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      Ja, auch Sie haben das wiederholt getan.

      Ihre zweite Aufgabe: Durchforsten Sie die letzten drei Szenen, die Sie geschrieben haben, und merzen Sie diese Doppelmopplungen aus. Überlegen Sie jedes Mal, ob Sie die Beschreibung streichen oder die deutlich kürzere Behauptung. Bei der nächsten Überarbeitung gehen Sie mit jeder Doppelmopplung genau so hart ins Gericht.

      Warum genau das so problematisch ist, keinesfalls nur bei Adjektiven, darüber morgen mehr.

      Tag 4: Emotionen und Wörter

      Sie sind ein Schriftsteller. Sie finden Wörter – für Dinge, für Situationen und auch für Gefühle. Sie sind ein Mensch und damit bequem. Warum viele Worte machen, wenn es auch ein Wort tut?

      Bei der Benennung von Gefühlen erweist sich dieser Gedanke häufig als fatal. Denn sobald Sie eine Emotion mit einem einzigen Wort benennen, sei es ein Adjektiv wie »fröhlich« oder ein Substantiv wie »Freude«, frieren Sie dieses Gefühl ein und bannen es in dieses eine Wort. Die Folge: Das Gefühl wird eindimensional und verliert dadurch meist – aber nicht immer! – seine Authentizität.

      Ein Satz wie »Regine war verliebt« macht Regines Verliebtheit banal. Der Leser empfindet wenig bei dem Satz, und das Wenige entsteht auch nur, weil das Wort in ihm ein paar schwache Erinnerungen und Gefühle hochkommen lässt.

      Wenn Sie ehrlich zu Ihren Lesern sein und Regines Gefühl authentisch überbringen wollen, müssen Sie sich eingestehen: Für Regines Gefühl gibt es nicht das eine Wort.

      Wie schreibt Jens Jessen so schön: »Es ist daher leichter, von Liebe zu sprechen, als das Durcheinander zu analysieren.« (ZEITMagazin Nr. 52, 2013)

      Was Sie tun können, macht Ihnen zwar mehr Arbeit – dem Leser aber deutlich mehr Spaß. Dabei ist es nicht Ihre Aufgabe, »das Durcheinander zu analysieren«. Das erledigt der Leser selbst.

      Begreifen Sie stattdessen das eine Wort als Ausgangspunkt für das tatsächliche Gefühl, als Zwischenstand in einem Roman, dessen Geschichte und dessen Gefühle im Fluss sind.

      Versuchen Sie gar nicht erst, das eine, unauffindbare Wort zu entdecken. Aber geben Sie sich auch nicht mit einer unbefriedigenden Annäherung zufrieden. Stattdessen tun Sie das, was Sie am besten können: Sie erzählen eine Geschichte. Eine Geschichte, die Regines Gefühl ausdrückt, zeigt es dem Leser und beweist es ihm damit. Die Geschichte kann so knapp wie eine Metapher sein oder einen Satz lang wie eine kurze Anekdote.

      Alternativ beschreiben Sie eine Situation, in der Regine dieses Gefühl empfunden hat.

      Damit heben Sie die Emotion aus der Eindimensionalität und machen sie authentischer. Den Charakter selbst erheben Sie zu etwas Besonderem. Vor allem aber geben Sie dem Leser mehr zu tun.

      Genau das ist übrigens einer der Gründe, warum er liest, statt sich alles in Filmen vorgeben zu lassen. Warum er sich lieber selbst Emotionen konstruiert, statt sich auf eingespieltes Gelächter oder Musik zu verlassen, die ihm sagen, was er zu fühlen hat.

      Denn je mehr er von sich selbst (in Ihren Roman) einbringen darf, desto näher kommt er seinen eigenen Gefühlen.

      Ja, Sie haben eine Menge Wörter in Ihrem Roman, die Gefühle zu stark reduzieren.

      Ihre Aufgabe: Picken Sie sich zwei, drei Szenen wahllos heraus und ersetzen Sie dort die Ein-Wort-Gefühle durch durch besondere Situationen, treffende Bilder oder kleine Geschichten.

      Auf den Geschmack gekommen? Planen Sie einen eigenen Durchgang »Emotionen« für die Überarbeitung Ihres Romans ein. Das könnte der wichtigste Überarbeitungsschritt überhaupt werden.

      Emotionen sind zu kompliziert, um im Leben dasselbe Gefühl ein zweites Mal zu haben. Wenn Ihr Roman lebensecht wirken soll, müssen Sie die Gefühle darin lebensecht und somit einzigartig machen.

      Morgen werden Sie das über die Sprache tun.

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