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soll denn der Quatsch?«, erwidert Raban erstaunt. »Nur weil Minerva dir schmeichelt, benötigst du keinen Rat einer erfahrenen und weisen Eule?«

      »Das ist aber nett von dir, mein lieber Junge!«, beginnt Minerva, wird jedoch von dem Raben unterbrochen, der auf den Ast neben sie flattert.

      »Sie hat uns nicht geschmeichelt, sie sagt die Wahrheit«, widerspricht der schwarze Vogel beleidigt und dreht dem Jungen seinen Rücken zu. Dieser versucht einzulenken.

      »Es stimmt, dass wir ein gutes Team sind, das bisher alle Herausforderungen gemeistert hat.« Der Rabe blickt zögernd über seine Schulter zum Jungen. »Trotzdem können wir uns die seltsamen Vorkommnisse der letzten Zeit nicht erklären. Minerva ist aber berühmt für ihre Weisheit und kann uns vermutlich helfen.«

      »Also meinst du nicht, dass ich zu dumm bin?«

      »Das habe ich nicht gesagt und NIE gemeint!«

      Erfreut dreht sich Röiven um und flattert zurück auf Rabans Schulter.

      »Freunde?«, fragt dieser.

      »Jepp. Klaro. Sicher das«, entgegnet der Vogel.

      Das belustigte Kollern der Eule lässt den Kolkraben sofort herumfahren. Er will bereits erbost nach der Ursache fragen, als ihm Minerva zuvorkommt.

      »Also wirklich. Ihr benehmt euch, wie ein altes Ehepaar.«

      »Was sagst du da?«, knarzt der Rabe. »Das ist doch un…«

      »Sie könnte damit nicht falsch liegen, fast das Gleiche hat uns schon mal jemand gesagt.« Raban grinst.

      »Was? Nein, das kann nicht sein.«

      »Doch. Erinnere dich. Das war Ilea, als du ihr kurz zuvor etwas deiner Zauberkraft übertragen hattest. Sie sagte, wir benähmen uns wie ein lang verheiratetes Ehepaar.«

      »Stimmt das? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Und das sagte sie, obwohl ich ihr etwas von meiner Zauberkraft abgab?«

      »Gerade, weil du ihr diese übertragen hattest. Vorher konnte sie unsere Neckereien doch nicht verstehen, jedenfalls deinen Anteil …«

      »Seid ihr jetzt fertig?«, unterbricht Minerva energisch die Auseinandersetzung. »Ich möchte heute noch in mein Nest, also in meine Schlafstelle, kommen. Die Nacht war lang und anstrengend. Also, wofür benötigt ihr meinen Rat. Und sprecht nicht durcheinander!«

      Der Junge erzählt daraufhin von allen seltsamen Ereignissen der letzten Tage, über die er etwas in der Zeitung gelesen hat. Im Anschluss berichtet er von der Tötung der beiden Ziegen und davon, dass eine von ihnen verschwunden ist.

      »Wir haben die Nacht über Wache gehalten, aber es kam niemand, um auch die zweite zu holen«, ergänzt Röiven. Der Junge holt den Zeitungsausschnitt aus seiner Hosentasche, auf dem einige der gemalten Zeichen auf den Blöcken des Steinkreises zu erkennen sind und zeigt ihn Minerva.

      »Was hältst du von alledem? Hast du jemals von derartigen Ritualen mit Tieropfern gehört?« Raban und Röiven blicken die Eule erwartungsvoll an.

      Die einkehrende Stille dauert lange, dann schließt die Schleiereule beide Augen und dreht ihren Kopf zur Seite.

      »Nicht einschlafen. Minerva!«, knarzt Röiven.

      »Ich denke nach. Bitte RUHE!«, empört sich die Eule.

      »Ich möchte wetten, sie war kurz davor einzuschlafen«, sendet der Rabe seine Gedanken lachend zu Raban.

      Die Schleiereule dreht nach längerer Zeit das herzförmige, helle Gesicht zu ihnen zurück und öffnet die Augen.

      »Von derartigen Ritualen ist mir nichts bekannt. Bitte seid nicht enttäuscht. Ich bin doch nicht allwissend. – Aber …«

      »Was, aber? Sprich schon!«, fordert der Rabe sie knarzend auf.

      »Ich wollte sagen: Aber die Steinkreise wurden von dem alten Volk errichtet, von dem wir kaum etwas wissen. Sie verschwanden, als die ersten Elfen und die heutigen Menschen dieses Land bevölkerten. Sollte jemand von denen dahinterstecken?«

      »Waren die vom alten Volk böse? Konnten sie vielleicht sogar zaubern?«, möchte Raban wissen.

      »Da kann ich nicht weiterhelfen. Vielleicht findest du in Büchern Hinweise auf ihre Gewohnheiten und wo sie möglicherweise geblieben sind.«

      Raban hat eine neue Idee, die er sofort äußert:

      »Morgana und Gavin sind doch mit Hilfe eines Zeitportals, also der aktivierten Figur der Hekate, in die Vergangenheit gereist. Könnten einige vom alten Volk mit einem anderen Artefakt oder auch mittels Zauberspruch oder Beschwörung, in der Zeit gereist sein, nur dass sie aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart gekommen sind? Die Dubharan wären dann vielleicht sogar in der Lage, dieses Hilfsmittel ebenfalls zu nutzen oder die Beschwörung zu erlernen, um zurückzukehren!«

      »Das wäre nicht gut. Nein, nein!«, knarzt Röiven aufgeregt, während Minerva behutsam ergänzt:

      »Das ist nicht auszuschließen. Die bisherigen Ereignisse sprechen aber nicht dafür. Oder haben die Dubharan in der Vergangenheit irgendeinem Gott Tieropfer dargebracht?«

      »Das haben sie nicht, soweit uns bekannt ist«, bestätigt Raban. »Ob tatsächlich die vom alten Volk dahinterstecken, wissen wir nicht. Ich vermute nur, dass es möglich wäre. Wenn das so ist, müssen sie nicht böse sein. – Trotzdem könnten sie, wie auch immer, in der Zeit gereist sein, und dann bestünde auch die Gefahr, dass die Dubharan wieder bei uns auftauchen.«

      »Wie sollen wir das denn feststellen?«, entgegnet der Rabe alarmiert. »Die Lösung dieser Aufgabe ist ja noch aussichtsloser, als alle bisherigen.«

      »Kopf hoch, mein Freund«, versucht Raban den schwarzen Vogel aufzumuntern. »Trotzdem haben wir es bisher immer geschafft. Warum nicht auch jetzt. – Wir sind doch ein gutes Team!«

      »Meinst du wirklich?«

      »Jepp, jo, klaro, wie du noch vor kurzem gesagt hast«, grinst der Junge. »Ich weiß auch schon, wie wir das anfangen müssen.«

      Die beiden danken Minerva, die mittlerweile tatsächlich eingeschlafen war und nun zurück in ihre Höhle fliegt. Im nächsten Moment flirrt die Luft in Rabans Zimmer. Raban muss dringend etwas Schlaf nachholen und streckt sich auf dem Bett aus. Röiven hockt sich auf das Tischchen daneben und ist noch vor dem Jungen eingeschlummert.

      Sieben Reiter bilden eine Reihe, deren vorderster eingeschlafen zu sein scheint. Obwohl die anderen seine geschlossenen Augen nicht sehen, wissen sie, dass er hochkonzentriert ist und nicht schläft. Die gewählte Formation nutzen sie, da nur ein Sucher wie Kenneth trotz der schlechten Lichtverhältnisse in der Lage ist, nicht nur die Spur der Verfolgten, sondern auch einen ungefährlichen Weg für sein Reittier zu finden. Die sechs Jäger müssen lediglich darauf achten, ihn bei dem schwachen Licht der wenigen Sterne nicht zu verlieren.

      Zuerst reiten sie im Schritt oder Trab, bis sie zum Rand einer ebenen Steppe kommen. Sie vertrauen dem blonden Jüngling und lassen ihre Pferde dort galoppieren, obwohl sie vom Boden bei der Geschwindigkeit nichts erkennen. Jetzt nutzen sie die volle Schnelligkeit ihrer unvergleichlichen Tiere. Werden sie die Verbrecher bald eingeholt haben? Je länger der Galopp dauert, desto gespannter sind sie. Da hebt Kenneth seinen rechten Arm und zügelt gleichzeitig sein Pferd. Es ist gut, dass die Jäger zu den besten Reitern ihres Volkes gehören, sonst wären sie jetzt ineinander geritten. So gelingt es ihnen unter Anstrengung, einen Zusammenprall zu verhindern.

      »Was gibt es? Wir müssen die Gesuchten doch bald eingeholt haben. Warum hältst du uns auf?« Kendra, die Anführerin der Jäger, weist Kenneth ungewöhnlich scharf

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