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Wohnheime für Arbeiter in der Nähe der Fabrikanlagen und Fortbildungen für die chinesischen Mitarbeiter, doch die Einnahmen konnten die Ausgaben nicht abdecken. Ähnlich scheiterten die deutschen Aktivitäten auf dem Baumwollsektor, der durch die japanische Konkurrenz und die chinesischen Shandong-Kaufleute beherrscht wurde. Doch nicht alle Wirtschaftszweige teilten dieses Schicksal. So profitierte die Produktion von Feldfrüchten von den deutschen Infrastrukturmaßnahmen. Das Hauptausfuhrprodukt jedoch war die sog. „Strohborte“, für die damals in Deutschland modischen, sommerlichen Strohhüte für Männer.

      Chinesische Kleinhändler erkannten neue Absatzchancen in der sich vergrößernden Kolonie und nutzten die neue Shandong-Bahn zum Transport ihrer Waren. Gleiches galt für den Absatz von Produkten der Hausindustrie – wie Tischwäsche oder Spitzenborten. Anfang 1907 wurde die Glasfabrik im Poschau-Bezirk als deutsch-chinesische Firma gegründet. Chinesische Kaufleute traten als Geldgeber auf, deutsche Betriebsbeamte bildeten das Management und deutsche Maschinen bestimmten den Arbeitsrhythmus. Auch diese Unternehmung scheiterte nicht zuletzt an den Kosten der innovativen Herstellungsmethoden. Gleich eine ganze Reihe deutscher Firmen konzentrierte sich auf die Herstellung von Ziegeln – angesichts der Stadtgründung von Anfang an ein lukratives Geschäft. Aber auch Seife, Trinkwasser („Iltis-Brunnen“) oder Albumin, Eierteigwaren und Nudeln („Columbia“) waren gefragte Produkte.

      Besonders hervorzuheben ist das „Tsingtau“-Bier der „Germania“-Brauerei, das seinen Absatzmarkt schnell ausdehnte und den Grundstein für ein heute weltweit exportierendes Wirtschaftsunternehmen legte. Daneben waren die deutschen Kolonisten auch im Bergbau aktiv. Es bildeten sich Syndikate, denen es jedoch in der kurzen Zeit nicht gelang, ihr Produkt auf internationalen Qualitätsstandard zu bringen. Immerhin führten sie jedoch die Mechanisierung des Untertagebaus ein und brachten entsprechende Maschinen nach China. Eine Folge war die dauerhafte Verbesserung der Arbeitsbedingungen der einheimischen Arbeiter. Die Hafenstadt an sich avancierte zu einem bedeutenden Handelsumschlagsplatz. Vor allem der Gleisanschluss des Hafens und der Straßenbau ins Landesinnere belebten den innerchinesischen Handel. Die moderne deutsch-chinesische Tsingtau-Werft jedoch erwies sich als Fehlinvestition, da die Wartungsaufträge für das Ostasiengeschwader die ausbleibenden Aufträge aus China nicht ausgleichen konnten.

      Insgesamt erfüllten sich die wirtschaftlichen Hoffnungen der deutschen Kolonisten nicht. Wirklich erfolgreich erwiesen sich letztlich vor allem die chinesischen Shandong-Kaufleute und die einheimische Klein- und Hausindustrie. So spielte Qingdao (Tsingtau) eine wichtige Rolle in der Wissensaneignung auf chinesischer Seite. Deutsche Maschinen und Fachkräfte fanden Verwendung und vermittelten fortschrittliche Technik. Die Kolonie blieb dauerhaft von Zahlungen aus dem Deutschen Reich abhängig, was im Reichstag anhaltend Fragen nach dem Sinn und Zweck der ganzen Unternehmung laut werden ließ.

      Im Pachtgebiet übernahmen zunächst die Missionen, später auch das Gouvernement die Einrichtung von Schulen. Die Missionare kümmerten sich besonders um die bisher nicht übliche Ausbildung von chinesischen Mädchen und trugen zu einer soliden Lehrerausbildung bei. Wie in allen Bereichen herrschte auch beim Schulunterricht Rassentrennung. Die deutschen Kinder wurden in einer Gouverneursschule bis zum Abitur geführt; 1913 hatte sie 227 Schüler. Für das Erreichen der Hochschulreife der Mädchen sorgte hingegen die katholische Höhere Töchterschule.

      Für Chinesen gab es Elementarschulen und Dorfschulen. Je nach Betreiber wurden deutsche oder chinesische Bildungsinhalte oder aber beides vermittelt. Als weiterführende Schulen gab es in der Stadt zwei Fachschulen – je eine Lehrlingsschule der Werft und der Eisenbahn. Heftig diskutiert wurde unter den Kolonisten, ob Kinder von Chinesen oder Mischlinge die deutsche Gouverneursschule besuchen dürften. Die propagierte Rassentrennung trug jedoch den Sieg davon. Ein Musterprojekt hingegen war die Errichtung der Deutsch-Chinesischen Hochschule im Jahr 1909. 1914 waren über 400 chinesische Studenten eingeschrieben und die Absolventen durften sich mit dem Abschlusszeugnis zur traditionellen chinesischen Staatsprüfung bewerben – eine auf chinesischem Terrain einzigartige staatliche Anerkennung. Bis zur japanischen Machtübernahme schlossen jedoch lediglich 20 Studenten ihr Studium ab.

      Das Gesellschaftsleben war ebenfalls durch die rassische Trennung zwischen Chinesen und Europäern geprägt. So vergnügten sich die Marinesoldaten in privat organisierten Skat-Clubs, im christlichen Soldatenheim, im Rotlichtviertel oder beim Schwimmen. Überhaupt spielte der Sport – u. a. Fußball – eine bedeutende Rolle im Freizeitleben der Kolonisten. Höhepunkt waren die „Tsingtauer Sportwochen“. Im Übrigen traf man sich bei Volks- und Strandfesten, zu Konzerten oder Theateraufführungen. Ein eigenes Haus hierfür unterhielten die Deutschen – im Gegensatz zu den Chinesen – jedoch nicht. Dafür etablierte sich eine blühende Vereinskultur. So fanden sich u. a. Polo-, Tennis- und Hockeyvereine. Die chinesische Bevölkerung organisierte sich in eigenen Vereinen, gründete ebenso einen Tennisclub oder besuchte eines der zwei chinesischen Theater. Daneben etablierte sich sowohl auf deutscher wie auch chinesischer Seite eine reiche Zeitungslandschaft in der Jiaozhou (Kiautschou)-Bucht.

      Albert Ballin urteilt:

      Diese deutsche Kolonie macht einen außerordentlich guten und großen Eindruck. Überall ist mit viel Fleiß gearbeitet worden, und man möchte beinahe glauben, dass die Bautätigkeit sich etwas überhastet und ein Rückschlag nicht ausbleiben kann. Wenn man durch unsere Brille die Sache ansieht, so wird man allerdings sagen müssen, dass das, was hier geschehen ist, zu viel an Wilhelmshaven und zu wenig an Hongkong sich anlehnt. Es war ja vorauszusehen, dass eine Kolonie, in welcher das Reichsmarineamt der absolute Herrscher ist, sich im überwiegenden Maße nach der marinetechnischen Seite hin entwickeln würde.

Grafik 785

      Albert Ballin

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      Siehe auch Band 78 dieser gelben Buchreihe

Grafik 122

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      1914-1918

      Erster Weltkrieg in Europa und den europäischen Kolonien in Afrika.

      1918: Abdankung Wilhelms II, Rücktritt der Regierung des Prinzen Max von Baden, Ausrufung der Republik durch Karl Liebknecht und Philipp Scheidemann.

      1919

      Nationalversammlung zu Weimar, Friedrich Ebert wird Reichspräsident;

      Petition von in Deutschland lebenden Afrikanern an die Nationalversammlung;

      Unterzeichnung des Friedensvertrages im Schloss zu Versailles, die deutschen Kolonien werden an die Mandatsmächte Frankreich und Großbritannien übertragen.

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      Choleraepidemie von 1892 in Hamburg

       Choleraepidemie von 1892 in Hamburg

      Sie hatte aufgrund hamburgischer Besonderheiten verheerende Ausmaße.

      https://www.pharmazeutische-zeitung.de/cholera-epidemie-1892-in-hamburg-und-die-folgen-117189/

      Im heißen Sommer von 1892 erkrankten 16.900 Menschen an der Cholera, mehr als 8.600 starben. „Diese Cholera-Epidemie ist der Tiefpunkt der Hamburger Gesundheitsgeschichte“, sagt der Leiter des Medizinhistorischen Museums am Universitätsklinikum Eppendorf, Professor Dr. Philipp Osten. Viele Hamburger reagierten damals panisch. Tausende stürmten die Bahnhöfe, um aus der Stadt zu flüchten. Andere strömten in die Kirchen oder tranken reichlich Alkohol, wie der britische Historiker Richard J. Evans in seinem Buch „Tod in Hamburg“ schreibt.

      Zahlreiche Menschen hätten versucht, sich mit volkstümlichen Hausmitteln wie „Choleratropfen“ selbst zu helfen, und die Apotheken belagert. „So groß war die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln, dass deren Preise ungeahnte Höhen erklommen, und skrupellose Hausierer begannen auf den Straßen schwindlerische Nachahmungen zu vertreiben“, berichtet Evans. Hamburg ist damals schlecht auf die Katastrophe vorbereitet. Die Stadt boomt, der Hafen wird ausgebaut. Aber es fehlt an sauberem Trinkwasser. Aus den Leitungen kommt

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