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immer sich auch im Farmhaus auf die Lauer gelegt haben mochte, die Übersicht mußte für diese Person völlig verloren gegangen sein. Wahrscheinlich rannte der Bewacher von James Findlay jetzt von Raum zu Raum und versuchte, den Mini-Cooper unter Sichtkontrolle zu halten. Diese Person mußte mit Sicherheit bereits leicht verwirrt sein, sie konnte ja nicht ahnen, was der Mini-Cooper in der nächsten Sekunde anstellte.

      Und da war er auch schon wieder!

      Er tauchte genau dort auf, wo er nicht hätte erscheinen dürfen, nämlich wieder an der ersten Hausecke. Er fegte zurück zum Brunnen, umkreiste ihn und sorgte für eine weitere Staubwolke, die noch dichter war als die erste.

      Der kleine Wagen schien in dieser Staubwolke dann gestrandet zu sein. Man hörte das Reißen und Kreischen von Metall, das sich schlecht behandelt fühlte. Zusätzlich klirrte Glas, dann war sogar so etwas wie eine kleine Detonation zu vernehmen.

      In einem Punkt hatte Lady Agatha Simpson sich nicht geirrt.

      Aus dem verfallenen Farmhaus kam ein Mann, der eine Maschinenpistole in seinen Händen hielt. Er lief auf den Brunnen zu, von dem wegen der dichten Staubwolke allerdings im Moment nichts zu sehen war. Der Mann wurde noch schneller, als ein Feuerschein im Kern der Wolke zu erkennen war. Der Mann eilte auf das vermeintliche Wrack zu und ... blieb dann wie angewurzelt stehen.

      Er wußte nicht, was seine Stirn getroffen hatte. Er spürte nur, daß er mit ihr gegen ein Hindernis gelaufen war, das stärker war als seine Stirnpartie. Der Mann ließ zuerst die Maschinenpistole, dann sich selbst fallen.

      Lady Simpson marschierte heran und nickte zufrieden. Sie hob ihren Pompadour auf, dessen ›Glücksbringer‹ auch dieses Problem wieder einmal gründlich gelöst hatte. Die energische Dame kümmerte sich um die Maschinenpistole, die sie sehr fachmännisch handhabte. Dann ging sie auf das verfallene Farmhaus zu, wachsam und sehr entschlossen.

      Sie entdeckte James Findlay in einer Art Vorratskammer, in der sich eine Falltür befand. Im Kellerraum wurden in früheren Zeiten wahrscheinlich weitere Vorräte aufbewahrt. Die Falltür war hochgeklappt. Im Falle eines Falles hätte man den CIA-Agent wahrscheinlich nach unten gekippt und außer Sichtweite gebracht.

      James Findlay war leider nicht in der Lage, Lady Simpson zu begrüßen. Er befand sich in schlechtem Zustand und brauchte dringend ärztliche Hilfe. Der Mann war offensichtlich gefoltert worden. Lady Simpson war empört und spielte mit dem Gedanken, die beiden Männer draußen dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Eine kleine Privatlektion konnte gewiß nicht schaden.

      Als James Findlay schwach stöhnte, vergaß Lady Agatha diese Absicht und widmete sich dem Mann. Es zeigte sich bei dieser Gelegenheit, wie stark Lady Simpson war. Sie hob Findlay auf und trug ihn hinaus. Sie war zufrieden, glücklich und sogar stolz. Sie allein hatte den vermißten Findlay aufgespürt und damit den Fall beendet.

      Glaubte sie zu diesem Zeitpunkt!

      *

      »An eine Aussage Findlays ist vorerst überhaupt nicht zu denken«, sagte Superintendent McWarden. »Der Mann steht unter einem schweren seelischen Schock. Und seine körperliche Verfassung ist miserabel. Ohne Ihr Erscheinen, Mylady, hätte Findlay den morgigen Tag wohl kaum überlebt.«

      »Wem sagen Sie das?« Lady Simpson nickte bestätigend. »Ich habe doch Augen im Kopf! Wissen Sie inzwischen, wer dieses Subjekt mit der Maschinenpistole ist?«

      »Er ist uns völlig unbekannt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen sehr wichtigen Agenten, der Lorrings und Stepnut steuerte. Die Leute von der CIA versuchen herauszubekommen, ob er bei ihnen in den Staaten registriert ist.«

      »Für mich ist dieser Teil des Falles erledigt«, antwortete die Amateurdetektivin. »Soll sich jetzt um die Kapsel kümmern, wer immer es will.«

      »Leider geht es um sie nach wie vor«, seufzte McWarden auf. »Bis sie gefunden worden ist, wird der verrückte Wirbel für mich weitergehen.. Übrigens, Mr. Parker, die beiden Männer von der CIA möchten sich bei Ihnen noch einmal entschuldigen.«

      »Die Unterhaltung mit den Herren war einigermaßen amüsant«, ließ der Butler sich vernehmen, der seiner Herrin gerade einen Kreislaufbeschleuniger serviert hatte und jetzt McWarden mit einem Whisky versorgte.

      »Hoffentlich haben Sie mehr erfahren als wir«, gab der Superintendent zurück. »Die Kollegen aus der neuen Welt sind sehr zurückhaltend, was Informationen anbetrifft.«

      »Sie brauchen also wieder mal unsere Hilfe, oder?« Lady Simpson sah McWarden triumphierend und auch ein wenig ironisch an.

      »Die Geheimniskrämerei dieser Leute geht mir auf die Nerven«, beschwerte sich McWarden grimmig. »Wie soll man ermitteln, wen man keine Hinweise bekommt? Ich möchte den ganzen Kram am liebsten hinschmeißen!«

      »Falls Mylady gestatten, könnte ich Ihren verständlichen Unmut ein wenig dämpfen«, sagte Josuah Parker gemessen.

      »Reden Sie schon, nehmen Sie kein Blatt vor den Mund«, forderte Mylady ihren Butler auf. »Ich weiß ja selbst noch nicht genau, was Sie erfahren haben, Mr. Parker.«

      »Die beiden Herren, die mich zu einer kleinen Spazierfahrt einluden, erwiesen sich im Verlauf dieser Ausfahrt als mitteilsam«, schickte der Butler voraus. »Gewiß, es gab, wenn ich es so ausdrücken darf, zuerst einige Mißverständnisse, später jedoch konnte die Basis für eine Verständigung erreicht werden.«

      »Kommen Sie doch endlich zur Sache«, schnaufte Lady Simpson gereizt.

      »Gewiß, Mylady.« Parker deutete in Richtung Lady Simpson eine knappe Verbeugung an. »Um es kurz zu machen und die Problematik aufzuzeigen, Mylady, die beiden Herren wissen leider nicht, wer der Kurier ist.«

      »Diese Behauptung kann doch nur ein Trick sein. Mr. Parker, haben Sie sich da nicht reinlegen lassen?«

      »Ich gewann den Eindruck, Mylady, daß diese Aussage den Tatsachen entspricht«, entgegnete der Butler würdevoll. »Die Herren von der CIA, als die sie sich später vorstellten, wissen nur, daß der Kurier einer der Orchestermusiker ist. Wer dieser Mann ist, entzieht sich ihrer Kenntnis. Wie zu erkennen war, sind die beiden Herren darüber äußerst unglücklich.«

      »Nun ja, diese Taktik entspricht durchaus der Praxis«, schaltete sich der Superintendent ein. »Der Spion drüben in Fernost ist natürlich sehr, sehr vorsichtig und sorgt dafür, daß man ihn nicht aufspüren kann. Er würde ja sonst seinen Kopf verlieren. Und über den Kurier käme man ja womöglich an ihn heran.«

      »Dies deckt sich mit den Hinweisen der beiden CIA-Agenten, Sir«, pflichtete Parker dem Superintendent bei. »Wie ich weiter hörte, kennen sich Agent und Kurier noch nicht einmal. Der Kurier, also besagter und unbekannter Orchestermusiker, holte das Material aus einem sogenannten ›toten Briefkasten‹ und beförderte es nach London.«

      »Wo er es James Findlay übergeben oder in die Hand spielen wollte, nicht wahr?« Lady Simpson beugte sich interessiert vor.

      »Sehr wohl, Mylady«, bestätigte Parker. »Nach Ansicht der beiden CIA-Agenten muß die Übergabe der Kapsel bereits stattgefunden haben. Mit anderen Worten, der Kurier hat seine Belohnung bereits erhalten.«

      »Und wird sich hüten, in Erscheinung zu treten.« McWarden nickte nachdenklich. »Für ihn ist die Sache gelaufen. Findlay muß das Material also gehabt haben. Doch wo ist es jetzt?«

      »Warum sehen Sie mich so komisch an?« Lady Simpson raunzte McWarden amüsiert an. »Glauben Sie etwa, Mr. Parker, Kathy oder ich hätten diese Mikrofilme? Machen Sie sich doch nicht lächerlich!«

      »Wir werden halt warten müssen, bis Findlay aussagen kann«, meinte McWarden aufseufzend. »Nach Auskunft der Ärzte kann das aber noch einige Tage dauern. Was bis dahin nicht alles passieren kann! Nicht auszudenken!«

      »Was denn, um ein Beispiel zu nennen, McWarden?« Lady Simpson schöpfte neue Hoffnung. Liebend gern wollte sie sich weiter betätigen. Sie hatte den Eindruck, daß sie für einen Bestseller noch einiges Material brauchte.

      »Mylady, ich will offen sein«, sagte McWarden. »Da

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