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freundlich ab. Er wusste,

      dass die Familie nicht viel besaß, wollte jedoch Timmins Gastfreundschaft

      nicht einfach zurückweisen. »Aber Ihr und Euer Weib würdet uns einen

      großen Gefallen tun, wenn Ihr etwas von unseren Vorräten mit zubereiten

      könntet. Heute müsste Hatmerlemin für unser Mahl sorgen, und ich

      versichere Euch, er ist ein grauenvoller Koch.«

      Der Ehre Timmins und den kargen Vorräten der Familie wurde somit

      gleichermaßen Rechnung getragen. Die Männer Kormunds machten sich nach

      der Mahlzeit daran, die vermissten Schafe zu suchen, und bis zum späten

      Nachmittag hatten sie eine Handvoll Tiere zusammengetrieben. Eines von

      ihnen war zu stark verletzt und musste geschlachtet werden. Der Reiter, der

      die Aufgabe übernommen hatte, reichte das Schaf zu Timmins Frau hinüber,

      die es sofort auszuweiden begann.

      »Habt Dank für Eure Hilfe, Schwertmänner Garodems«, sagte Timmin, als

      die Männer wieder aufsaßen. »Ich werde Euren Rat befolgen, guter Herr

      Kormund, und mit den Männern vom Horngrund sprechen.«

      »Tut das, man wird Euch sicher einen fairen Handel vorschlagen.«

      Kormund nickte der Familie zu, und der Streiftrupp ritt an.

      Timmin und die Männer des Horngrundweilers würden sich darauf

      einigen, der Familie mit Tieren auszuhelfen, bis die Verluste ausgeglichen

      waren, denn die Menschen des Pferdevolkes waren es gewöhnt, einander in

      Gefahr oder Not beizustehen.

      Kormunds Schar folgte dem Gebirgszug weiter Richtung Süden, und da sie

      auch die Täler abritt, brauchte es seine Zeit. Die Hochmark war nicht die

      größte Mark des Pferdevolkes, aber sicherlich eine der unübersichtlichsten.

      Sie war die einzige, die sich mitten im Gebirge befand, während die anderen

      Marken in den fruchtbaren Ebenen lagen.

      Als es zu dunkeln begann, suchten die Männer einen geeigneten

      Lagerplatz. Sie wählten weichen Grund, auf dem sie bequem ruhen konnten.

      Sorgfältig klopften sie den Boden nach Schlangen ab, ließen ihre Pferde

      grasen und verzichteten für die Nacht auf ein Feuer. Normalerweise hätten sie

      während der Streife ohnehin kein warmes Mahl zu sich genommen, und das

      üppige Essen bei Timmin füllte noch immer ihre Mägen. Jeweils einer von

      ihnen hielt Wache, während die anderen mehr oder weniger geräuscharm

      schliefen. Als sich die Sonne über den Rand des Gebirges schob, erhoben sich

      die Männer wieder und setzten ihren Ritt fort.

      Gegen Abend steuerten sie das Gehöft von Lektwin und seiner Frau

      Anmalyn an. Beide waren schon betagt, und da sie im Krieg gegen die Orks

      ihren Sohn verloren hatten, mussten sich die beiden Alten nun allein um

      Gehöft und Herde kümmern. Kormund wusste davon und stattete den beiden

      auf seinen Streifen regelmäßig einen Besuch ab.

      »Kein Kochfeuer, und die Tür des Hauses steht offen«, erkannte Kormund,

      und sofort erwachten die Instinkte der erfahrenen Kämpfer.

      Die vier anderen Reiter des Streiftrupps schwärmten rechts und links von

      Kormund zur Schwarmlinie aus und hielten ihre Waffen bereit. Im Schritt

      ritten sie auf den Hof, und während die beiden Flankenreiter die Umgebung

      absuchten und Kormund sich aus dem Sattel schwang, achteten die beiden

      anderen Männer darauf, ob sich am Gebäude eine Gefahr zeigte.

      »Hier ist Scharführer Kormund von den Schwertmännern des

      Pferdefürsten«, rief Kormund und schritt langsam auf das Haus zu. »Ist alles

      wohl im Haus?«

      Einer der beiden Bewohner mochte bei der kleinen Herde sein, doch dann

      hätte der andere das Heim gehütet. Kormund spürte, dass hier etwas nicht

      stimmte. Die Tür stand halb offen, und in dem Haus herrschte Dunkelheit.

      Sein Schwert glitt lautlos aus der ledernen Scheide. Die Hauswand als

      Deckung nehmend, stieß er die angelehnte Tür mit der Schwertspitze auf,

      sodass mehr Licht ins Haus hineinfiel.

      Der Scharführer kannte das Haus und blickte zur Bettstatt gegenüber der

      Tür. Schemenhaft sah er eine Gestalt darauf liegen, vor der eine weitere

      kniete. Zugleich nahm er den süßlichen Geruch des Todes wahr. Schwach,

      aber unverwechselbar. Kormund stieß die Tür ganz auf und sprang in den

      Raum hinein, bereit, die Klinge gegen einen Feind zu richten. Die Gestalt am

      Bett hörte das Poltern, fuhr herum und starrte Kormund mit entsetzten und

      verweinten Augen an.

      Der Scharführer senkte rasch das Schwert. »Gute Frau Anmalyn, was ist

      geschehen?«

      Die alte Frau schluchzte leise, sie schien nicht in der Lage zu sein,

      Kormund zu antworten. Er schob das Schwert in die Scheide zurück, gab den

      Männern draußen ein Zeichen und trat zu der Alten. Kormund erkannte nun

      den alten Lektwin, der sorgsam zugedeckt auf dem Bett lag, so als schlafe er.

      Doch die Trauer der Frau und der Geruch verrieten dem Pferdelord, dass der

      Tod Einzug im Haus gehalten hatte.

      Er beugte sich vor, griff unter die Arme der Witwe und zog sie sanft vom

      Boden hoch. »Kommt, gute Frau Anmalyn, ein wenig frische Luft wird Euch

      guttun.«

      Kormund führte die leise schluchzende Frau vor das Haus und schüttelte

      vielsagend den Kopf, als die anderen ihn fragend ansahen. »Wartet hier, gute

      Frau Anmalyn, der gute Herr Hatmerlemin wird sich um Euch kümmern.

      Lasst mich und die anderen für den guten Herrn Lektwin sorgen. Habt keine

      Bedenken, wir werden uns gut um ihn kümmern. Er ist in Ehre zu den

      Goldenen Wolken gegangen, und wir werden ihm das Geleit geben, wie es

      sich gebührt.«

      Zwei der Männer hoben unweit des Hauses das Grab für den alten Lektwin

      aus, während sich Kormund darum kümmerte, dass der Alte in seine Rüstung

      gekleidet wurde. Es war keine angenehme Aufgabe, aber der Alte war ein

      guter Mann und Pferdelord gewesen, und

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