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und außerdem hatte sie mir sehr weh getan. Ich sprang also auf und rief: »O, Miß, das ist ein nichtswürdiger Streich! Sie haben kein Recht, mich zu kneifen, und ich lasse mir das nicht gefallen!«

      »Ich habe dich nicht angerührt, du lügenhafte Kreatur!« schrie sie, während ihre Finger sich krümmten, um noch einmal zuzupacken, und ihr Gesicht sich flammend rötete. Sie konnte sich niemals bezähmen.

      »So? Was ist denn dann das hier?« gab ich zurück und zeigte den purpurroten Fleck auf meinem Arm.

      Sie stampfte mit dem Fuß auf und dann – von ihrem bösen Dämon getrieben, – gab sie mir eine Ohrfeige, einen gewaltigen Schlag, der mir die Tränen in die Augen trieb.

      »Catherine, Lieb! Catherine!« legte sich Linton ins Mittel, den die Lüge und der Wutanfall seiner Angebeteten sehr erschreckt hatten.

      »Geh hinaus, Ellen!« wiederholte sie, an allen Gliedern bebend.

      Der kleine Hareton, der mir überall hin folgte und neben mir auf dem Boden gesessen hatte, begann, als er meine Tränen sah, mitzuweinen. »Böse Tante Cathy«, schluchzte er, was nun natürlich ihre Wut auf sein unschuldiges Haupt herniederlenkte. Sie packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn so lange, bis das arme Kind halb ohnmächtig war und Edgar ihre Hände festhielt.

      Sofort hatte sie ihm eine Hand entwunden, und der erstaunte junge Mann fühlte einen Schlag auf seiner Wange brennen, den er nicht als Scherz betrachten konnte.

       Er zog sich verwirrt zurück. Ich nahm Hareton auf den Arm und ging mit ihm hinaus in die Küche, ließ aber die Tür hinter mir offen, denn ich war begierig zu sehen, wie die Sache enden würde. Der beleidigte Gast griff bleich und mit bebenden Lippen nach seinem Hut.

      »So ist's recht!« sagte ich zu mir selbst. »Sei gewarnt und geh! Nun hast du mal ihren wahren Charakter gesehen.«

      »Wo gehst du hin?« fragte Catherine, zur Tür tretend.

      Er wich zur Seite und versuchte an ihr vorbei zu kommen.

      »Du sollst nicht gehn!« rief sie mit großer Bestimmtheit.

      »Ich muß und werde gehn!« entgegnete er leise.

      »Nein!« trotzte sie und ergriff die Türklinke. »Nicht jetzt, Edgar Linton; setz dich! Du sollst mich nicht in solcher Mißstimmung verlassen. Ich würde die ganze Nacht elend sein, und ich mag nicht um dich elend sein.«

      »Kann ich bleiben, nachdem du mich geschlagen hast?« fragte Linton.

      Catherine blieb stumm.

      »Du hast mich entsetzt; ich schäme mich deiner«, fuhr er fort, »ich werde nicht wieder herkommen.«

      Ihre Augen wurden feucht, ihre Lider zuckten.

      »Und du sagtest eine wissentliche Unwahrheit!« sagte er.

      »Nein nicht!« rief sie. »Ich tat nichts wissentlich! Gut, geh, wenn du willst – troll dich! Und jetzt werde ich weinen – werde ich mich krank weinen!«

      Sie sank an einem Stuhl nieder und brach in bittere Tränen aus. Edgar beharrte bei seinem Entschluß – bis er den Hof erreicht hatte; da zögerte er. Ich beschloß, ihn anzufeuern.

      »Miß ist gräßlich eigensinnig«, rief ich hinaus, »sie ist schlimmer als ein verzogenes Kind. Sie sollten lieber heimreiten, sonst wird sie noch krank werden – nur um uns zu quälen.«

      Der weichherzige Junge blickte durchs Fenster zu ihr hinein. Er hatte ebensoviel Kraft sich zu entfernen, wie eine Katze Kraft hat, eine halbgetötete Maus zu verlassen. Ach, dachte ich, bei dem ist nichts zu retten! Er ist gefangen, sein Schicksal ruft ihn.

      Und so war es. Er wandte sich plötzlich, eilte wieder ins Haus, ins Zimmer und schloß die Tür hinter sich; und als ich ein Weilchen später hineinging, tun sie zu benachrichtigen, daß Earnshaw schwer betrunken nach Hause gekommen sei und sicherlich seinen Rauschzorn auf uns entladen werde, sah ich, daß der Streit sie einander nur näher gebracht hatte; sie hatten die Maske der Freundschaft abgeworfen und sich zu Liebenden bekannt.

      Die Mitteilung von Mr. Hindleys Ankunft trieb Linton schleunig aufs Pferd und Catherine auf ihr Zimmer. Ich aber beeilte mich, den kleinen Hareton in Sicherheit zu bringen und aus der Vogelflinte des Herrn die Ladung zu entfernen. Er liebte es, in der Trunkenheit mit dem Gewehr zu spielen – eine Gefahr für alle, die irgendwie seine Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Ich war daher darauf geraten, das Gewehr zu entladen, damit kein Unglück geschehe, falls er es wirklich einmal abdrücken sollte.

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