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zweihundert und fünfzig aber behielten sie in Gewahrsam, behandelten sie aber mit rücksichtsvoller Sorgfalt, damit sie nach der Heimkehr Korcyra's Besitz ihnen verschaffen möchten. Denn zufälliger Weise gehörten die meisten zu den mächtigsten jenes Staats. So behauptete sich Korcyra im Korinthischen Kriege, und die Athenischen Schiffe fuhren von dort wieder zurück. Dieß war für die Korinther die erste Veranlassung zum Kriege mit den Athenern, weil diese, während des bestehenden Vertrags mit ihnen, die Korcyräer im Seetreffen unterstützt hatten.

      56. Bald darauf trat noch folgende Mißhelligkeit zwischen den Athenern und den Peloponnesiern ein, welches den Krieg veranlassen half. Da die Korinther mit Racheplanen gegen sie umgiengen, so verlangten die Athener, ihre feindselige Gesinnung vermuthend, von den Potidäern [im heutigen Cassandra in Macedonien], die, ein Korinthisches Pfanzvolk, auf der Landenge von Pallene angesiedelt sind, und ihre zinsbaren Bundesverwandten waren, sie sollten ihre Festungswerke gegen Pallene hin niederreißen, und Geiseln stellen: und die Epidemiurgen (Volksbeamten) entlassen, und in Zukunft die nicht mehr annehmen, welche die Korinther jedes Jahr schickten. Die Athener fürchteten nämlich, jene möchten von Perdikkas und den Korinthern sich zum Abfalle bewegen lassen, und die übrigen Bundesgenossen in der Gegend von Thracien mit zum Trenbruche verleiten.

      57. Solde vorbereitende Maßregeln nahmen die Athener gegen die Potidäer sogleich nach der Seeschlacht bei Korcyra. Denn die Korinther befanden sich jetzt mit ihnen in offenem Zwiste. Berdikkas aber, der Sohn Alexanders, König von Macedonien, der zuvor ihr Freund und Bundesgenosse war, hatte sich mit ihren verfeindet: und zwar aus dem Grunde, weil die Athener mit seinem Bruder Philipp und mit Derdas, die gemeinschaftlich sich wider ihn erhoben, ein Bündniß geschlossen hatten. Aus Furcht suchte er nun durch eine Sendung nach Lacedämon zu bewirken, daß Athen mit den Peloponnesiern in Krieg verwickelt würde. Die Korinther aber brachte er, zu Gunsten des Abfalls der Botidäer, auf seine Seite. Et unterhandelte mit den Chalcidiern und Potidäern in Thracien, daß sie am Abfalle Theil nehmen möchten, in der Hoffnung, daß er, wenn er diese Nachbarn zu Bundesgenossen hätte, leichter in Verbindung mit ihnen den Krieg führen könnte. Als die Athener davon Kunde erhielten, so wollten Sie dem Abfalle jener Staaten zuvorkommen: und da sie gerade dreißig Schiffe und taufend Schwerbewaffnete gegen des Perdikkas Land ausschickten, unter Anführung des Archestratus und zehn anderer, so ertheilten sie den Schiffsbefehlshabern den Auftrag, von den Potidäern Geiseln zu nehmen, ihre Festungswerke niederzureißen, und die benachbarten Städte zu bewachen, daß sie nicht abfallen möchten.

      58. Die Potidäer schickten nun Gesandte an die Athener, um, wo möglich, alle ungewöhnlichen Maßregeln gegen sie abzuwenden; auchwandten sie sich vereint mit den Korinthern nach Lacedämon, und suchten zu bewirken, daß man, wenn es nöthig wäre, zu ihrem Schutze sich rüsten möchte. Als sie nun nach langen Unterhandlungen bei den Athenern nichts Erwünschtes erzielen konnten, sondern die gegen Macedonien bestimmten Schiffe auch eben so gegen sie heranzogen: und als die Lacedämonische Regierung ihnen versprach, in Attika einzufallen, wenn die Athener gegen Potidäa zögen; so fielen sie um diese Zeit ab, nebst den durch Eisschwur mit ihnen verbundenen Chalcidiern und Bottiäern. Auch bewog Perdikkas die Chalcidier, ihre Städte am Meere zu verlassen und zu zerstören, und sich landeinwärts in Olynth anzusiedeln, und diese einzige Stadt zu befestigen. Diesen Auswanderern wies er ein Stück seines eigenen Gebietes in Mygdonien um den See Bolbe für die Dauer des Kriegs mit den Athenern zur Benützung an. Sie bauten sich nun landeinwärts an, rissen ihre Wohnorte nieder, und rüsteten sich zum Kriege.

      60. Indessen waren die Korinther nach dem Abfall von Potidäa, und weil sich Attische Schiffe in der Gegend von Macedonien befanden, wegen jenes Platzes in Sorgen: und weil sie glaubten, daß die Gefahr sie mit anginge, so schickten sie Freiwillige aus ihrer Stadt, und von den übrigens Peloponnesiern gedungene Söldner, zusammen sechzehnhundert Schwerbewaffnete und vierhundert Mann leichte Truppen. Ihr Auführer war Aristeus, der Sohn des Adimantus, dem zu Gefallen vornehmlich die meisten Freiwilligen aus. Korinth mitzogen, weil er von jeher mit den Potidäern an vertrautem Verhältniß geweset war. Diese kamen - vierzig Tage nach dem Abfalle Potidäa's in Thracien an.

      61. Auch die Athener wurden bald von dem Abfalle jener Städte benachrichtigt. Als sie nun vernahmen, daß auch Aristeus mit den Seinigen zu Hülfe komme, so sandten sie zweitausend von ihren Schwerbewaffneten und vierzig Schiffe gegen die abgefallenen Orte, und Kallias, den Sohn des Kalliades, mit vier andern als Anführer aus. Diese Armen zuerst nach Macedonien, und trafen die früher abgeschickten tausend Mann im Besitz des feit kurzem eroberten Therma [nachher Thessalonich genannt und mit der Belagerung von Pydna beschäftigt. Zuerst stellten sie sich auch dort auf, und unterstützen die Belagerung: dann schlossen sie einen notgedrungenen Vergleich und Bundesgenossenschaft mit Perdikkas, da Potidäa und des Aristens Ankunft sie drängte; und zogen nun aus Macedonien ab. Darauf kamen sie in die Gegend von Berda: zogen sich aber, da sie sich gegen diesen Platz gewendet, und ihn vergeblich angegriffen hatten, zurück, und begaben sich zu Lande gegen Potidäa, mit dreitausend eigenen Schwerbewaffneten, und ausserdem mit vielen Bundesgenossen, und sechshundert Reitern der Macedonier im Gefolge des Philipp und Pausanias. Zugleich waren sie von siebzig Schiffen begleitet. Langsam vorrückend kamen sie am dritten Tage nach Gigonus, und schlugen ein Lager.

      62. Die Potidäer aber und die Peloponnesier unter Aristeus lagerten sich, die Athener erwartend, bei Olynth auf der Landenge; sie hatten sich nämlich ausserhalb der Stadt einen Markt eröffnet. Die Verbündeten hatten zum Befehlshaber des gesammten Fußvolks den Aristeus gewählt, und den Perdikkas zum Anführer der Reiterei. Denn dieser war sogleich wieder den Athenern untreu geworden, und focht auf der Seite der Potidäer, nachdem er dem Iolaus die Regierung in seinem Namen übertragen hatte. Der Plan des Aristeus war, sein Heer auf der Landenge stehen zu lassen, und so die Athener, wenn sie heranrücken sollten, zu erwarten, während die Chalcidier und die Bundesgenossen ausserhalb der Landenge, und die zweihundert Reiter des Perdikkas in Olynth bleiben, und im Fall eines Angriffes der Athener ihnen in den Rücken fallen, und die Feinde so in die Mitte nehmen sollten. Kalias dagegen, der Athenische Anführer, und seine Mitbefehlshaber schickten die Macedonischen Reiter und eine kleine Abtheilung der Bundesgenossen gegen Olynth, um einen Ausfall von jenen zu verhindern. Sie selbst aber brachen aus dem Lager auf, und zogen gegen Potidäa. Als sie nun an die Landenge kamen, und die Feinde zur Schlacht gerüstet sahen, so stellten auch sie sich gegen jene auf. Und bald darauf kam es zum Handgemenge. Der Flügel des Aristeus selbst und die auserlesenen Truppen der Korinther und der übrigen, die bei ihm waren, drängten, was ihnen entgegen stand, zurück, setzten dem Feinde nach, und verfolgten ihn eine weite Strecke: aber das übrige Heer der Peloponnesier und Potidäer wurde von den Athenern geschlagen, und floh in die ummauerte Stadt.

      63. Als nun Aristeus von der Verfolgung zurückkam, und den übrigen Theil des Heeres geschlagen sah, so war er in Verlegenheit, wohin er ziehen und sich durchschlagen sollte, nach Olynth oder nach Potidäa? Er beschloß jedoch, seine Leute so enge wie möglich zusammen zu ziehen, und im Sturmschritte nach Potidäa durchzubrechen. Er zog sich nun mit Mühe und von Pfeilschüssen verfolgt, längs dem Steindamme am Meere hin, verlor nur wenige Leute, und brachte die Meisten glücklich davon. Die Hülfsvölker der Potidäer, die auf der Seite von Olynth standen, welche Stadt ungefähr sechzig Stadien entfernt und dem Auge erreichbar liegt, rückten beim Anfange der Schlacht, als die Feldzeichen aufgepflanzt waren, eine kleine Strecke weit vor, in der Absicht, zu Hülfe zu kommen, und die Macedonischen Reiter stellten sich ihnen gegenüber auf, um dieß zu verhindern. Als aber der Sieg der Athener bald entschieden war, und die Feldzeichen wieder weggenommen wurden, so zogen sie sich wieder in die Festungswerke zurück, und die Macedonier zu den Athenerii. Reiterei war von beiden Seiten nicht in's Gefecht gekommen. Nach dem Treffen errichteten die Athener ein Siegeszeichen, und übergaben nach geschlossenem Stillstandsvertrage

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