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Dafür setzt er sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem BDI-Spitzenamt als Präsident der Leibniz-Gemeinschaft in den Jahren von 2001 bis 2005 und immer wieder in Talkshows ein. Er zieht eine positive Bilanz seines BDI-Hobbys. Er habe manchen Unsinn verhindert, einige Reformen erreicht, aber es bleibe noch vieles zu tun. Henkels wichtigstes Anliegen bleibt sein Eintreten für ein effektiveres politisches Entscheidungssystem.

      Die Wissenschaftsorganisation „Leibniz-Gemeinschaft“ hat Henkel zum Abschied überrascht. Sie hat den „Hans-Olaf-Henkel-Preis für Wissenschaftspolitik“ ausgelobt und eine neue, in den Bergen Sulawesis lebende Schmetterlingsart nach ihm benannt, die „Bracca olafhenkeli“. Die Flügel des schönen Falters fallen durch ein Leopardenmuster auf. Das Muster könnte eine Anspielung auf Eigenschaften Henkels sein: Leoparden sind wegen ihrer Stärke und ihres Mutes in vielen Kulturen zum Symbol für Krieger und Herrscher geworden.

      Hans-Olaf Henkel hat nach seinem 55zigsten Lebensjahr seine Ehrenämter, das Präsidentenamt beim BDI, das Präsidentenamt bei der Leibniz-Gemeinschaft und die Null-Euro-Honorar-Professur an der Universität Mannheim zu seinem Beruf gemacht, er hat für seine „Hobbys“ gelebt. Ein „workaholic“ ohne Zeit für die Familie, für die von ihm geliebte Jazzmusik, für das Schachspielen und das eigene Segelboot ist er nie gewesen.

      Sein kostbares Jazzarchiv zählt mehr als 500 Vinylscheiben. Einige stammen noch aus der Zeit, als er 16 Jahre alt war, für Nat King Cole und Earl Bostic schwärmte und für seine Freunde in seiner Wohnung einen Jazz-Salon, das „Studio 48“, einrichtete und ein Jahr später durch die Jazzlokale auf St. Pauli zog. Fasziniert von einer Beatle-Muse lässt er sich damals von der Angebeteten zu einer Pilzkopf-Frisur überreden. Bald tragen auch die auf der Reeperbahn spielenden Beatles diese Frisur. Henkel ist dem Jazz treu geblieben. Seit März 2008 lädt er jeden Sonntag auf Jazz-Radio 101,9 von 12 bis 13 Uhr zum „Jazzbrunch“ ein. Die Sendung ist beliebt, nicht nur wegen Henkels gutem Musikgeschmack. Manche hören sie nur wegen der Zwischentöne, wegen Henkels Frozzeleien und frechen Sprüche.

      Andrea Nahles

      Die Vorarbeiterin der SPD

      „Ich gehe optimistisch in jeden Tag“

      Abtauchen gibt es für Andrea Nahles nicht. Nach einer langen Wahlnacht stellt sie sich im Morgenmagazin des 28. September 2009 den Fragen des ARD-Korrespondenten. Die SPD hat 11,2

      Prozentpunkte verloren. Sie ist auf 23,03 Prozent abgestürzt. Es ist das schlechteste Ergebnis bei einer Bundestagswahl, eine historische Niederlage. Für Andrea Nahles ist die Chance vertan, Bildungsministerin in einer von Frank-Walter Steinmeier geführten Regierung zu werden. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende versucht gar nicht erst, das Ergebnis schönzureden, spricht von einem massiven Vertrauensverlust, aber auch der festen Absicht, das Vertrauen zurück zu gewinnen. Sie prophezeit, dies werde kein Sprint sondern ein Mittelstreckenlauf. Der Optimismus, der sie auszeichnet, ist an diesem Morgen nach der Wahlniederlage verhalten, das Lächeln durchzogen von Nachdenklichkeit und Entschlossenheit. Das Ergebnis sei kein Signal für ein „Weiter so“, sagt Frau Nahles in das Mikrofon des Reporters. Mehr nicht. Über die nun anstehende Erneuerung der SPD will sie zunächst hinter verschlossenen Türen sprechen.

      Trotz der erdrutschartigen Verluste der SPD zieht Andrea Nahles 2009 wieder in den Bundestag ein. Die rheinland-pfälzische SPD hatte sie auf den sicheren Platz 1 ihrer Landesliste gesetzt. Denn den Wahlkreis Ahrweiler, in dem sich Andrea Nahles wieder um ein Direktmandat beworben hat, gewinnt auch 2009 Mechthild Heil von der CDU. Zwar hat Mechthild Heil über vier Prozent weniger Erststimmen als bei der Bundestagswahl 2005 erhalten, aber Andrea Nahles hat gegenüber 2005 elf Prozentpunkte eingebüßt und nur noch 24,9 Prozent der Erststimmen gewonnen. Einen kleinen Nahles-Bonus gibt es im Wahlkreis 199 dennoch, denn mit nur 21,9 Prozent hat die SPD bei den Zweitstimmen noch schlechter abgeschnitten.

      Hätten sich die Bürger im gesamtem Wahlkreis Ahrweiler so entschieden wie die Wähler in Weiler, der Heimatgemeinde von Andrea Nahles, wäre ihr das Direktmandat sicher gewesen. Andrea Nahles gewinnt in Weiler 54 Prozent der Erststimmen, doppelt so viel wie die SPD Zweitstimmen. Rechnet man den zwei Kilometer entfernt gelegenen Ortsteil Niederelz hinzu leben 532 Einwohner in der Gemeinde.

      Den Heimvorteil in Weiler verdankt Andrea Nahles der Bodenständigkeit der Familie Nahles und ihrer Heimattreue, vielleicht auch ein wenig dem Fest, zu dem sie das ganze Dorf auf ihren Hof eingeladen hat. Vater Nahles hat den alten Backes auf ihrem Hof angeheizt, Andrea Nahles und ihre Mutter backen herrlich duftendes Brot und Kuchen, die von ihrem Vater destillierten Obstbrände sorgen für beste Stimmung. Andrea Nahles wohnt auf dem über 250 Jahre alten Bauernhof ihrer Urgroßeltern mütterlicherseits. Ihr Vater, der Maurermeister Alfred Nahles, hat ihn restauriert und modernisiert. Auf dem nahen Reiterhof steht ihr Pferd „Siepke“, ein großer schwarzer Friese mit buschiger Mähne.

      Die Familie Nahles engagiert sich im Dorf. Der Vater hat den Kirchenchor gegründet und lange geleitet, ihr jüngerer Bruder hat die Orgel in der Kirche gespielt, heute sitzt ihre Cousine auf der Orgelbank. Andrea Nahles Mutter, eine Ex-Finanzangestellte, ist im Verwaltungsrat der Pfarrgemeinde und für deren Kasse zuständig.

      Andrea Maria Nahles wächst in einem gut katholischen Elternhaus auf. Sie besucht die Zwergschule im Ort, in der ein Lehrer die erste und die zweite Klasse zusammen in einem Raum unterrichtet, wird Messdienerin und arbeitet in einer ökumenischen Jugendgruppe mit.

      Nach der Grundschule wechselt sie auf die Realschule, obwohl sie eine Gymnasialempfehlung hat. Die Eltern trauen es sich finanziell nicht zu, die Tochter und ihren Sohn gleichzeitig auf das Gymnasium zu schicken. Das traditionelle Rollenbild im Kopf, entscheiden sie, dass Andreas Bruder das Gymnasium besuchen, die Tochter auf die Realschule gehen und eine Banklehre beginnen soll. Der Bruder besucht das Gymnasium und macht später als Arzt Karriere.

      Andrea Nahles bleibt bis zur zehnten Klasse auf der Realschule. Ihre Realschullehrer setzen sich dafür ein, dass sie auf das Gymnasium wechselt. Sie nimmt noch auf der Realschule an Vorbereitungskursen teil, verbessert unter anderem ihr Englisch, und geht mit fünf anderen Schülern auf das Gymnasium. Statt die Spätwechsler zu ermutigen, legen es einige Gymnasiallehrer darauf an, die ehemaligen Realschüler vorzuführen. Ein Deutschlehrer nimmt Andrea Nahles sechs Wochen immer wieder dran, um zu beweisen, dass Realschüler wenig können. Das Bloßstellen gelingt jedoch nicht. In Deutsch ist Andreas Nahles ein Ass. „Es war wirklich übel. Statt die Durchlässigkeit zu fördern, erwartete mich zunächst eine Kette von Entmutigungen.“

      Sie muss zudem in der Zeit des Wechsels von der Realschule auf das Gymnasium viele Wochen wegen eines Sehnenabrisses im Krankenhaus verbringen. Die Hälfte ihrer Gymnasialzeit kann sie nur mit Krücken gehen. Obwohl schon der Übergang auf das Gymnasium und die körperlichen Beeinträchtigungen viel Kraft erfordern, übernimmt sie noch die Chefredaktion der Schülerzeitung „Morjen“. Einmal findet eine Redaktionssitzung bei ihr im Krankenhaus statt. Sie macht ein gutes Abitur. Alle fünf ehemaligen Realschüler liegen mit ihren Abiturnoten im oberen Drittel.

      Zweifel, ob sie das Abitur schafft, hat Andrea Nahles nicht gehabt. Aber von ihrer Selbstwirksamkeit ist sie nicht einhundertprozentig überzeugt. In ihrem kurz nach der Bundestagswahl 2009 erschienen Buch „Frau, gläubig, links. Was mir wichtig ist“ wirbt sie für eine „Kultur des Zweifels“. Im Gespräch sagt sie: „Ich bin immer von Selbstzweifeln geprägt gewesen, habe sie mir aber nicht anmerken lassen. Ich habe jedoch einen guten Antritt, überwinde Zweifel und entscheide schnell. Diese Entscheidungsstärke zeichnet mich aus. Ich stehe auch zu meinen Entscheidungen, selbst wenn sie sich als falsch erweisen“. Dieses Verhalten hat sie von klein auf gelernt. In der Nahles-Familie gibt es kein „Vertun“, was man angefangen hat, muss man, so gut es geht, zu Ende bringen. Halbe Sachen macht Andrea Nahles nicht. Für sie gilt immer „volle Kraft voraus“. Sie ist wie ihr Vater ein Energiebündel. Vorsicht und exaktes Planen hat sie von der Mutter gelernt, die Wert darauf legt, ihre Kinder früh zur Selbstständigkeit zu erziehen.

      Einen der wichtigsten Werte der Familie Nahles lebt die Großmutter vor: ein starkes Arbeitsethos. Sie führt die sechsjährige Andrea an Aufgaben und Pflichten in der Familie heran und bereitet sie darauf vor, dass das Leben kein Zuckersch lecken ist.

      Ihr

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