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gesehen, und die Reiter wiederum noch nie zuvor Angehörige des

      Elfenvolkes.

      Der Scharführer lenkte sein Pferd näher und betrachtete verwirrt und

      gleichermaßen forschend die schlanken Gestalten und die spitzen Ohren

      seiner Gegenüber. Zögernd machte er schließlich ein Zeichen mit seiner

      Hand, und die anderen Männer hoben die Spitzen ihrer Lanzen senkrecht in

      den Himmel. Der Mann musterte die Kleidung der Geschwister, bis Leoryn

      ihn sanft anlächelte. Die Anmut ihres Lächelns schien den Anführer endgültig

      von der Harmlosigkeit der beiden Reiter zu überzeugen.

      Er reckte sich im Sattel und räusperte sich nervös. »Ich bin Beomunt,

      Schwertmann der Wache, vom Hofe des Königs des Pferdevolkes.«

      »Ich bin Lotaras, aus dem Hause Elodarions«, erwiderte der Elfenmann

      und deutete eine Verbeugung an. Dann wies er auf seine Schwester. »Und

      dies ist Leoryn, ebenfalls aus dem Hause Elodarions.«

      »Ihr seid Elfen, nicht wahr?« Der Mann leckte sich nervös über die

      Lippen. »Verzeiht, aber ich habe nie zuvor Elfen gesehen. Ich meine, ich habe

      natürlich von Eurem Volk gehört, doch, offen gesagt, erwartete ich nicht,

      jemals Angehörigen Eures Volkes zu begegnen. Ihr Elfen kommt zu einem

      gefährlichen Augenblick. Der Tod zieht über unser Land, in Form von

      Barbaren und orkischen Horden. Was führt Euch ausgerechnet zu dieser Zeit

      in die Marken des Pferdekönigs?«

      »Ebendiese Gefahr, Pferdelord.« Lotaras machte eine ausholende Geste

      über das Land. »Wir fanden Tod und Untergang, und wir wissen um die

      Macht, die neu erwacht ist.«

      Beomunt beugte sich zur Seite und nahm eine hölzerne Flasche vom Sattel.

      Er bot Lotaras und Leoryn Wasser an, das die beiden Elfen gerne annahmen,

      wenn auch mehr aus Höflichkeit als aus Durst. Zuletzt trank der Scharführer

      selbst, verschloss die Flasche sorgsam und hängte sie zurück. Er schien die

      Zeit zu benötigen, um seine Gedanken ordnen und zu einem Entschluss

      kommen zu können. Schließlich zuckte der Mann mit den Schultern.

      »Wenn es die Gefahr war, die Euch hierherlockte, Hoher Herr Elf, so frage

      ich mich nach Eurem Begehr. Sucht Ihr das Abenteuer, um ihm zu begegnen,

      oder wollt Ihr einfach nur sehen, was sich ereignen wird?«

      Leoryn spürte das Misstrauen in dem Menschenwesen und schüttelte ruhig

      ihren Kopf. »Vor vielen Jahren und Menschenaltern bedrohte die Dunkle

      Macht des Schwarzen Lords schon einmal die Häuser der Elfen und der

      Menschenwesen. Damals standen Menschen und Elfen im Bund zusammen,

      um der Gefahr zu begegnen und sie zu besiegen. Nun ziehen erneut die

      Dunklen Horden über das Land, und der Rat der Elfen hat beschlossen, den

      einstigen Bund zu erneuern.«

      Beomunt sah sie überrascht an.

      Lotaras nickte bekräftigend zu den Worten seiner Schwester. »Es ist wahr,

      Pferdelord. Wenn Ihr von unserem Volke gehört habt, so wisst Ihr auch, dass

      eine elfische Zunge stets die Wahrheit spricht.«

      »Davon hörte ich in der Tat«, bestätigte der Scharführer und kratzte sich

      verwirrt im Nacken. »Verzeiht meine Überraschung. Der Bund, er ist eine

      Legende. Das Volk der Pferdelords steht allein.«

      »Nun nicht mehr, Freund Pferdelord.« Lotaras wies hinter sich. »Wir

      waren auf dem Weg zum König der Pferdelords, um ihm diese Kunde zu

      bringen, doch die Horden der Orks drängten uns von unserem Weg ab. Wir

      waren in Begleitung unserer Bogenschützen und haben danach beschlossen,

      uns zu trennen. Unsere Kämpfer ziehen den Weg zu Eurer Bergfestung,

      Pferdelord Beomunt, denn wir vermuten, dass Euer König dort sein Volk

      versammeln wird.«

      »Ihr kennt die Festung?«

      »Unser Volk kennt sie. Viele haben sie einst schon gesehen, Pferdelord

      Beomunt.«

      Der Schwertmann der königlichen Wache sah seine Männer unschlüssig

      an. »Wir sind auf dem Weg, um die Nordmark zu warnen und die Männer

      dort zu den Waffen zu rufen. Obwohl ich nicht glaube, dass sie noch einer

      gesonderten Warnung bedürfen werden.« Er wies über das Land im Süden.

      »Die Rauchsäulen sind schwerlich zu übersehen.« Beomunt seufzte

      vernehmlich. »Doch der Norden scheint mir noch nicht betroffen zu sein. Das

      gibt mir Hoffnung.« Er sah sie forschend an. »Ich vermag Euch Geleit

      anzubieten, sollte Euch Euer Weg nach Norden führen. Doch warum seid Ihr

      nicht mit euren elfischen Schützen gegangen?«

      »Jenseits des versteinerten Waldes gibt es ein sehr altes Haus unseres

      Volkes, Pferdelord. Es könnte eine starke Kraft sein, die dem neuen Bündnis

      hilfreich wäre.«

      »Aber ihr wisst es nicht«, stellte Beomunt fest. »Ihr habt keinen Kontakt

      mehr zu diesem, äh, Haus und befürchtet, dass es nicht mehr existiert, nicht

      wahr?«

      »Ja, das ist wahr«, bestätigte Lotaras. »Vor einer sehr langen Zeit, lang

      auch nach unseren Begriffen, gab es auch im Osten noch eine größere Anzahl

      unserer Häuser. Als wir weiter nach Westen wanderten, blieb nur noch eines

      von ihnen an seinem alten Ort zurück. Es war einst ein mächtiges Haus, und

      es mag noch Bestand haben.« Lotaras machte eine unbestimmte Geste.

      »Unsere Häuser sind sehr eigenständig und haben wenig Kontakt

      untereinander, müsst Ihr wissen. Nur zu besonderen Zeiten wird der Hohe Rat

      der Weisen einberaumt.«

      »Nun, wenn Ihr wollt, so mag uns unser Weg nun gemeinsam nach Norden

      führen.« Beomunt wandte sich seinen Männern zu. »Wir reiten nach Eodan,

      der Stadt der Nordmark. Folgt uns nun, ihr Pferdelords des Königs.«

      Augenblicke später galoppierte die Schar der Pferdelords mit Lotaras und

      Leoryn nach Norden.

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