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allerdings gegen die Fäkalienschwaden aus Entsorgungsgräben und Misthaufen, von Pferde- und Rinderdung durchsetzen muss. Denn am Rindermarkt findet regelmässig der Viehmarkt statt, und das Schweineverbot lässt sich auf die Dauer nicht durchsetzen.

      Abbildung 2

      Truppenverzeichnis des Aufgebots von Richterswil für einen Feldzug nach Norditalien.«tod» heisst der Randeintrag der zweituntersten, «heim» jener der untersten Zeile. Wo Simon Äschmann den Tod fand, ist nicht überliefert – Gelegenheit dazu gab es reichlich, als das eidgenössische Söldnerheer im Herbst 1512 die Lombardei eroberte. Hunderte von «Rödeln» oder Mannschaftslisten wie jene der Seegemeinde «Richtischwyl» erfassen die 18‘000 Söldner, die an der Kampagne teilnahmen.

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       Solddienst

       Bereits in der ersten Phase der Reformation erlässt der Zürcher Rat ein Verbot der Reisläuferei, also des Solddienstes in auswärtigen Heeren. Den Ausschlag geben religiöse und moralische Bedenken. 1521 schliessen zwölf eidgenössische Orte ein Soldbündnis mit Frankreich; als einziger der 13 Stände lehnt Zürich den entsprechenden Vertrag ab. Aber so dicht ist das wirtschaftliche und politische Flechtwerk, das der Exportartikel «Kriegsknecht» geschaffen hat, dass Zürichs Abseitsstehen den Landesfrieden gefährdet. Auch in der Stadt selbst gibt es gut bezahlte Lobbyisten, die sich die Zustände von einst zurückwünschen.

      Beim «Grossen Pavierzug» von 1512 ist man sich noch einig: Die Eidgenossenschaft greift als Verbündete des Papstes und der Mailänder Herzöge in den seit Jahrzehnten geführten Machtkampf um Oberitalien ein. Schon der Zürcher Truppenanteil mit seinen 3200 Infanteristen und 400 Berittenen stellt ein eigentliches Volksaufgebot dar. Bei einer Bevölkerungszahl von 50‘000 macht dieses Detachement ein Fünftel der männlichen Einwohner aus – rund die Hälfte aller Wehrfähigen! Dabei kämpft man keineswegs um die Unabhängigkeit des Landes, sondern greift aktiv in die europäische Machtpolitik ein. Und dies mit Erfolg: Innerhalb weniger Wochen werden die französischen Besatzer aus der Lombardei vertrieben. Die Eidgenossen setzen Maximilian Sforza als Herrscher über das Herzogtum Mailand ein, betrachten Mailand fortan als ihr Protektorat und erweitern ihr eigenes Herrschaftsgebiet um das Veltlin.

      Ein Triumph, dem aber schon drei Jahre später die militärische und politische Katastrophe folgt. Zwingli hat die Schlacht von Marignano (siehe i Die Niederlage von Marignano) als ohnmächtiger Beobachter von der Seitenlinie aus verfolgt. Für ihn wie für viele andere unabhängige Zeitzeugen steht fest, dass die aggressive Expansionspolitik der Eidgenossen in die Sackgasse führen muss. Jetzt ist es so weit: Gegen das französische Heer mit seiner überlegenen Artillerie stehen die gefürchteten Schweizer Nahkampfspezialisten auf verlorenem Posten. Am zweiten Tag der Schlacht ziehen sie sich zurück; sie haben 8000 (nach anderen Quellen: 10‘000) Todesopfer zu beklagen. Auch die Bilanz für den Zürcher Auszug sieht schrecklich aus: 800 bis 900 Gefallene. Rechnet man mit einer Kantonsbevölkerung von 50‘000, so kosten die schicksalsschweren Tage des 13. und 14. Septembers 1515 rund vier Prozent der männlichen Einwohnerschaft das Leben. Auf heutige Verhältnisse übertragen wären das 60‘000 Todesopfer – eine nationale Katastrophe! Sie wird sich ganz massiv auf die Ausbreitung des reformatorischen Gedankens auswirken.

       Blut rinnt aus dem Ornat

      Was haben die Eidgenossen in diesem Italien verloren? Wozu betreiben sie hier Territorialpolitik, zusammen mit Päpsten, Herzögen und der französischen Krone? Und wie rechtfertigen sie ihre erratische Bündnispolitik? Zu Beginn des Jahrhunderts haben sie sich zu Tausenden dem französischen Heer unter Ludwig XII. angeschlossen, wechseln im Sommer 1512 aber ins feindliche Lager und vertreiben Ludwigs Truppen aus eben jenem Territorium, das sie vor kurzem mit ihnen zusammen eroberten. Und so unerwartet kommt diese Kehrtwendung, dass sich plötzlich Landsleute auf beiden Seiten der Front finden, dass Eidgenossen gegen Eidgenossen kämpfen, in mehreren Gefechten.

      Hier ist ein einziges Mass angelegt worden – jenes der Dukaten und Goldkronen. Wo nur mehr das Geld regiert, so klagt Zwingli in einer berühmt gewordenen Predigt, wird Weiss über Nacht zu Schwarz, ist der Feind von gestern dein Bruder von heute, wird aus dem obersten Hirten der Christenheit der gefrässige Wolf, gebärden sich der Papst, die Kardinäle in ihren purpurnen Ornaten als Kriegsherren. «Zu Recht tragen sie rote Hüte und Mäntel, denn schüttelt man sie, so fallen Dukaten und Kronen heraus; windet man sie aber aus, so rinnt deines Bruders, Vaters und guten Freundes Blut heraus.»

      Diese Kampfansage an Rom (siehe « Soldbündnis mit Rom) stammt vom Frühling 1521. Ein erstaunlicher Zeitpunkt: Nur wenig mehr als zwei Jahre nach seinem Amtsantritt wendet sich der führende Geistliche der Stadt in aller Deutlichkeit gegen die oberste Instanz der Christenheit und fasst für seine Mitbürger in Worte, was keiner laut zu fragen wagt: Mit welchem Recht rüsten diese christlichen Herren ganze Armeen aus und schicken sie in den Krieg? Und was treibt den «biderben», den aufrechten Eidgenossen an, dass er «nur um des Geldes willen Herrscher unterstützt, denen es gar nicht ansteht, Kriege zu führen, also Bischöfe, Päpste, Äbte und andere Geistliche»? Ganz zu schweigen davon, dass er gegen Entgelt einem beliebigen Auftraggeber hilft, ein schuldloses Land mit Gewalt zu berauben, einzunehmen und zu verwüsten – dass du gelt nimpst und eim frömbden herren hilfst ein ander unverschuldet land gwaltiklich berouben, innemmen, verhergen?

      Zwingli predigte in diesen Zeiten mit Nachdruck gegen das Entgegennehmen von Geld und betonte, dass es die gläubige Eidgenossenschaft spalten und untergraben würde. Er wandte sich auch gegen die Bündnisse mit Fürsten und (anderen) Herren, denn sei man sie einmal eingegangen, so müsse man in der Art aufrechter

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