Скачать книгу

target="_blank" rel="nofollow" href="#fb3_img_img_e1c5f2af-7cad-5aa0-a628-f1534c7e56d8.jpg" alt="image"/>

      Beef-Getriebe

      Seit zehn Jahren mache ich nun schon Kochkurse zum Thema Fleisch, BBQ, From Nose to Tail etc., und jedes Mal kommt von den Teilnehmern dieselbe Frage: „Hey Lucki, wie macht man eigentlich das perfekte Steak?“

      Ich antworte dann meistens darauf: Wenn man das in einem Satz erklären könnte, würden wir nicht den ganzen Tag für einen Kochkurs benötigen, sondern einfach ein Stück Fleisch würzen, von beiden Seiten anbraten und auf die perfekte Kerntemperatur garen.

      Um aber die richtige Antwort auf diese Frage zu geben, muss ich viel, viel weiter ausholen. Wenn ich über Fleisch rede, rede ich nie von einem Produkt, sondern immer von einem LEBENsmittel. Das perfekte Stück Fleisch oder das perfekte Steak ist ein Zusammenspiel vieler einzelner Faktoren.

      Ich bezeichne es immer als das Beef-Getriebe. Ähnlich wie bei einem Getriebe müssen viele kleine Zahnrädchen ineinandergreifen. Von A bis Z, also von Aufzucht bis Zubereitung, muss alles stimmen, und dann erhält man das perfekte Steak. Zu diesen Zahnrädchen gehören:

       Aufzucht, Rasse, Genetik, Fütterung, Kastration, Alter, Geschlecht, Tötung, Zerlegung, Lagerung, Reifung, Zubereitung

      Wenn nur einer dieser Punkte nicht perfekt ist, ist es wie beim Getriebe: Der Motor läuft nicht rund. Ich habe mich in den letzten 15 Jahren intensiv mit der Fleischrinderzucht beschäftigt und war Pionier der ökologischen Wagyu-Rinderzucht in Europa. Im Lauf dieser Zeit habe ich viele absolute Experten kennengelernt, mit denen ich heute sehr eng zusammenarbeite und die mir zu guten Freunden geworden sind.

      Jeder von ihnen hat einen Beitrag für dieses Getriebe aus seinem Spezialgebiet verfasst:

Dr. Benjamin Junck: Rasse, Genetik & Aufzucht
Dr. Bruno Siegmund: Geschlecht, Kastration und Auswirkung auf die Fleischqualität
Lea Trampenau: Schlachtung und Tod
David Pietralla: Woraus besteht ein Steak?
Ronny Paulusch: Fleischreifung
Florian Knecht: BBQ und andere Grillvarianten
Ludwig Maurer: ZZZ – Zucht, Zerlegung und Zubereitung

      Mit dem Wissen dieser Experten, oder besser gesagt: den „Lucky Seven“, ist es viel einfacher, die Frage nach dem perfekten Steak zu klären und zu verstehen, wie wichtig die einzelnen Zahnräder sind. image

von Dr. Benjamin Junck

      Rasse, Genetik & Aufzucht

      Die Entstehung der Rinderrassen begann mit der Domestizierung des Auerochsen, Ur, 10.000 v. Chr. in Kleinasien. Alle heutigen taurinen Hausrinder stammen vom Auerochsen ab. Die echten Hausrinder werden in zwei Gruppen eingeteilt, die Bos taurus taurus, die buckellosen europäischen Rinderrassen, sowie die Bos taurus indicus, die Zebus (Buckelrinder). Diese Gruppen können weiter nach ihrer Nutzung klassifiziert werden. In Dreinutzungsrassen (Arbeit, Milch und Fleisch), in Zweinutzungsrassen (Milch und Fleisch), Milchrassen und Fleischrassen. Heute gibt es etwa 800 Rinderrassen, wovon 15 Rassen weltweit von wirtschaftlicher Bedeutung sind. Viele andere Rassen haben eine regional begrenzte Bedeutung, andere können nur durch Erhaltungszucht und staatliche Zuchtprogramme vor dem Aussterben bewahrt werden.

      In erster Linie domestizierte der Mensch das Rind als Arbeitskraft, ganz abgesehen von seiner Bedeutung als Nahrungs- und Rohstofflieferant. Bis in die jüngste Zeit hat sich daran nicht viel geändert; erst mit dem Beginn der Motorisierung wurden sie von ihren schweren Lasten befreit.

      Schon sehr früh zeigten Hausrinder eine bemerkenswerte Variabilität: Sie unterschieden sich in Größe, Farbe, Musterung, Kopf-, Körper- und Hornform. Kurz nach der Domestikation entstanden Hausrinderrassen und deren Landschläge und Linien, die zu bestimmten Kulturen gehörten.

      Die Zebus entwickelten sich wohl im Gebiet des heutigen Afghanistans. Im Lauf der Geschichte breitete sich das Buckelrind im südlichen Asien sowie südlich der Sahara aus. Zebus sind die perfekten Rinder für tropische Gebiete, da sie gegen viele durch Parasiten wie Zecken übertragene Krankheiten, an denen europäische Rinder verenden, immun sind. Ihr Nachteil ist die geringe Fruchtbarkeit und Fleischqualität.

      Die jungsteinzeitlichen Rinder hatten eine Größe wie die Tiere unserer Zeit. Die Hausrinder wurden bis zum Ausgang des Mittelalters immer kleiner. Bis 1200 herrschte in Mitteleuropa eine Rinderproduktion vor, die durch extensive Haltung auf großen Weideflächen, eine lockere Bindung an den Ackerbau, hohe Viehzahl bei geringer Bevölkerungsdichte und einen hohen Verbrauch an tierischen Produkten je Kopf gekennzeichnet war.

      Mit dem Anstieg der Bevölkerung im 13. Jahrhundert weitete sich der Getreideanbau stark aus. In den Getreidebauzonen diente das Rind vor allem als Arbeitstier und Dunglieferant. Die Rinder wurden kümmerlich auf Hutungen oder im Wald ernährt, da die Dreifelderwirtschaft, von Karl dem Großen um 800 eingeführt, keinen Futterbau kannte. Klee, Futterrüben und Hackfrüchte wurden erst im 18. Jahrhundert in die viergliedrige Fruchtfolge bzw. verbesserte Dreifelderwirtschaft eingeführt. Die produktionsbezogene Rinderzucht (Fleisch, Milch, Leder) verlagerte sich in futterwüchsige Grünlandzonen, die für den Ackerbau nicht geeignet waren. Während des gesamten Mittelalters bildeten sich eine Vielzahl von Landrassen und Schlägen, die den verschiedenen natürlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst waren. Die Rinder wurden in den Gebieten mit Ackerbau aufgrund der ungenügenden Fütterung bis zur Einführung der verbesserten Dreifelderwirtschaft immer kleiner und leichter. Ausgewachsene Kühe waren am Ende dieser Entwicklung nur noch 100 cm groß und hatten ein Gewicht von 100 bis 200 kg. In Gebieten mit gutem, natürlichem Futterwuchs, wie im süddeutschen Alpenvorland oder in den norddeutschen Marschgebieten, entwickelten sich leistungsfähigere Zweinutzungsrassen, die Fleisch und Milch erzeugten.

image

      Ab dem 16. Jahrhundert gewann neben dem Rind auch das Pferd als Arbeitstier immer mehr an Bedeutung; nun entwickelte sich in den fruchtbaren Marschgebieten die Milchviehhaltung. Im 17. Jahrhundert war die Viehzucht bereits Haupterwerbszweig in Holland, und es wurden die ersten planmäßigen Zuchtviehexporte durchgeführt.

      Im Gegensatz zur Entwicklung in den Grünlandgebieten war in den Ackerbaugebieten vom 16. bis 19. Jahrhundert die Hauptaufgabe des Rindes die Lieferung von Dung. Die Größe des Rinderbestands richtete sich nach der zu düngenden Fläche. Ein grundlegender Wandel erfolgte mit der Einführung der verbesserten Dreifelderwirtschaft und der damit zusammenhängenden Propagierung der Sommerstallhaltung. Diese gründete vor allem in dem Argument der erhöhten Düngererzeugung und führte zu einer wesentlichen Verbesserung der Futtergrundlage. Die meisten Landrassen bzw. Landschläge waren an extrem schlechte Fütterung angepasst und konnten die aus der verbesserten Fütterung resultierenden Erwartungen an die Gewichtsentwicklung und die Milchleistung nicht erfüllen. Sie wurden deshalb ab 1850 in Norddeutschland von der schwarzbunten und rotbunten Rasse (Holstein Friesian)

Скачать книгу