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Burschen auch sind, guter Herr, ihr Pelz ist weich und warm und gibt

      ein hervorragendes Futter für ein Winterwams ab.«

      Der Mann begann mit Barus darüber zu feilschen, was dieser für seine

      Dienste haben wollte. Nedeam war noch immer überrascht, auf welche Weise

      der stämmige Mann den Nager erlegt hatte. Dergleichen hatte er noch nie

      zuvor gesehen. Doch wie mochte der Nagerjäger dies wohl in einem dunklen

      Kellerraum vollbringen oder in einem der kaum beleuchteten Vorratshäuser

      am Südrand der Stadt?

      Als Nächstes sah Nedeam ein paar Frauen zu, die ihre Wäsche am Fluss

      wuschen, wozu sie jene Schlagbretter nutzten, gegen die man auch nasses

      Leder schlug, um es geschmeidig zu machen. Der Schaum verriet, dass die

      Frauen eine Mischung aus Fett und Asche nutzten, um die Kleidung zu

      säubern. Aber das Waschen war Frauensache und interessierte Nedeam nicht

      wirklich, weshalb er zurück in die Stadt ritt, vorbei an einer Schneiderei und

      einer Schuhmacherin, die gerade die weichen Stiefel des Pferdevolkes

      fertigte. Harte, doch nicht zu feste Ledersohlen, an denen die beiden Oberteile

      mit feinen Lederriemen festgenäht wurden. Während die Stiefel der Männer

      meist sehr schlicht und rein funktionell gearbeitet waren, wiesen die der

      Frauen oft feine Prägungen und Stickereien auf. Die Schuhmacher der

      Hochmark fertigten außerdem auch feine Gürtel und Waffenscheiden, die sie

      mit Metallen verzierten. So begutachtete Nedeam ein wenig neidisch eine

      Schwertscheide aus bestem rotem Leder, welche mit Metallbeschlägen

      verziert war. Er wusste, dass es auch metallene Schwertscheiden gab, doch

      das Pferdevolk bevorzugte weiche Lederscheiden. Denn war die Klinge erst

      einmal gezückt, passten sich die Scheiden den Körperbewegungen an und

      verliehen dem Reiter auf dem Pferderücken dadurch mehr Bewegungsfreiheit.

      Der Knabe spürte das unmerkliche Knurren seines Magens und machte

      sich nunmehr endgültig auf, um etwas zu essen und eine Unterkunft für die

      Nacht zu finden. Und etwas Süßwurzel. Rasch fand er einen Laden, in dem

      Backwaren und andere Lebensmittel angeboten wurden und wo er im Tausch

      gegen vier Häute und ein kleines Fell Mehl und Salz sowie ein paar

      Süßwurzeln erstehen konnte. Auf einer von ihnen genussvoll kauend, machte

      er sich zuletzt auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Der Händler

      hatte ihm beschrieben, wo er diese finden würde.

      Es gab nur eine einzige kleine Herberge in Eternas, die eigentlich nicht

      mehr als ein Wohnhaus war, in dem eine Familie lebte, die immer dann

      Bewirtung für Reisende anbot, wenn es welche gab. Denn die Hochmark lebte

      schon zu lange in der Isolation, sodass nur wenige Menschen aus den

      abgelegenen Gehöften und Weilern, die in die Stadt kamen, um Handel zu

      treiben, über Nacht blieben.

      »Nun, für ein Fell werden wir uns schon einig werden, junger Herr«, sagte

      die Wirtin freundlich und wies auf einen kleinen Anbau. »Hier drüben könnt

      Ihr Euer Pferd unterstellen und versorgen. Wasser und guten Hafer findet Ihr

      dort reichlich, und Ihr selbst scheint mir auch einen Bissen vertragen zu

      können.« Sie sah Nedeam nachdenklich an. »Ich werde Euch einen guten

      Eintopf machen, mein junger Herr. Gutes Grünkraut, Hafer und ein wenig

      fettes Wolltierfleisch … Ach, Ihr könntet ruhig ein wenig Speck auf Euren

      Rippen vertragen.«

      Nedeam versorgte Stirnfleck und ließ die Tragetaschen unbesorgt in dem

      kleinen Stall stehen, denn kein Mensch des Pferdevolkes nahm einem anderen

      etwas fort. Und schon bald nachdem er in der Wohnstube der vierköpfigen

      Familie den schmackhaften Eintopf gegessen und einen verdünnten Wein

      getrunken hatte, begab er sich zur Ruhe.

      Kapitel 6

      Das Schwert am Sattel drückte leicht gegen Meowyns Knie, als sie ihr Pferd

      antrieb, um ein ausgerissenes Wolltier zur Herde zurückzutreiben. Sie war es

      gewohnt, Waffen zu führen, und wusste sie auch zu gebrauchen. Fast alle

      Frauen im Land der Pferdelords hatten sich einst auf den Gebrauch von

      Waffen verstanden und zu kämpfen gewusst. Wenn ihre Männer in den Krieg

      geritten waren, waren es die Frauen gewesen, die ihre Familien und ihr

      Eigentum geschützt hatten. Aber nach über dreißig Jahreswenden Frieden

      hatten viele Frauen die alte Gewohnheit abgelegt, sich im Umgang mit

      Waffen zu üben. Nicht jedoch Meowyn. Axt und Lanze waren nicht nach

      ihrem Geschmack, doch sie verstand sich leidlich auf das Schwert und gut auf

      Pfeil und Bogen. Im Schießen hatte sie schon manchen spielerischen

      Wettstreit mit Balwin ausgetragen, und keiner von ihnen war sich am Ende

      sicher gewesen, wer von ihnen beiden wohl der bessere Schütze war. Mit dem

      Schwert allerdings brauchte sie nicht gegen ihren Mann anzutreten. Auch

      wenn sie gute Reflexe ihr Eigen nannte, so besaß Balwin doch mehr

      Schnelligkeit und Ausdauer, um die schwere Klinge über einen längeren

      Zeitraum hinweg handhaben zu können.

      Meowyn genoss es, wenn der Reitwind ihr langes blondes Haar auswehen

      ließ und ihr Gesicht streichelte. Vergnügt trieb sie das Pferd und das

      protestierend vor ihr blökende Wolltier an und trabte zur Herde zurück. Sie

      tätschelte den Hals ihres Pferdes und sah sich in dem kleinen Tal um, das der

      Herde als Weide diente. Noch zwei oder drei Tage, und sie würde die Herde

      in das nächste Tal hinübertreiben müssen, damit sich der Graswuchs hier

      erholen konnte. In dieser Region der Hochmark waren die Täler klein und

      leicht zu überwachen, und hier wuchsen auch die schmackhaften Wildkräuter,

      die die Wolltiere fraßen und die ihrem Fleisch den würzigen Geschmack

      verliehen, den man in Eternas so schätzte. Balwins und Meowyns Tiere

      brachten stets einen guten Preis.

      Die blonde Frau griff in ihre Satteltasche und zog ein Stück Brot hervor,

      das sie zerbrach und sich Stück

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