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hat recht.“

      Hones wandte sich wieder Jalat ta Ganor zu. „Kümmert Euch darum, Hauptmann, dass sich das ändert. Die meisten Fußgarden werden immer noch dafür eingesetzt, die Schäden der Katastrophe zu beheben. Vor allem an den verdammten Handelsstraßen. Sie wissen ja, wie wichtig die Straßen für Handel und Nachschub sind. Sollten sich die Ergebnisse unserer Bogenschützen nicht verbessern, und ich meine deutlich verbessern, werde ich Fußgardisten vom Straßenbau anfordern und an ihrer Stelle unsere Gardekavallerie zum Steineschleppen befehlen.“

      Diese Aussicht behagte keinem der Kavalleristen und insgeheim mussten sie dem Kommandanten auch zustimmen. Vor dem großen Beben hatte es genug Fußgarden und Gardekavallerie in den Festungen gegeben, doch derzeit waren noch immer ganze Regimenter damit beschäftigt, alle Verbindungswege wieder befahrbar zu machen und das System der Signalstationen instand zu setzen und auszubauen. Zudem hatte sich in den letzten Kämpfen tatsächlich die Schwäche offenbart, mit der ein Reitertrupp behaftet war, der über keinerlei Fernwaffen verfügte. Er musste feindliche Geschosse hinnehmen, bis er nah genug für den Einsatz von Schwert und Lanze war. Das führte zu Verlusten, welche die Garde nicht mehr einfach hinnehmen wollte.

      „Ich werde die Unterführer anweisen, die Ausbildung zu verschärfen“, sagte Hauptmann Jalat ta Ganor rasch.

      Selverk warf dem Offizier einen düsteren Blick zu. Als erfahrener Gardist wusste er, dass Dung immer nach unten sickerte. Also würde es an ihm hängen bleiben, den Druck auf Unterführer und Rekruten zu erhöhen.

      Kommandant Hones ta Kalvet strich sich flüchtig über die Augen. Seine Gegenüber so konzentriert anzusehen, ermüdete sie rasch und ließ sie tränen. „Was hat die Dampfprobe der Kessel ergeben?“

      Ta Ganor stieß einen vernehmlichen Fluch aus. „Die Kessel und Zuleitungen der Hauptbatterie sind in Ordnung, aber bei etlichen der anderen Dampfkanonen gibt es noch immer Probleme. Die Zuführungswege der Dampfleitungen sind einfach zu lang und jede Bewegung des Geschützes belastet die Verbindungen. Es kommt immer wieder zu Undichtigkeiten, bei denen der wertvolle Dampfdruck verloren geht. Es sind die Leitungen, Kommandant, nicht die Kessel.“

      „Das sehe ich selbst“, knurrte Hones. „Zufällig habe ich ein Dampfkanonenschiff befehligt, falls Ihr das vergessen haben solltet. Ich kenne mich mit Brennsteinanlagen und Dampf aus.“

      „Selbstverständlich, Kommandant.“ Ta Ganor errötete ein wenig.

      „Regimentsunterführer Selverk.“

      Die Haltung des Angesprochenen wurde ein wenig steifer. „Euer Hochgeboren?“

      „Seht dem Lagerverwalter etwas sorgfältiger auf die Finger. Die Vorräte an Brotfett nehmen mir ein wenig zu schnell ab.“

      „Das kann ich erklären, Euer Hochgeboren“, erwiderte Selverk. „Wir haben nur einen begrenzten Bestand an Schmierfett für die Geschütze. Das Zeug ist normalerweise mehr als ausreichend vorhanden, aber diese blödsinnige Hochmontage der Kanonen belastet die Drehmechanismen sehr stark.“

      „Diese blödsinnige Montage, wie Ihr es zu nennen beliebt, Unterführer, entlastet die Trageplattformen der Waffen.“

      „Wie Euer Hochgeboren meinen. Jedenfalls müssen die Drehmechanismen der Lafetten eine Menge leisten. Mehr als üblich, wie ich betonen möchte. Da der Vorrat an Schmierfett zur Neige geht, habe ich stattdessen Brotfett anwenden lassen. Funktioniert recht gut und zu mehr taugt das Brotfett auch kaum.“

      „Ich muss doch sehr bitten.“ Abermals wippte Hones auf den Fersen. „Die Garde erhält ausgezeichnete Lebensmittel und das Brotfett ist hervorragend. Ich schmiere es selbst auf mein Brot.“

      Selverk enthielt sich eines Kommentars. „Jedenfalls benötigen wir mehr Schmierfett als gedacht.“

      „Gut, ich werde eine entsprechende Anforderung an den Kronrat in Alneris formulieren.“ Hones beugte sich über seinen Schreibtisch und kritzelte eine Notiz auf ein Papier. „Demnächst meldet den Bedarf, bevor Ihr Euch am Brotfett vergreift, verstanden?“

      „Selbstverständlich, Kommandant.“

      „Gut. Hauptmann, der Tagesdienst ist eingeteilt?“

      Ta Ganor nickte und reichte dem Kommandanten den Dienstplan. Dieser blickte kurz auf das Papier, blinzelte und nickte dann. „Schön, schön, lasst es so ausführen.“

      Ta Ganor war überzeugt, dass der Vorgesetzte die Schrift kaum lesen konnte und sich einfach darauf verließ, der Hauptmann werde schon das Richtige anordnen. Hones versuchte alles, um seine so offensichtliche Kurzsichtigkeit zu verbergen, während sich ta Ganor wiederum ein Vergnügen daraus machte, seine Schrift möglichst klein zu halten.

      „Da wäre noch etwas.“ Hones ta Kalvet trat erneut ans Fenster und blickte hinunter. „In den nächsten Tageswenden …“ Er unterbrach sich, als es an der Tür klopfte. „Ja, verdammt, was ist denn?“, fragte er unwirsch.

      Die Anwesenden sahen überrascht einen Fremden in der schlichten graublauen Uniform der Garde eintreten. Hones Gesicht verfinsterte sich, bis der Unbekannte einen perfekten Ehrensalut vollführte und der Kommandant dabei das goldene Blitzen der Krone auf der rechten Schulter erkannte.

      „Hauptmann Bernot ta Geos“, stellte sich der Offizier vor. „Vom siebenten Regiment der Gardekavallerie aus Maratran. Auf Befehl der Hochgeborenen Livianya ta Barat wurde ich vorübergehend dem zweiten Regiment zugeteilt und überbringe die Grüße der Hohen Frau.“

      Bernot ta Geos war gegen seinen Willen abgeordnet worden, denn Gardekommandeur Daik ta Enderos suchte händeringend erfahrene Offiziere für die neue Festung. Livianya ta Barat, einzige weibliche Kommandantin einer Festung und eines Regiments, hatte ihrem väterlichen Freund und Vorgesetzten nachgegeben, sich allerdings ausbedungen, dass Bernot wieder zur Siebenten zurückkehren konnte. Beide waren nicht nur durch gemeinsame Erlebnisse miteinander verbunden, sondern auch durch eine gelegentliche Liebschaft.

      Hones blinzelte erfreut und genoss die Überraschung in den Gesichtern der anderen. „Ihr wurdet mir angekündigt, Hochgeborener ta Geos, und Ihr seid uns sehr willkommen. Euer Name hat Klang in der Garde, ebenso wie der Eurer Kommandantin. Der Feldzug gegen die Irghil in Jalanne ist unvergessen.“

      Bernot wollte seinen Dienstantritt nicht sofort durch Widerspruch trüben, doch die Ausführung von Hones ließ ihm und seiner Ehre keine Wahl.

      „Wir hielten die krebsartigen Irghil für den Feind, doch in Wahrheit waren es die Magier von Lemaria, die uns durch Hinterlist gegeneinander hetzten. Wir kämpften die Zauberer an der Seite der tapferen Irghil und der Pferdelords nieder.“

      „Natürlich, natürlich“, brummte Hones. „Womit wir bei dem Punkt wären, an dem mich Eure wertgeschätzte Ankunft unterbrach.“ Er straffte sich ein wenig. „Meine Herren, mir ist die Ankunft eines Beritts der Hochmark des Pferdevolkes angekündigt worden.“

      „Pferdelords der Hochmark?“, entfuhr es ta Geos erfreut. „Das ist wahrlich eine frohe Kunde.“

      „Ja, ein Freundschaftsbesuch zur gemeinsamen Waffenübung“, erklärte Hones. „Ich hoffe nur, die Pferdelords üben keinen schlechten Einfluss auf unsere Männer aus. Es heißt, sie seien nicht sonderlich diszipliniert. In Jalanne stritten sie sogar untereinander, nicht wahr, Hauptmann ta Geos?“

      „Es gab Verrat in ihren Reihen“, räumte der Angesprochene widerwillig ein. „Aber sie sind Männer von großer Ehre, Euer Hochgeboren. Das hat schon Gendaneris aufgezeigt.“

      „Hm, ja, das stimmt wohl.“

      Unterführer Selverks Bart bewegte sich, ohne dass man einen Laut hören konnte.

      „Wie meinen?“, fragte Hones irritiert.

      „Ein Beritt der Pferdeleute benötigt sicher Unterkunft und Verpflegung“, sagte Selverk.

      „Oh, ja, natürlich.“

      „Bei zweihundert zusätzlichen Leuten werden unsere ein wenig enger zusammenrücken müssen.“

      „Es

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