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nicht sehr friedlich zu. Ich kaufe morgen eine Zeitung, dann kannst du alles nachlesen.»

      Danach versinkt Franz in grosses Schweigen. Der Tag macht ihm Angst, wie geht es weiter? Wird Hitler Deutschland wieder gross machen. Dagegen hat er nichts, nur dieser Hass auf die Juden, das kann er als Katholik nur schwer akzeptieren, dieser Goldberg ist doch ein angenehmer Zeitgenosse. Der hatte viel Pech im Leben und hat sich wieder gefangen. Franz könnte ihm nichts vorwerfen.

      Sicher gibt es unter den Juden solche, die wissen wie man ein gutes Geschäft abschliessen kann. Ist das ein Verbrechen? Gut vielleicht meint Hitler die Juden, welche die Gutgläubigkeit der Mitmenschen ausnutzen und ihr Vermögen mit illegalen Geschäften anhäuften. Dass man gegen diese Leute vorgeht, da kann er nichts dagegen einwenden. Sicher meinen die Nazis nur solche Juden. Die Juden die Franz kennt, sind im Alltag integriert und fühlen sich als Deutsche. Wenn er da an seine Grossschwiegermutter denkt. Die hatte deutsche Soldaten gepflegt. Da kann man doch nicht von einer Jüdin sprechen, sie ist so deutsch wie andere Frauen.

      Plötzlich läuft es ihm kalt den Rücken runter. Es wird ihm bewusst, dass er gar nicht in die NSDAP eintreten kann, er hat jüdisches Blut in seiner Verwandtschaft. Was heisst das nun für ihn? Die Vernunft sagt ihm, dass er die NSDAP mit allen Mitteln bekämpfen müsste, doch kann er das überhaupt? Wie konnte er, als er Rosa heiratete, wissen, dass sie jüdische Vorfahren hat? Das überprüfte doch damals niemand.

      Beim Einschlafen drehen sich seine Gedanken um die Zeit, als er an der Kerb überlegte, welches Mädchen er zum Tanz auffordern will. Neben Rosa war da noch die Waltraud und auch die blonde Hanna stand zur Auswahl. Schliesslich viel die Wahl auf Rosa, weil sie sich nicht zierte, als er ihren Busen streichelte. Als er drei Tänze früher das gleiche bei Hanna probierte, spielte die die Entrüstete. Bei Waltraud klappte es nicht, weil sein Freund schneller war. Als er Rosa nach der Kerb nach Hause brachte, waren die Würfel gefallen! Wie konnte er damals ahnen, welch grossen Fehler er gerade beging?

      Wieso Fehler? Stellt er entsetzt fest. Mit Rosa hat es doch ganz gut geklappt, jahrelang waren sie ein glückliches Ehepaar. Das soll nun wegen diesen Nazis plötzlich nichts mehr Wert sein? Er lässt sich von denen doch nicht vorschreiben, welche Frau er heiratet. Das geht die doch nichts an.

      Trotzdem hat er nun ein Problem. Wie soll er sich verhalten? Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder er ist gegen die Nazis, das ist aber sehr gefährlich. Es bleibt also nur die zweite Möglichkeit, er muss unauffällig mitschwimmen. Nur nicht auffallen und so tun, als ob man sich nicht an der Politik beteiligt. Manchmal wird er eine Armbinde tragen müssen, damit er nicht auffällt, aber was er denkt, das bleibt sein Geheimnis. Vielleicht ist das mit diesen Nazis früher vorbei, als man denkt. Dieser Hitler kann es mit dem Kaiser nicht aufnehmen.

      Gefährliche Strassen /1932

      Seinen 17. Geburtstag feiert Willi mit den Freunden vom Fussball. Eigentlich plante er eine kleine Feier im Klubhaus. Der Stadionwart riet ihm ab, es könnte sein, dass die Braunen die Feier stören könnten.

      So schmückte Willi das Gartenhaus. Rosa und Gabi helfen ihm, dass es trotzt dem kleinen Raum, gemütlich wirkt. Kaum zu glauben, dass seit dem schwarzen Freitag schon vier Jahre vergangen sind. Seither hat sich das Leben der Familie Wolf deutlich verändert. Die guten Zeiten sind vorbei. Für eine einfache Geburtstagsfeier reicht das Geld noch. Es wird ein ruhiger Geburtstag, vom Grammophon, welches ein Freund mitgebracht hat, ertönen mehrheitlich Schnulzen. Das Grammophon gehört seiner Mutter und die liebt diese Schnulzen. Da die meisten Freunde ihre Freundin dabei haben, wird bei schummrigem Licht viel geknutscht.

      Die Paare steckten sich gegenseitig an, wenn einer seine Hand auf den Busen seiner Freundin legt, wird es von den anderen Paaren nachgemacht. Die Mädchen welche sich bisher züchtig verhielten, geben ihre Zurückhaltung noch so gerne auf. Lediglich seine Mutter Rosa, welche ab und zu frischen Kaffee bringt, verhinderte, dass die Feier total ausartet.

      Gegen neun Uhr ist das Fest beendet. Die Jungen müssen ihre Freundinnen nach Haus bringen. Nachts sind die Strassen von Worms gefährlich, da patrouillierten Nazihorden durch die Strassen. Wehe, sie finden einen Grund, sich mit jemandem anzulegen. Das endete meistens mit einer blutigen Nase oder gar mit einem Spitalaufenthalt.

      Der Stadtrat versuchte zwar, seine Polizisten zur Sicherung der Strassen einzusetzen, doch die Nazis finden immer Wege, die Polizei auszutricksen. So ist es sicherer, wenn man sich rechtzeitig in seine Wohnung zurückzieht, da hatte man seine Ruhe.

      Wilhelm ist mit Ausnahme von Mittwochabend, den verbringt er immer noch traditionsgemäss mit Gabi, meistens zu Hause. Im nächsten Jahr will er sein Abitur abschliessen. Zurzeit arbeitet er an einem Bericht über die Fliegerei. Das Thema fasziniert ihn immer noch, obwohl seit Lindberghs Flug einige Zeit vergangen ist, werden in der Fliegerei werden laufend neue Rekord aufgestellt. Die technischen Neuheiten sind zahlreich und alle müssen in seinem Bericht erwähnt werden. Noch ist es ein Kampf zwischen Fliegerei und Luftschiffen. Die Flugzeuge sind schneller, doch die Luftschiffe sicherer.

      Willi ist auf dem Nachhauseweg vom Fussballtraining. Er sass diesmal noch länger mit seinen Freunden zusammen als üblich, weil man noch den Jahresabschluss feierte. Willi geht durch die aussen Bezirke nach Hause. Hier kann er eine nahende Horde Nazis rechtzeitig hören und sich verstecken.

      Er kommt gut voran und wird nicht belästigt. Er ist schon beinahe zuhause, als am Horizont eine helle Stelle auszumachen ist. Nach einigen Sekunden der Unsicherheit realisiert er, dass es irgendwo brennt. Er muss sich entscheiden, soll er nach Hause oder muss er sich um das Feuer kümmern. Schon hört er die Glocke mit der die Feuerwehr alarmiert wird. Er ist also nicht der einzige, welcher das Feuer bemerkt hat. Er kann nach Hause gehen, das Feuer ist bereits gemeldet und die Löscharbeiten sind eingeleitet.

      Seine Neugier ist jedoch stärker. Er geht in Richtung des Feuers und nähert sich der Stadt. Das Feuer muss Mitten in der Stadt ausgebrochen sein. Dann kann er die Brandstelle zuordnen, es muss das Stadttheater sein, welches da in Flammen steht.

      Inzwischen sind viele Leute eingetroffen und rennen panikartig herum. Die Feuerwehr legt Schläuche aus und beginnt Wasser in das brennende Gebäude zu pumpen. Einer ruft Willi zu sich, er soll beim Pumpen helfen. Kräftig zieht er an der Stange, mit fünf anderen Männern, pumpen sie was ihre Kräfte hergeben.

      Eine Stunde später sind sie völlig erschöpft. Es ist nichts zu machen. Das Stadttheater ist nicht zu retten, es brennt bis auf die Grundmauern runter. Erschöpft geht Willi nach Hause. Worms hat ein schönes Gebäude verloren, es wird nie mehr wie früher sein.

      Am nächsten Morgen wird vermutet, dass der Brand gelegt wurde. Es gibt Zeugen, welche eine Nazihorde im Bereich des Stadttheaters gesehen haben. Kurze Zeit später bemerkten Passanten, den Rauchgeruch und alarmierten die Feuerwehr. Doch das Feuer bereitete sich rasend schnell aus. Das historische Gebäude ist nicht mehr zu retten.

      Wochenlang wurde gerätselt, warum man ein solches Gebäude in Brand steckt. Was und vor allem wem, bringt das etwas? Musste das Gebäude verschwinden, weil dort auch Stücke von jüdischen Autoren aufgeführt wurden? Man weiss es nicht, die vermutlichen Brandstifter werden ermittelt, doch verurteilen kann man sie nicht. Es fehlen die Beweise. Die Zeugen zogen ihre Aussagen zurück. Zum Glück ist der Feuerwehrkommandant so weitsichtig, dass die Namen der Zeugen nicht veröffentlicht werden.

      Später findet man bei der Brandruine einen Zettel: Man hat es getan, weil man es konnte!

      An einem Nachmittag macht sich Maria auf und besucht Rosa. Sie hat einen Plan den sie mit der Familie Wolf besprechen will.

      «Welche eine Überraschung», ruft Rosa erfreut, als sie Maria vor der Türe sieht, «nett, dass du uns wieder mal besuchst.»

      «Ich möchte etwas mit dir und Franz besprechen, ist er da?»

      «Ja er sitzt in der Stube und studiert sich den Kopf voll, wie er noch etwas Geld verdienen könnte.»

      «Ist nicht mehr einfach», bestätigt Maria, «dass Josef als Jude Probleme hat, verstehe ich, aber ihr seid doch deutsche.»

      «Franz

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