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spinnst doch!«

      Sophie wusste, dass eine DNA-Analyse Tage dauerte, aber sie hatte die Hoffnung, dass Lutz sich persönlich darum kümmern würde. Vielleicht ließ sich das Ganze irgendwie beschleunigen. Er musste es einfach versuchen. »Ich muss auflegen! Ich bin in zwei Stunden da und bring dir die Zahnbürste! Ich danke dir!«

      »Sophie …«

      Sophie drückte das Gespräch weg, atmete tief durch und ging ins Haus. Wenn es wirklich Ollis DNA war, dann war Sarah vor ihrem Tod ohne Zweifel mit ihm zusammen gewesen. »Das beweist rein gar nichts!«, zischte sie leise. Aber warum zum Teufel war Olli dann untergetaucht?

      Tina saß auf der Terrasse und starrte in den Garten. Sie war wütend. Auch wenn Sophie erwachsen war, konnte sie doch nicht einfach die ganze Nacht wegbleiben, ohne sich abzumelden. Immerhin lebten sie im Handyzeitalter und da draußen war vielleicht ein Irrer unterwegs. Tina wollte gerade einen Schluck Kaffee trinken, als Pelle in den Garten preschte. Sie stellte den Becher ab und sprang auf.

      »Pelle! Wo ist denn dein Frauchen?« Der Labrador stürmte begeistert auf sie zu und bellte glücklich. Sie kraulte ihm den Nacken und wartete. Drei Minuten später kam Sophie endlich um die Ecke.

      »Morgen, Tina!«

      »Wo warst du?«

      »Ich habe noch kurz telefoniert«, erklärte Sophie mit Unschuldsmiene. »Im Auto.«

      »Wo du warst?«

      »Ich hab die Nacht mit meinem Surflehrer verbracht, Mum.«

      Tina ließ die Faust auf den Tisch krachen. »Hab ichs doch gewusst! Du musst verrückt geworden sein!«

      Sophie klaute sich ihre Tasse und trank einen Schluck. »Igitt, der ist ja kalt. Was stört dich dran? Es war sehr nett.«

      »Es war sehr nett? Mensch, Sophie, der Typ ist doch nicht ganz dicht.«

      »Warum? Weil er ein paar Jahre weg war von eurer Insel oder wieso?«, fragte Sophie trotzig.

      »Er lebt in einem Bus!«

      »Ich wollte ihn auch nicht heiraten und bei ihm einziehen! Ich hab einfach mal …«

      »Ich will keine Einzelheiten!«

      Sophie lächelte sie entschuldigend an. »Ach Tina, tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast. Ich hatte das wirklich nicht geplant. Es ist einfach passiert. Stell dir vor, ich habe es endlich mal geschafft, Felix für eine ganze Zeit zu vergessen. Ich hatte Spaß und Ben ist ein toller Mann.«

      »Klingt ja fast so, als hättest du dich verknallt!«

      »Mir wird das jetzt zu blöd. Mir scheint, du gönnst mir mein kleines Abenteuer nicht.«

      »Was hast du denn bis jetzt herausgefunden?«

      »Wenn dein Mann dich hören könnte! Na ja, nicht viel. Zumindest weiß ich, dass Stefan auf der Suche nach Olli ist. Und ich habe erfahren, dass Fenja damals rausgesurft und nie zurückgekommen ist. Sie war wohl eigentlich sehr gut. Ob das irgendwas mit den Morden zu tun hat, ist wohl eher auszuschließen. Viel zu lange her.«

      »Ich verstehe«, flüsterte Tina übertrieben geheimnisvoll.

      »He, verarsch mich nicht! Merkwürdig ist es doch trotzdem, dass auch Sarah eine Freundin von Olli war, oder?«

      »Du denkst doch nicht auch, dass Olli …?«

      »Nein, das glaub ich nicht. Er ist sicher nicht ganz glücklich bei dem Gedanken, dass er früher oder später den Hof übernehmen muss, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass er den Knast vorzieht.«

      »Wäre doch ne tolle Schlagzeile:

      ›Mörder wollte weg von Mama‹.« Tina sah Sophie ernst an. »Die von heute ist auch nicht schlecht: ›Serienkiller auf Fehmarn‹. Willst du den Artikel mal lesen?«

      »Später. Ich muss kurz nach Lübeck, beruflich! Ich bin heute Mittag wieder da und ich bring uns irgendwas Feines zu essen mit. Kann ich Pelle hierlassen?«

      »Klar kann er hierbleiben und ich hätte gerne Sushi. Und ich will heute Mittag alles wissen!«

      Sophie lachte kurz und stürmte nach oben, um zu duschen. 10 Minuten später startete ihr Wagen. Was hatte sie jetzt nur wieder vor, fragte sich Tina. Sie schämte sich ein bisschen. Warum hatte sie nur so hysterisch reagiert? Wenn ihre Freundin eins verdient hatte, dann wohl ein bisschen Ablenkung. Tina kicherte, als sie sich plötzlich erinnerte. Bens Eltern hatten doch diesen Fimmel für Gartenzwerge. Ja, der ganze Garten stand voll mit kleinen Tonmännern. Wahrscheinlich wäre sie dann auch von zu Hause weggerannt. In ihrem Magen war plötzlich ein Kloß. Sie schluckte, doch sie bekam das ungute Gefühl nicht weg. Da war noch was anderes. Es lag schon viele Jahre zurück. Ihre Eltern hatten davon gesprochen und sie hatte es als kleines Mädchen zufällig mit angehört. Es war entsetzlich und hatte mit Bens Schwester zu tun.

      Hanjo sah sich erschöpft in der Bistroküche um. Sie glich einem Schlachtfeld. Auch wenn er heute Morgen keine Horde Schüler hatte, die er bewirten musste, waren doch einige Gäste zum Frühstück gekommen. Irgendwie hatte er es ohne Hilfe geschafft. Jetzt waren noch fünf Tische besetzt, an denen Surfer und Kiter ihren letzten Schluck Kaffee tranken. In der ganzen Hektik hatte Hanjo das dreckige Geschirr überall dort abgestellt, wo ein bisschen Platz war. Er wollte sich erst mal einen klitzekleinen Rum genehmigen, bevor er sich ans Aufräumen machte. Er goss sich gerade ein Gläschen ein, als in der Gaststube das Telefon klingelte.

      »Surf- und Kiteschule Gold.«

      »Hallo! Anja Schneider hier. Ich würde gerne mit Hanjo …«

      »Am Apparat«, ging er dazwischen. Lieber Gott, lass es die Aushilfe sein, schickte er ein Stoßgebet zum Himmel.

      »Oh, sehr gut«, fuhr Anja Schneider fort. »Ich habe ihre Nummer vom Hotel Ostseeblick. Man hatte mir dort …«

      »Wann können Sie anfangen?«, unterbrach er sie glücklich.

      »Sie scheinen ja wirklich dringend Hilfe zu brauchen, Herr Peters. Sofort?«

      »Wunderbar! Kommen Sie einfach vorbei.« Hanjo legte auf und gönnte sich zur Feier des Tages gleich noch ein Schnäpschen. Die Bistrotür öffnete sich und Clara kam rein. »Schnaps? Um diese Zeit?«

      Kümmere dich doch um deinen eigenen Kram, dachte Hanjo mürrisch. Clara mochte eine sehr begabte Sportlerin sein und zudem ein hübsches Mädchen, aber sie war ihm unsympathisch. Und dabei kam sie von der Insel. Wo hatte sie nur diese Arroganz her? Sie war überheblich und ihr ständiger Begleiter war noch schlimmer.

      »Morgen, Clara«, grüßte Hanjo trotzdem. »Ich wünsche dir auch einen guten Tag. Was kann ich für dich tun?«

      Sie setzte sich mit einer schwungvollen Bewegung auf einen der Barhocker an der Theke. »Du darfst mir ein großes Rührei bringen und einen Milchkaffee.« Ohne ihn weiter zu beachten, schnappte sie sich die Zeitung und begann zu lesen. Hanjo rührte sich nicht vom Fleck. Irritiert sah Clara ihn an. »Gibt es irgendein Problem?«

      »Die Küche ist leider geschlossen. Einen stinknormalen Kaffee kannst du haben.« Es freute ihn, dass Clara beleidigt nach Luft schnappte. »Es sind auch noch ein paar Brötchen da, wenn du so hungrig bist«, bot er ihr versöhnlich an. »Aber die Küche ist im Moment nicht zu gebrauchen. Ab morgen wird alles besser.«

      »Was ist das heute nur für ein Scheißtag«, zischte Clara. Erstaunt bemerkte Hanjo, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. »Clara? Ist alles in Ordnung?« Sie schüttelte den Kopf. Er bemerkte einen Bluterguss an ihrer Schläfe. »Du hast dich verletzt!«

      »Nein, das ist nichts. Blöder Stein!« Clara hatte zu ihrem zickigen Tonfall zurückgefunden.

      »Wo ist denn dein … ich hab seinen Namen vergessen«, fragte Hanjo.

      »Ich auch! Und er ist weg!«

      Daher weht der Wind, schlussfolgerte Hanjo. Karl,

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