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und Lebensläufen vorgestellt: Wie kamen sie zur Seefahrt? Was haben sie an Bord und in den Häfen der Welt erlebt? Wie geht es ihnen heute? Welche Perspektiven sehen sie für sich und für den Beruf des Seemanns? Das Schicksal dieser Menschen soll nicht in Vergessenheit geraten. Bei den Interviews mit den Seeleuten hatte ich gemerkt, dass mir altbekannte Gäste des Seemannsheimes durch die intensiven Gespräche erst richtig vertraut wurden.

      Die erste Auflage des ersten Bandes erschien unter dem Titel: „Seemannslos - heimatlos“, eine erweiterte als „Seemanns-Schicksale“. Insgesamt brachte ich bisher über 3.800 Exemplare vom Band 1 an interessierte Leser. Ich erhielt viele Reaktionen zu meinen Büchern. Ein Schifffahrts-Fachjournalist kurz nach Erscheinen des 1. Bandes:

      „...heute kam Ihr Buch per Post an - und ich habe es gleich in einem Rutsch komplett durchgelesen. Einfach toll! In der Sprache des Seemannes, abenteuerlich und engagiert. Stories von der Backschaftskiste und voll von Lebenslust, Leid und Tragik. Dieses Buch sollte man den Politikern und Reedern um die Ohren klatschen. Menschenschicksale voll von Hochs und Tiefs. Ich hoffe, dass das Buch eine große Verbreitung findet und mit Vorurteilen aufräumt. Da ich in der Schifffahrts-Journalistikbranche ganz gut engagiert bin, ...werde ich gerne dazu beitragen, dass Ihr Buch eine große Verbreitung findet... Ich bestelle hiermit noch fünf weitere Exemplare... Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit dem Buch, - das wirklich Seinesgleichen sucht...“

      Die Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage ermutigen mich, in diesem zweiten Band weitere Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben. Auch hierbei handelt es sich wieder um zeitgeschichtlich sehr interessante und aufschlussreiche Lebensschicksale. Ein Kapitän hat jahrelang Tagebuch geführt. Er benutzte dieses als Quelle für seine Memoiren, die er mir zur Verfügung stellte. Ich redigierte und veröffentlichte sie als Band 5 in der Reihe „Seemannsschicksale“. Auch dieses Buch „Ein Leben auf See“ stieß auf reges Interesse, und der Verband deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere in Hamburg ermutigte mich mit der Meinung, diese Reihe „Seemannsschicksale“ sollte unbedingt fortgesetzt werden. So entstand im Laufe der Jahre diese gelbe maritime gelbe Buchreihe mit inzwischen mehreren Dutzend Bänden (siehe Liste am Ende desBuches).

      Allen, die an diesen Portraitsammlungen mitgewirkt haben, mir aus Ihrem Leben erzählten, von ihren Fahrten berichteten, sich mit der Veröffentlichung einverstanden erklärten, mir Bildmaterial zur Verfügung stellten und mir beim Korrekturlesen halfen, allen sei herzlich gedankt!

      Hamburg, Neuauflagen 2007 und 2014 Jürgen Ruszkowski

       Die Lebenserinnerungen des Kapitäns Johannes Hubert

      Johannes Hubert – ein Kapitän aus Estebrügge im Alten Land

      Veröffentlichung im Buch mit Genehmigung der Erben

      In diesem Beitrag lesen Sie:

      Prolog: Die Herkunftsfamilie Hubert:

      1. Heimat an Este und Elbe

      2. Das Elternhaus

      3. Kindheit und Schulzeit

      4. Beginn einer Karriere: Schiffsjunge auf großer Fahrt

      5. Schiffbruch vor Brasilien

      6. Die erste Liebe

      7. Als Leichtmatrose Richtung Heimat

      8. Wieder daheim

      9. Auf See zu neue Ufern

      10. Asien

      11. Vollmatrose auf der "PAMELIA"

      12. Mit Passagieren nach Levante

      13. Steuermann auf großer Fahrt und Einjähriger

      14. Bei H. M. Gehrkens auf Finnlandfahrt

      15. Der erste Weltkrieg

      16. Schmerzlicher Abschied von der Kriegsmarine

      17. Zwischen den Weltkriegen bei H.M.G. – Mittelmeer

      18. Mit der "WANDRAHM" auf stürmischer Fahrt

      19. Finnland / Russland

      20. Das Funkpatent

      21. Der zweite Weltkrieg

      22. Wiederbeginn nach dem Krieg

      Die Herkunftsfamilie Hubert (Prolog)

       Heimat an Este und Elbe

      (Auszug aus Drestedter Courier, Hauszeitschrift der Ernst F. Hubert KG, 13.11.1953)

      Die Familie Hubert entstammt dem Alten Land. Zwischen Buxtehude und Cranz, an der Elbe, wo einmal holländische Siedler und Deichbauer den Estefluss überschritten und die Estebrücke erbauten, liegt das Fischerdorf Estebrügge. Dort sind die Bartels und Behrends, die Feindt und Hauschildt, die Köpcke und Pickenpack, Palm, Quast und Wegener zu Hause. Hier und in Cranz, wo die Este in die Elbe mündet und ihre Schifffahrt den Kontakt mit der weiten Welt fand, ist die Heimat der Familie Hubert. Immer wieder im Laufe der Jahrhunderte durchbrachen Sturmfluten die Deiche und zerstörten die mühselig gepflegten Gärten der Obstbauern. Immer wieder stieß aber auch die Kühnheit dieser Menschen hinter sicheren Deichen hervor auf die freie See, um den unermesslichen Reichtum des Meeres zu ernten. Kampf um das stets bedrohte Land, Kampf gegen Sturm und See, Bewährung in hundert Gefahren. Kaufmännisches Abwägen, beharrliche Bestellung des Bodens, verwegene Ausfahrt in alle Meere, gefahrvolles Bauern- und Seefahrerleben bildeten den Menschenschlag, der in Estebrügge und Cranz unter den hohen Fachwerkgiebeln mit den Schwanenköpfen wie unter den roten Dächern engstehender Schifferhäuser auf den Deichen zu Hause ist. Die Seefahrtgeschichte der Huberts begann mit hartem Seemannslos und Witwentrauer. Paul Hubert aus Estebrügge verließ seinen Handwerksberuf, um Schiffer zu werden. Vom Streben erfüllt, sich in der Welt zu erproben, kaufte er sich einen Ewer und fuhr Fracht nach England. Er taufte ihn auf den Namen seiner Frau "MARIA", einer geborenen Kordes aus Estebrügge. Sein Lebensschicksal wird durch eine zierliche Bleistiftnotiz in einem Familienbuch der Huberts festgehalten: Paul Hubert, geboren am 14. Januar 1811, am 29. November 1852 vom Hause gegangen, verloren Dezember 1852. Im Alter von 41 Jahren blieb Paul Hubert auf See, die sein Schiff mit Mann und Maus schluckte.

      Die 37jährige Witwe und sieben unmündige Kinder blieben allein zurück. Aus eigener Kraft musste Mutter Maria sie nähren, kleiden und zu ordentlichen Menschen erziehen. Wie sie das machte, erscheint auch heute noch fast wie ein Wunder. Mit der Herstellung von Wachskerzen konnte sie sich ein großes Vermögen erwerben.

      Schon 1854 gehörte ihr ein Schiff „MARIA 2", dem später die Schiffe „SIDONIE", „IMMANUEL" und „JOHANNA" folgten.

      Trotz ihrem Kinderreichtum hatte sie es zu einem solchen Wohlstand gebracht, dass sie bei ihrem Tode am 4. August 1889 jedem ihrer sieben Kinder eine Erbschaft von 14.000 Mark hinterließ. Lange hieß es noch voll Bewunderung im Familienkreis „Hut ab vor Mutter Hubert", wenn man von der großen, blonden Frau sprach, deren Bild in der guten Stube der Cranzer Wohnung hing, eine ernste, energische Frau im schwarzseidenen Staat der Altländer Bauerntracht. Als in jenen traurigen Weihnachtstagen des Jahres 1852 Mutter Hubert vor dem Nichts stand, war das Haus voller Kinder, die alle ihrer Hilfe bedurften. Ihr ältester Sohn Johann war gerade erst vierzehn, das jüngste Kind sieben Monate alt. Johann - oder wie man ihn kurz nannte - Jan, fühlte Mitverantwortung, empfand die Schwere des Schicksals, das über die Mutter und die Kinder hereingebrochen war.

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