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jedem Zuhörer die Eier wegbläst, ändern kann.

      Sein alter Herr ist vor sechs Monaten an einem Herzinfarkt gestorben und jetzt überlegt Peanut, ob er seinen Stern nicht einfach an den Nagel hängen und nach Seattle abhauen soll, wo er vielleicht als Session-Musiker arbeiten könnte.

      Das wäre auf jeden Fall tausendmal besser als das hier.

       Was zur Hölle ist das denn?

      Ein merkwürdig aussehender Kerl lungert auf dem Schul-Spielplatz herum. So eine Scheiße. Peanut überlegt kurz, ob er einfach so tun soll, als hätte er ihn nicht gesehen (das macht er oft) aber er weiß insgeheim, dass das nicht in Ordnung ist.

      »Buchte ihn ein, Danno«, zischt er im Gedenken an die Lieblingsserie seines Vaters, Hawaii Five-O.

      Kapitel 10

      Peanut hält den SUV an, gibt der Zentrale kurz seine Position durch und teilt ihnen mit, dass er den Wagen verlassen wird. Der Kerl auf dem Spielplatz scheint sich nur wenig daran zu stören, dass die Polizei gerade aufgetaucht ist. Peanut schreitet durch das Tor auf den Spielplatz, wo ihm der Schnee sofort bis zu den Knien reicht.

      »Entschuldigen Sie bitte, Sir«, sagt er, wobei er den Kegel seiner Taschenlampe auf den Fremden richtet. Schneeflocken wirbeln um ihn herum. »Darf ich fragen, was Sie da machen?«

      Doch der Kerl ignoriert ihn einfach. Er kniet auf dem Boden und sucht den Schnee mit einer kleinen Lampe ab. Nach einem Moment des Zögerns richtet er sich auf – und was für ein Kerl das ist! Er ist groß und bärtig, sein Gesicht ist von Wind und Wetter gegerbt, die Augen schmal. Er trägt einen Fellmantel, der ihm bis zu den Knöcheln reicht, und einen flachkrempigen Hut im Stil der Mormonen. Sein Mantel ist geöffnet, sodass Peanut einen tief hängenden Munitionsgurt mit einem Holster erkennen kann, in dem eine fies aussehende Schusswaffe steckt.

      »Sagen Sie schnell, was Sie sagen müssen, Officer«, verkündet der Hüne mit einer knurrenden, tiefen Stimme. »Denn ich habe hier zu tun.«

      »Was genau haben Sie denn zu tun?«

      »Ich jage und bin gerade auf der Suche nach Spuren.«

      Peanut schluckt schwer, während er seine Hand unwillkürlich auf seine Waffe legt.

      »Auf einem Spielplatz?«

      »Ganz genau. Denn das, was ich suche, mag kleine Kinder. Es mag es, sie aufzuspüren und anschließend zu fressen.«

      Peanuts Kehle fühlt sich an, als wäre sie voller Sand. Hier stehen sie, im vielleicht fiesesten Blizzard aller Zeiten, und er muss ausgerechnet diesem bewaffneten Spinner über den Weg laufen. Der Wind bläst immer heftiger, der Schnee fliegt und er kriegt nicht mal den Verschluss seines Holsters auf.

      Endlich schafft er es.

      »Darf ich nach Ihrem Namen fragen, Sir?«

      »Clegg. Einfach Clegg.«

      »Okay, Mister Clegg, Sie müssen zugeben, dass das alles ein bisschen merkwürdig auf mich wirkt. Sie tragen eine Waffe und sagen mir, dass sie etwas jagen … in einem Blizzard … mitten in einem Stadtgebiet.«

      »Richtig.«

      »Würden Sie mir dann bitte ganz konkret erläutern, was Sie da jagen.«

      Clegg lächelt weder noch verzieht er das Gesicht, seine Miene ist komplett ausdruckslos. »Sagen wir einfach, ich bin hinter einem ganz bestimmten Fleischfresser her.«

      Jetzt zieht Peanut seine Waffe. »Ich fürchte, das reicht mir nicht als Antwort.«

      Clegg seufzt. »Ich bin keine Gefahr für dich, Junge.«

      »Die Waffe, die Sie tragen, sagt mir aber etwas anderes.«

      Clegg lacht auf. »Mein Sohn, sie ist doch nicht dafür da, um Menschen zu töten. Sie ist dazu da, mich vor bestimmten Dingen zu schützen.«

      »Haben Sie denn eine Erlaubnis, eine verdeckte Waffe zu tragen?«

      »Nein. Dafür habe ich in meiner Branche keine Zeit.«

      »Und was ist das für eine Branche?«

      »Ich jage Dinge, die Menschen töten. Das ist meine Aufgabe, dazu wurde ich berufen.«

      Er scheint nichts weiter dazu sagen zu wollen, stattdessen starrt er Peanut verdächtig an. »Sie stellen aber ganz schön viele Fragen.«

      »Das ist nun mal mein Job, Sir.«

      Clegg zuckt mit den Schultern. »Das Problem ist, dass die Viecher, die ich jage, sehr schlau und immer auf der Hut sind. Die benutzen eine Tarnung, um nah an ihre Opfer herankommen zu können. Das Wesen kann sich als Mann oder als Frau verkleiden … sogar als Hilfssheriff.«

      Peanut hat das Gefühl, innerlich auszutrocknen. Sein Magen fühlt sich an, als wäre er voller Stecknadeln. Clegg ist offenbar ein Irrer. Ein Durchgedrehter höchsten Kalibers.

      »Mister Clegg, ich weiß nicht, wovon Sie reden, aber ich versichere Ihnen, dass ich ein echter Hilfssheriff bin. Bitte zeigen Sie mir Ihren Ausweis.«

      »Der ist in meinem Van.«

      Peanut hat das Gefährt bereits auf dem Parkplatz gesehen. Es war mattschwarz, hässlich und hatte riesige Reifen. »Dann gehen wir jetzt dort rüber, denn ich brauche Ihren Fahrzeugschein und den Versicherungsnachweis. Bitte machen Sie keine Dummheiten, Sir. Ich möchte Sie ungern erschießen müssen.«

      »Ich Sie auch nicht.«

      »Wo Sie gerade davon reden: ich muss Sie dazu auffordern, Ihren Waffengurt abzunehmen. Wie es in Filmen immer so schön heißt: Gaaanz langsam.«

      »Das kann ich nicht tun.«

      Peanut verkrampft sich. »Und warum nicht?«

      »Ich kann es mir nicht leisten, unbewaffnet zu sein, dazu habe ich einfach zu viele Feinde.«

      »Das war aber keine Bitte, Sir. Es ist ein Befehl!«

      Peanut stellt sich breitbeinig hin und zielt jetzt mit seiner Waffe auf Clegg. »Nehmen Sie sofort den Gürtel ab!«

      »Das wäre in meinem Beruf keine gute Idee«, antwortet der Hüne.

      »Was ist dieser Beruf noch mal genau?«

      »Ich töte Clowns.«

      Peanut verdreht die Augen. »Dann kommen Sie wohl mal besser mit aufs Revier.«

      Kapitel 11

      Als Teague am Unfallort ankommt, findet er als Erstes ein Auto, das in einer Schneewehe steckt. Die Hälfte davon ragt noch auf die Straße hinaus, feinsäuberlich von etwa zehn Zentimetern frischem Puderschnee bedeckt. Er schüttelt den Kopf. Der Wagen musste wie eine Rakete in den Schneehaufen gerast sein, um so tief eingegraben zu sein.

       Warum muss ausgerechnet heute so etwas passieren?

      Er steht einfach nur da, während der Schnee weiter fällt und der Wind die Flocken wild über die Straße tanzen lässt. Bis auf den stetigen Leerlauf seines GMC und das vereinzelte Stöhnen des Windes ist es hier draußen extrem still, fast schon gruselig still. Im Lichtkegel seines Geländewagens sind wild herumwirbelnde Schneeflocken zu sehen und die roten Lampen seiner Warnblinkanlage machen aus dem Schnee im Sekundentakt einen Sturm aus Blut.

      Er kneift die Augen wegen des Windes zusammen und kann gerade noch so die Abdrücke eines Kettenantriebs erkennen. Sie sind durch den Neuschnee schon fast komplett verschwunden.

      Laut Beebe müsste die Leiche ein Stück neben der Straße liegen, kurz vor dem Graben. Teague macht sich also auf den Weg. Nach etwa zehn Metern sind die Kettenabdrücke gar nicht mehr zu sehen. Mit seiner Lampe sucht er akribisch den Graben ab, bis er eine Stelle findet, an der der Schnee absonderlich verformt ist. Er tritt mit der Fußspitze vorsichtig in die weißen Konturen, bis er schließlich

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