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dieser Erde, aber noch nie im Welschland!

      Aktuell tobt eine heisse Diskussion in der Schweiz wegen dem Frühfranzösisch. Im neuen Lehrplan für Primarschüler ist vorgesehen, dass sie zwei Fremdsprachen gleichzeitig lernen sollen, weil es, gemäss unseren Bildungsexperten mit AP-Hintergrund, leichter ist. Dabei ist für die meisten Deutschschweizer das Hochdeutsche fast so schwer wie eine Fremdsprache, sodass es eigentlich drei Fremdsprachen sind, die man lernen sollte. Ich denke, dass jeder normale Mensch feststellen muss, dass damit der Heuwagen stark überladen ist. Englisch ist in der Anfangsphase für deutschsprechende Kinder leichter zu erlernen und ist erst noch trendy. Die französische Sprache hingegen ist etwas ganz anderes, weil sie lateinischen Ursprungs ist. Seit Generationen war dieses Schulfach, v.a. für Buben, eine Qual (der Schreibende einge-schlossen). Trotzdem gingen sehr viele nach der obligatorischen Schule für ein Jahr ins Welschland und lernten Land und Leute kennen. Nach einem Jahr konnten die meisten fliessend französisch sprechen und es entstanden auch sehr schöne Beziehungen unter den Miteidgenossen, was natürlich positiv für den Zusammenhalt der Schweiz war. Seit ca. 30 Jahren ist das „Welschland-Jahr“ aus der Mode gekommen und man beklagt das Auseinanderdriften der Sprach-regionen. Ausgerechnet die sehr jungen Primar-schüler sollen jetzt zwei Fremdsprachen lernen, weil es angeblich für den Zusammenhalt der Schweiz so wichtig sei. Dabei wäre es viel intelligenter, wenn alle Maturanden nach der Mittelschule für sechs Monate im Welschland arbeiten würden, damit sie fliessend französisch sprechen können und sie würden erst noch besser die „Welschen“ kennen lernen, was dem viel-zitierten Zusammenhalt der Schweiz markant mehr bringen würde. Und last but not least kann der Punkt „fliessend französisch sprechen“ bei der Jobsuche von sehr grossem Vorteil sein.

      Kapitel IV Auswendigpapageien in der Wirtschaft

       Der Schulbetrieb

      Hat man dann endlich das begehrte Diplom oder den Doktortitel, ist man bereit für das reale Leben. Nur von diesem hat man keine Ahnung, denn man war ja bis jetzt immer nur in der Schule (abge-sehen von Praktiken oder Aushilfsjobs). Die Schule ist eine geschützte Werkstatt, die mit dem realen Leben nicht viel zu tun hat. Stimmen die Noten, so hat man ein sehr schönes Leben. Jetzt aber ist man mit dem realen Alltag konfrontiert und nicht wenige stellen fest, dass er zu hart für sie ist. Was liegt näher als ein zweites Studium anzupacken oder sich mit einer Zusatz-ausbildung einer neuen beruflichen Heraus-forderung zu stellen. Ist man dann irgendwo gelandet, so versucht man, den Schulbetrieb in der Firma oder Organisation weiter zu betreiben, denn man kennt ja nur diese Art von Tätigkeit und sie ist erst noch stressfrei. Deshalb gibt es immer mehr interne Weiterbildungskurse und es ist sehr trendy geworden, firmeneigene Akademien zu realisieren. Im Extremfall sind die Angestellten dann mit internen Kursen dermassen beschäftigt, dass sie fast keine Zeit mehr für ihre eigentliche Arbeit auf ihren Positionen haben. Die Devise lautet: Für jedes Problemchen muss ein interner Weiterbildungskurs absolviert werden! Gesunder Menschenverstand ist nicht erwünscht. Ein-gedenk dieser Fakten erstaunt es nicht, dass die grosse Mehrheit der Studenten bei Grossfirmen oder bei Väterchen Staat arbeiten will, wo die Bürokratie besonders grosse Blüten treibt und der Schulbetrieb mehr oder weniger ungestört weiter gehen kann, was zur Folge hat, dass noch mehr Bürokratie produziert wird. Solange genug Geld in die Firma kommt, wird diese Entwicklung kaum hinterfragt. Dies ändert sich erst dann, wenn Umsätze und Margen einbrechen und Verluste ausgewiesen werden. Dann fallen so geistreiche Strategien wie „der Kunde muss im Mittelpunkt stehen“ oder „wir wollen noch näher beim Kunden sein“ oder „die Kundenbedürfnisse haben oberste Priorität“. Diese Slogans sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Sie beweisen aber, dass man vorher mehr mit internem „Schule spielen“ als mit Produkten, Kunden, Märkten und Konkurrenten beschäftigt war. Beim Staat fehlt leider ein Korrigendum, es sei denn, die Politiker würden nicht ständig zusätzliches Geld für die Bürokratie bewilligen. Dem ist leider nicht so, im Gegenteil, man produziert immer noch mehr Gesetze und Vorschriften, die noch mehr Staatsangestellte erfordern und damit noch mehr Steuergelder verschlingen. Gemäss „Schweiz am Wochenende“ wuchs die öffentliche Verwaltung in der Schweiz innerhalb eines Jahrzehnts (2009 bis 2018) um sage und schreibe 23‘000 Stellen. Das sind jährliche Mehrkosten von mindestens 2.5 Milliarden Schweizer Franken. Und es werden in Zukunft immer noch mehr Personen am staat-lichen Tropf hängen und noch mehr Bürokratie produzieren. Es erstaunt deshalb nicht, wenn bei einem immer grösser werdenden Teil der Bevöl-kerung die Frustration steigt, weil sie wissen, dass der normale Bürger dies alles bezahlen muss. Ich denke, bei den Protesten der „gilets jaunes“ in Frankreich ist das einer der Gründe, weshalb sie auf die Strasse gehen.

       Die Beratungsbranche

      Ebenso beeindruckend ist die berufliche Laufbahn bei Beratungsfirmen wie z.B. McKinsey. Sie brüsten sich damit, dass sie nur die besten Akademiker einstellen. Unter besten Akademiker verstehen sie diejenigen mit den besten Noten. Leider ist es aber oft so, dass diejenigen mit den besten Noten auch die besten Auswendig-papageien sind. Erfahrungsgemäss sind erfolgreiche Geschäftsleute nicht diejenigen mit den besten Schulnoten. Wie dem auch immer, sind die jungen und unerfahrenen Auswendig-papageien einmal eingestellt, so werden sie selber zu Berater. Nur was wollen sie beraten, wenn sie selber keine Ahnung haben? Hier greift nun wieder der Schulbetrieb. Man lernt sie Sätze auswendig lernen, die sie dann bei den Kunden repetieren sollen. Unterstützt werden sie von den ominösen Power Point-Präsentationen. Hier kann sich der Auswendigpapagei so richtig austoben. Komplexe Konzepte und undurchsichtige Organigramme, angereichert mit vielen Ab-kürzungen, werden dem Kunden aufgetischt, damit es ihm so richtig schwindlig wird und er einsehen muss, dass seine Firma nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Ist der Chef dann nicht Eigentümer und wenn möglich auch ein Aus-wendigpapagei, so ist er sehr oft bereit, die Empfehlungen 1:1 umzusetzen. Die empfohlene Strategie wird nicht hinterfragt und die soge-nannten einfachen, aber wichtigen Fragen werden, oft in Ermangelung von Erfahrung, nicht gestellt.

      Ein exemplarisches Beispiel ist der tiefe Fall der Swissair. Die Jahre vor dem Konkurs wurde Swissair von McKinsey mit dem Konzept „Hunter“ beraten. Es wurden jede Menge marode Flug-gesellschaften mit völlig unverständlichen Ver-trägen gekauft (Stichwort: unlimitierte Defizit-garantien). Im letzten Geschäftsjahr kassierte McKinsey noch 100 Millionen Franken für ihre „Beratertätigkeit“. Swissair verbrannte ca. 15 Milliarden Schweizer Franken. Sie war einmal eine der reichsten Fluggesellschaften der Welt und wurde zum grössten Konkursfall der Schweiz.

      Obwohl das Beispiel Swissair der Beraterbranche eigentlich hätte schaden müssen, blüht diese munter weiter. Man gewinnt den Eindruck, dass niemand mehr ohne Berater auskommen kann. Der Chef sollte eigentlich sein Geschäft (Produkte, Märkte, Konkurrenten, Mitarbeiter) am besten kennen und fähig sein, die nötigen Strategien zu entwickeln und umzusetzen, denn für diese Arbeit wird er eigentlich bezahlt. Dies scheint aber immer weniger der Fall zu sein. Meine Schluss-folgerungen überraschen nicht weiter, wenn man bedenkt, wie die grossen Karrieren zahlreicher CEO‘s aussehen:

      Viele von ihnen kommen aus der Beraterbranche und deren Karriereverlauf sieht wie folgt aus: Sie waren zwischen 5 und 10 Jahren in einer renommierten Beraterfirma und werden dann plötzlich CEO eines grösseren Unternehmens. Sie müssen also nicht die mühsame Ochsentour in einem Unternehmen durchlaufen, wo man vielleicht beweisen muss, dass man etwas bewegen kann, sondern steigt bequem mit dem Lift direkt in die oberste Etage. Dass diese Personen oft nicht über das nötige Rüstzeug verfügen, erstaunt nicht weiter. Und es überrascht auch nicht, wenn man von diesen Personen nur Plattitüden hört. Sie sind in erster Linie damit beschäftigt, ihre Bezüge möglichst hoch zu optimieren. Ihr unmittelbares Umfeld soll ihnen zudem unangenehme Probleme vom Hals halten, damit sie sich ausschliesslich den angenehmen Dingen, wie Repräsentieren, Fabriken eröffnen, schöne Reden halten, usw. zuwenden können. Gibt es grosse Probleme in der Firma, so müssen untergeordnete Kader ihren Kopf hinhalten.

       Die Finanzindustrie

      Ein anderer, aufschlussreicher Bereich ist die Finanzindustrie. Vor 40 Jahren und früher gab es sehr wenige Hochschulabsolventen im Kader-bereich einer Bank. Praktisch alle bis zum obersten Chef

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