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über den Kampfplatz verstreut lagen. Sie hatten raue, blaugraue Panzer, die sich fast so hart anfühlten wie Stein, vier Beinpaare, die so lang waren wie ein menschlicher Unterarm, außerdem abgeflachte Köpfe mit Raspelzähnen und einem Saugmaul.

      „Die beste Strategie ist wirklich, zwei Beine auf einer Seite abzuschlagen, damit sie die Richtung nicht mehr halten können“, meinte Kilian. „So, wie du’s gemacht hast, Alena. Aber nur dein Smaragdschwert ist hart genug, unsere sind nicht aus so gutem Stahl.“ Traurig betrachtete er die Scharten in seiner Klinge. „Wisst ihr was? Ich glaube, es war ein Riesenfehler, so viele Leute aus Daresh zur Grenze zu schicken. Man kann diese Biester gar nicht zurückschlagen. Ich habe das unangenehme Gefühl, dass der Ruf sie nur mit jeder Menge Frischfleisch versorgt.“

      „Wenn das jetzt jede Nacht so geht, dann kommen wir nie zur Grenze“, stöhnte Jelica und legte die Hände um einen dampfenden Becher Cayoral. „Und vielleicht ist das auch besser so … mir ist egal, ob Zarko blöde Sprüche reißt, wenn wir wieder daheim sind …“

      „Wir müssen tagsüber weiter, es hilft nichts“, sagte Alena und beschloss Jelicas Andeutung zu überhören. Das Feuer knisterte und knackte, als sie noch einen Ast nachlegte. Alena dachte über den Mann nach, der ihnen geholfen hatte. „Wenn dieser Kerl im dunklen Umhang den Fluss nicht aufgestaut hätte, wäre es für uns übel ausgegangen. Ich glaube, es war der Mann aus der Schänke – der mit dem Messerkunststück.“

      „Konntest du diesmal sein Gesicht erkennen?“, fragte Jelica.

      „Nein, ich habe ihn nur kurz gesehen und er hat wieder die Kapuze getragen.“

      Alena stand auf, schritt am Fluss entlang den Steilhang ab und fand die Stelle, wo der Fremde den Hang hochgeklettert war. Sie prägte sich die Form seiner Fußspuren ein und benutzte dann die Grifflöcher, die er gegraben hatte, um ebenfalls nach oben zu kommen.

      Im Wald sah es schlimm aus, kreuz und quer lagen frisch gefällte Bäume herum. Durchgenagt! An den Spuren stellte sie fest, dass der Fremde schließlich doch noch in den Fluss gesprungen war – nur ein Stück stromaufwärts. Wieso war er nicht zu ihnen herübergewatet? Sah aus, als würde er sich absichtlich von ihnen fern halten! Sie wurde immer neugieriger.

      „Gut, dass wir nicht probiert haben, auf Bäume zu klettern“, berichtete Alena den anderen nach ihrer Rückkehr. „Das hat der Fremde anscheinend gemacht und sie haben ihn von einem Baum nach dem anderen runtergeholt.“

      Doch ihre Freunde hörten schon nicht mehr zu. Sie hatten sich in ihre Decken gerollt und schliefen. Alena zuckte die Schultern und blickte zu Cchraskar hinüber. Er gähnte, sagte aber tapfer: „Ich mach die erste Wache, die erste.“

      „Du machst dich gerade sehr beliebt“, teilte ihm Alena dankbar mit und bat ihn sie gegen Mittag zu wecken. Es half nichts, sie mussten heute noch über die Grenze.

      ***

      Die letzte Strecke mussten Alena und die anderen schleichen. Immer wieder hörten sie Stimmen von Menschen – Soldaten der Regentin und Gruppen von Freiwilligen. Viele hatten sich nach den nächtlichen Kämpfen erschöpft zum Schlafen hingelegt. Cchraskar warnte Alena jedes Mal rechtzeitig und sie tauchten ins Gebüsch oder umgingen die Lichtungen mit Hunderten von schlafenden Menschen auf Zehenspitzen. Überall lagen die Körper von toten Zecken, einige stanken schon.

      Dann standen sie an der Stelle, die der Dhatla-Züchter ihnen beschrieben hatte. Wiese auf der einen Seite, Steinwüste auf der anderen. Und in der Ferne der Turm, der hoch über der Ebene aufragte. Es war ein so herrlicher Anblick, dass sie alle verstummten.

      Dort ist Pa, dachte Alena sehnsüchtig. Beim Feuergeist, ich würde ihn so gerne sehen. Wieso hat er mich nicht mitgenommen? Was er wohl machen würde, wenn er wüsste, dass ich hier bin? Hoffentlich findet er heraus, was mit dem Turm nicht stimmt …

      „Äh, Alena?“, fragte Jelica. „Dort drüben gibt’s keine Flüsse oder Seen.“

      „Hm, ja, sieht fast so aus.“

      „Wie sollen wir uns da vor den Zecken schützen?“

      Bin ich vielleicht dein Kindermädchen?, dachte Alena ungeduldig. „Keine Ahnung – das finden wir schon heraus.“

      „Wie sollen wir da ungesehen durchkommen?“, fragte Kilian unsicher. „Auf der Ebene gibt’s keine Deckung. Die Soldaten werden uns bemerken und zurückholen.“

      „Nicht wenn wir schnell machen und in Richtung Turm gehen, sodass es aussieht, als hätten wir eine Botschaft für die Leute dort. Falls sie uns vor dem Turm schnappen, behaupte ich einfach, ich wollte unbedingt meinen Vater besuchen.“ Alena kniff die Augen zusammen. Das mit der Deckung stimmte nicht. Es gab eine ganze Menge großer Felsbrocken, die in der Gegend herumlagen, und hinter dem Turm sah die Gegend zerklüftet aus. Mit etwas Glück fanden sie dort ein Versteck, in dem sie sich heute Nacht verschanzen konnten.

      Kilian nestelte die Karte heraus, peilte die Richtung. „Wir müssen schräg am Turm vorbei, nach Nordosten. Dann müssten wir eigentlich nach ein paar Tagesreisen zu der Stelle kommen. Du weißt schon. Wo auf der Karte ‚Atakán‘ steht.“

      Alena musste an den Traum denken, den ihr das Smaragdschwert geschickt hatte. Schritt für Schritt hinein in den Nebel … was wohl jenseits der Grenze auf sie wartete?

      „Na, dann los“, sagte sie.

      ***

      Jorak war sprachlos. Was taten die vier da? Wieso meldeten sie sich nicht beim Kommandanten, der für den Grenzabschnitt zuständig war, und ließen sich eine Kampfposition zuweisen? Sie gingen über die Grenze. Waren die noch ganz normal? Was hatten sie vor?

      Vielleicht wollen sie zum Turm, dachte Jorak. Ja, sieht ganz so aus. Er überlegte, ob er ihnen weiter folgen sollte. Ob er sich das zutraute. Es war nicht mehr lange hell – sie würden auf der Ebene übernachten müssen. Eins war nach der letzten Nacht klar: Ein Vergnügen würde das nicht werden.

      Er dachte wieder an Alena und daran, dass sie gestern zum ersten Mal seit Monaten miteinander geredet hatten. Gut, es waren nur zwei Sätze gewesen und Alena hatte anscheinend seine Stimme nicht erkannt. Aber das war immerhin ein Anfang. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Wenn er sich zu früh enttarnte, war alles aus. Dann hatte er seine zweite Chance verspielt, einen guten Eindruck auf sie zu machen.

      Es würde nicht einfach werden, ihnen über diese Ebene bis zum Turm und zurück zu folgen, ohne dass Cchraskar ihn entdeckte. Aber er musste es riskieren. Wenn er dafür noch mal die Gelegenheit bekam, Alena zu schützen, war es die Sache wert.

      Immerhin – das täglich Neue von heute ist wirklich vom Feinsten, dachte Jorak andächtig, als er sich die Sandalen wieder anzog und in die steinige Wüste jenseits der Grenze wanderte. Ich bin zum ersten Mal außerhalb von Daresh. Ich fürchte, das lässt sich kaum noch übertreffen.

      Retter in Not

      Alena gönnte sich und den anderen keine Pause. Sie mussten bis zum Turm und darüber hinaus, bevor die Nacht einbrach. Zum Glück kamen sie erstaunlich gut voran. Sie ließen den Turm hinter sich und kletterten in die flache Felsenlandschaft jenseits davon. Der Fels war von Höhlen durchzogen, die sich als Übernachtungsplätze eigneten.

      „Schaut mal, hier können wir uns verschanzen!“, rief Jelica begeistert und kroch in eine Höhle hinein. Alena hielt ihr Schwert bereit ? in Höhlen konnte allerlei Viehzeug lauern. Sie merkte, dass der Smaragd am Griff wieder schwächer leuchtete. Es wollte, dass ich über die Grenze gehe, dachte sie. Ich habe Recht gehabt, das war mein Schicksal.

      Cchraskar gab nach kurzem Wittern Entwarnung. Sie hatten Glück, die Höhle war leer. Der Boden war von trockenem Sand bedeckt. „Ich hole schon mal Felsbrocken, mit denen wir den Eingang blockieren können“, sagte Kilian und Alena begleitete ihn, um ihm zu helfen. Als die Sonne unterging, hatten sie den Eingang verbarrikadiert. Keinen Moment zu früh, kurz darauf begann draußen das Kratzen und Scharren. Doch die Wesen schafften es nicht durch die Barriere.

      „Möget

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