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wagte. Und so war und blieb das tapfere Schneiderlein

       ein König all sein Lebetag und bis an sein

       Ende.

       Das Märchen von den sieben Schwaben

       Es waren einmal sieben Schwaben, die wollten große

       Helden sein und auf Abenteuer wandern durch die

       ganze Welt. Damit sie aber ein gut Gewaffen hätten,

       zogen sie zunächst in die weltberühmte Stadt Augsburg

       und gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister

       allda, um sich mit Wehr und Waffen zu versehen.

       Denn sie hatten nichts Geringeres im Sinne, als das

       gewaltige Ungetüm zu erlegen, das zur selben Zeit in

       der Gegend des Bodensees gar übel hausete. Der Meister

       staunte schier, als er die sieben sah, öffnete aber

       flugs seine Waffenkammer, die für die wackeren Gesellen

       eine treffliche Auswahl bot. »Bygott!« rief der

       Allgäuer, »send des au Spieß? So oaner wär mer grad

       reacht zume Zahnstihrer. For mi ischt e Spieß von

       siebe Mannslengen noh net lang gnueg.« – Drob

       schaute ihn der Meister wiederum an mit einem Blick,

       der den Allgäuer beinahe verdroß. Denn dieser lugte

       zurück mit grimmigen Augen, und bei einem Haar

       hätt's etwas gegeben, wenn der Blitzschwab nicht just

       zur rechten Zeit sich ins Mittel gelegt. »Hotz Blitz!«

       rief er, »du hoscht Reacht und i merk doin Maining:

       Wie älle siebe for oin, so for älle siebe noh oin

       Spieß.« Dem Allgäuer war dies nicht ganz klar, aber

       weil's den andern just eben recht, so sagte er: »Joh.«

       Und der Meister fertigte in weniger als einer Stunde

       den Spieß, der sieben Mannslängen maß. – Ehe sie

       aber die Werkstatt verließen, kaufte sich jeder noch

       etwas Apartes, der Knöpflesschwab einen Bratspieß,

       der Allgäuer einen Sturmhut mit einer Feder drauf,

       der Gelbfüßler aber Sporen für seine Stiefel, indem er

       bemerkte: solche seien nicht nur gut zum Reiten, sondern

       auch zum Hintenausschlagen. Als der Seehaas

       sich endlich einen Harnisch gewählt, pflichtete ihm

       der Spiegelschwab in solcher Vorsicht vollkommen

       bei, meinte aber, es sei besser, den Harnisch hinten

       als vorn anzulegen. Und kaufte sich ein altes Barbierbecken

       aus der Rumpelkammer des Meisters, groß

       genug, um seine untere Kehrseite zu bedecken.

       »Merk's: han i Curasche und gang i voran, noh brauch

       i koan Harnisch, goht's aber hintersche und fällt mer

       d'Curasche anderswohnah, noh ischt der Harnisch an

       seinn reachte Blatz.«

       Und nachdem die sieben Schwaben wie ehrliche

       Leute alles richtig bis auf Heller und Pfennig bezahlt,

       auch als gute Christen bei St. Ulrich eine Messe gehört

       und zuletzt noch beim Metzger am Göppinger

       Tore gute Augsburger Würste eingekauft hatten, so

       zogen sie zum Tor hinaus ihres Weges weiter. Den

       Spieß aber hielten sie alle sieben und gingen in einer

       Reihe hinter einander, daß sie schier aussahen, wie

       angespießte Lerchen. Voran ging der Herr Schulz, der

       Allgäuer, als der mannlichste unter ihnen, dann kam

       der Jockele, genannt der Seehaas, hierauf der Marle,

       genannt der Nestelschwab, dem folgte der Jerkle, war

       der Blitzschwab geheißen, hernach ging der Michel,

       Spiegelschwab zubenamset, dann kam der Hans,

       Knöpflesschwab, und zuletzt kam Veitle, das war der

       Gelbfüßler. Der Herr Schulz wurde der Allgäuer geheißen,

       weil er aus Allgau gebürtig war; der Seehaas

       hatte am Bodensee gesessen; der Nestelschwab führte

       darum seinen Namen, weil er statt der Knöpfe Nesteln

       hatte, er mußte aber bei den Hosen fast immer mit der

       Hand nachhelfen und halten, dieweil die Nesteln oftmalen

       abgerissen waren. Der Blitzschwab hieß also,

       weil er sich die Redensart: »Hotz Blitz!« angewöhnt

       hatte. Der Spiegelschwab hatte die Gewohnheit, seine

       Nase allezeit an dem Vorderteil seiner Jacke abzuputzen,

       die davon einen gewissen Spiegelglanz annahm;

       das schaffte jenem den saubern Namen. Knöpflesschwab

       war ein Mann, der verstand gute Knöpfle oder

       Spätzle zu kochen, das ist im baierischen Deutsch

       Knötel, und im sächsischen Deutsch Klöße. Der

       Gelbfüßler endlich war aus der Bopfinger Landschaft,

       deren Einwohner die Umwohner Gehlfießler schimpfen.

       Darum, daß sie einstmals einen Wagen voll Eier,

       den sie ihrem Herzog als Abgabe bringen müssen,

       recht voll stampfen wollen, und die Eier mit den

       Füßen festgetreten, davon denn die Eier etwas weni-

       ges zerbrochen, und die Füße der Bopfinger gegilbt

       hätten.

       Zogen nun die Sieben allesamt gutes Mutes mit

       ihrem Spieß dahin, kamen eines Heumondtages in der

       späten Dämmerung über eine grüne Wiese, da hob

       sich eine Horniß nicht weit von ihnen mit feindlichem

       Gebrummel hinter einer Dornhecke hervor, und flog

       vorüber. Darob erschrak der Schulz, Allgäuer, mächtiglich,

       und begann Angstschweiß zu schwitzen, und

       schrie seinen Kriegsgesellen zu: »Horchet! der Feind

       drommelt schoh!« Da schmeckte der Jockele, der

       dicht hinter dem Schulzen ging, einen übeln Geruch

       und rief: »Wohl! wohl! 's ist ebbes in der Näche! I

       schmeck schaun 's Pulver!« Da nahm der Herr Schulz

       Reißaus, ließ den Spieß fahren und sprang über einen

       Zaun, kam aber gerade auf die Zinken eines Rechens

       zu springen, und da fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und

       gab ihm einen ungewaschnen Schlag. Der Schulz vermeinte,

       der Feind haue auf ihn ein, und schrie: »Gieb

       Bardohn! i ergeb me.« Die andern sechs waren nachgesprungen

       über den Zaun, und da sie ihren Anführer

       also schreien hörten, so schrien sie alle: »Ergibscht du

       de, noh ergeb i me au! Ergibscht du de, noh ergeb i

      

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