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und Genugtuung, Madam, daß es Ihnen wieder leidlich zu gehen scheint«, sagte er. »Darf und muß ich unterstellen, daß Sie etwas gegen meine bescheidene Person haben?«

      »Wie kommen Sie denn darauf?« Sie riß sich zusammen und schaltete auf Erstaunen um.

      »Sollte ich nicht an eine gewisse Eierhandgranate erinnern, Madam?«

      »Eierhandgranate? Wovon reden Sie eigentlich?« Sie tat ahnungslos, doch sie war eine schlechte Schauspielerin.

      »Versuchten Sie nicht, mich mit einer Eierhandgranate zu bedenken, Madam? Können Sie sich vielleicht vage daran erinnern, daß Sie dabei Ihr Motorboot verloren?«

      »Sie ... Sie sind verrückt!«

      »Möglicherweise läßt mein Erinnerungsvermögen deutlich nach«, räumte Josuah Parker höflich ein. »Aber warum, so frage ich mich, greift Mister John Bartlett zu solch groben Mitteln?«

      »Ich kenne keinen Mister Bartlett«, sagte sie. Im gleichen Moment merkte sie auch schon, daß sie in die mehr als einfache Falle getappt war.

      Parker hatte »Bondlett« gesagt, sie aber kannte den richtigen Namen »Bartlett« sehr genau. Sie ärgerte sich und biß sich auf die Unterlippe.

      »Das kann jedem passieren, Madam«, tröstete Parker sie. »Entschuldigen Sie diese kleine List! Mister Bartlett scheint zu befürchten, daß ich seine Kreise störe, nicht wahr?«

      »Ich sage überhaupt nichts mehr«, antwortete sie.

      »Mister John Bartlett ist auf keinen Fall ein Privatdetektiv aus Leeds, der für den Verband schottischer Whiskyhersteller ermittelt«, redete Parker dafür gemessen weiter. »Die Frage ist nur, ob er mit oder gegen das Trio Pete, Maud und Rob arbeitet. Sie wissen doch, jene jungen Leute, die zwei Kastenlieferwagen in der Scheune ihrer gemieteten Farm stehen haben.«

      Doch die Bikinidame antwortete nicht.

      »Um Whiskyschmuggel geht es auf keinen Fall«, stellte Parker weiter fest. »Schmuggler pflegen kaum mit Eierhandgranaten zu arbeiten.«

      Sie senkte den Kopf und sagte nichts.

      »Logischerweise muß es also um andere Dinge gehen«, führte der Butler weiter aus. »Ich möchte eine Vermutung äußern, wenn Sie gestatten, Madam. Meiner sehr bescheidenen Meinung nach scheint es sich um Whisky zu handeln, den man gestohlen hat.«

      »Wie kommen Sie denn darauf?« fragte sie, ihr Schweigen durchbrechend.

      »Man las in letzter Zeit mehrfach davon«, sagte Josuah Parker. »Spezialisierte Gangster entführen Whiskytransporter, schaffen die Lastwagen an irgendeine einsame Stelle, laden die Whiskykartons um und schaffen die begehrte Beute auf Umwegen nach London. Der Profit ist beachtlich.«

      »Sie phantasieren sich da was zusammen.«

      »Diesen Vorwurf muß ich in der Tat hinnehmen«, gestand Butler Parker. »Noch fehlen mir die Beweise, aber vielleicht ändert sich das bereits in den nächsten Stunden.«

      »Oder auch nicht!« Eine Stimme hinter Parker widersprach kurz und knapp. Bevor der Butler allerdings darauf eingehen konnte, mußte er bereits einen harten Schlag gegen den Hals hinnehmen. Er ging in die Knie und fiel dann der Länge nach in die Kabine.

      Und es war schon erstaunlich. Selbst dieses Niedergehen zelebrierte der Butler mit Vornehmheit und Würde. Haltung War bei ihm oberstes Gebot.

      *

      Higgins war tief erschüttert und zugleich auch beeindruckt.

      Er stand seitlich vor dem Sattelschlepper und sah auf Lady Agatha Simpson, die munter und freudig aus dem Fahrerhaus kletterte. Ihr Hut, der ein wenig an einen Südwester erinnerte, saß unternehmungslustig schief auf dem Köpf. Ihre Augen funkelten animiert.

      »Ein Geschenk für Sie, Mister Higgins«, sagte sie. »Sie brauchen sich erst gar nicht zu bedanken, junger Mann. Die Sache hat mir großen Spaß gemacht.«

      »My ... My ... Mylady«, stotterte der hohe Polizeioffizier. Zu mehr reichte es bei ihm im Augenblick nicht.

      »Sie stottern ja schon wieder«, tadelte die ältere Dame. »Bei Gelegenheit sollten Sie endlich mal was dagegen tun, junger Mann.«

      »Ich... ich verlange eine Erklärung.« Higgins riß sich zusammen und war endlich bereit das zu glauben, was er gerade gesehen hatte. Nein, er litt nicht an einer Verwirrung seiner Sinne. Lady Agatha Simpson war aus dem schweren Sattelschlepper gestiegen und schritt nun auf ihren stämmigen Beinen zurück zur geöffneten Ladefläche. Higgins folgte automatisch, einige Männer seines Einsatzkommandos im Schlepptau.

      Sekunden später sah Higgins sich Kathy Porter gegenüber. Sie sprang gerade aus dem Sattelschlepper und nickte der Detektivin zu.

      »Zeigen Sie ihm die beiden Lümmel«, befahl Lady Simpson ihrer Gesellschafterin.

      »Sie liegen dort hinter den Whiskykartons«, antwortete Kathy Porter.

      »Ich verlange endlich eine Erklärung!« Higgins hatte es geschafft, sich wieder unter Kontrolle zu bringen.

      »Mylady hat den gestohlenen Sattelschlepper entdeckt und dazu noch zwei der mutmaßlichen Räuber festgenommen«, sagte Myladys Gesellschafterin freundlich.

      »Das verstehe ich nicht.« Higgins schluckte.

      »Natürlich nicht«, grollte Agatha Simpson. »Genauso habe ich Sie auch eingeschätzt.«

      Kathy Porter war daran gelegen, daß die Dinge nicht auf die Spitze getrieben wurden. Sie berichtete kurz, was sich zugetragen hatte.

      »Der Sattelschlepper stand in einer Steinbruchhöhle«, stellte Mr. Higgins kopfschüttelnd fest. »Wieso haben Sie ihn gefunden?«

      »Weil ich schneller nach East Dereham kommen wollte, junger Mann«, schaltete die resolute Dame sich wieder ein. »Ich benutzte eine Abkürzung.«

      »Aber weshalb ausgerechnet den Steinbruch?« Higgins schaltete innerlich auf Mißtrauen um.

      »Weil wir uns etwas verfahren haben«, erklärte Kathy Porter und lächelte.

      »Verfahren, meine Liebe?« Lady Simpson war mit dieser Feststellung nicht einverstanden. »Davon kann doch überhaupt keine Rede sein. Setzen Sie gefälligst keine Gerüchte in die Welt, Kindchen! Natürlich war das mein Jagdinstinkt. Aber so etwas werden Sie nie verstehen, Mister Higgins! Wollen Sie die beiden Subjekte nicht endlich festnehmen?«

      Einige Männer des Chiefconstable stiegen auf die Ladefläche und holten die jungen Männer heraus, die von Kathy Porter sach- und fachgerecht verschnürt worden waren. Sie machten einen leicht angeschlagenen Eindruck. Die wilde Fahrt des Sattelschleppers war ihnen nicht gut bekommen.

      »Haben Sie wenigstens die beiden kleinen Lieferwagen gestellt?« wollte Agatha Simpson inzwischen von Higgins wissen. »Ich kann ja schließlich nicht alles allein machen, oder?«

      »Sie ... sie werden verfolgt, Mylady. Das heißt, sie sind inzwischen auch gestellt worden.«

      »Auch die Insassen, junger Mann?«

      »Lei... leider nein«, gab Higgins unsicher zurück.

      »Sie bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm, Mister Higgins«, grollte die Detektivin. »Muß ich Ihnen diesen Fall denn auf einem silbernen Tablett servieren? Sie machen sich diese Sache sehr einfach.«

      Higgins senkte den Blick.

      Er wehrte sich innerlich dagegen, doch er schaffte es nicht. Unter den Augen der Lady fühlte er sich wie ein kleines Kind, das gescholten wird.

      *

      Butler Parker genierte sich ein wenig.

      Er war wieder zu sich gekommen und schalt sich einen ausgemachten Narren. Er hatte sich übertölpeln lassen, und das ärgerte ihn gründlich. Im Moment war er an Händen und Füßen gefesselt und befand sich in der hinteren Kabine des Hausbootes.

      Das Wasserfahrzeug bewegte sich, doch wohin

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