er sich noch vielmals für die gute Hilfe bedankt

       hatte.

       Als jetzt die Frau nach ihrem Gelde sehen wollte,

       war es Pferdemist, der Kehricht aber war eitel rothes

       Gold.

       Einige Zeit darnach ging die Hebamme zum Jahrmarkt

       in die nächste Stadt und gedachte da tüchtig

       einzukaufen, denn sie hatte nun Geld in Menge. Sie

       mußte sich ordentlich drängen lassen, so voll war's da

       auf dem Markte. Da sah sie auf einmal denselben

       Zwerg, der sie in der Nacht zu seiner Frau geholt

       hatte; er ging von einer Krambude zur andern und

       packte in seinen Schnappsack, was ihm gefiel, schöne

       Honigkuchen und gute, braune Pfeffernüsse, Bänder

       und Tücher, ohne daß die Eigentümer das Geringste

       zu merken schienen. Die Frau drängte sich zu ihm

       hin, tupfte ihm mit dem Finger auf die Schulter und

       redete ihn an: »Sieh da! Guten Tag, guten Tag, Herr

       Zwerg! Auch hier?« Der Zwerg drehte sich rasch um

       und sah

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