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fürn Stuss, aber was solls. Sie lächelte und wäre wohl mit allem einverstanden gewesen, sogar wenn ich sie dazu eingeladen hätte, bei Kerzenlicht ne tote Seele heraufzubeschwören.

      Edita besuchte die Berufsschule, manchmal quatschten wir n wenig. Na, nicht nur manchmal und nicht nur quatschen, wenns dunkel war. Ich spürte, dass sie beinahe in mich verknallt war. Zur von den Rittern besungenen Dame reichte es nicht ganz bei ihr. Ich würde sogar sagen, sie war ziemlich ätzend. Ihre Figur war ganz in Ordnung, aber der Kopf … peroxidblondes Haar, Föhnwelle, die dünnen Lippen blassrosa geschminkt. Und die ganze Zeit n Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Alles wie bei den anderen, aber die Visage passte nicht, da konnte man nix machen. Weit entfernt von denen, die ich gern gehabt hätte – so eine wie auf RTL oder auf den Plakaten. Die laufen dir aber kaum übern Weg und wenn, dann dämmert es dir, die sind nix für dich … Du spürst ihn förmlich, den unüberwindbaren Graben. Aber sich mit dem Gedanken abzufinden, dass das Leben nicht wie auf MTV ist, das fällt dir ziemlich schwer.

      Kurz bevor Edita zu mir kam, blätterte ich noch mal in diesem Buch, Im Namen der Liebe, das konnte nicht schaden. Insbesondere wollte ich wissen, was und wie ichs zu tun hatte. Aber es fehlte diesem Buch an Genauigkeit. Hier: »Bezüglich der Scheide, die auf der Illustration der erogenen Zonen fehlt, ist anzufügen, dass meist ihr unterer Teil erregbar ist, insbesondere das untere Drittel der Scheide (ihre Eigenschaften sind dieselben wie die der Klitoris). Nach den Daten des sowjetischen Wissenschaftlers A. Swjadowischtsch ist bei 19 % der Frauen der obere Teil der Scheide besonders empfindlich. Bei diesen Frauen kann man eine erotische Erregung hervorrufen, indem man das hintere Scheidengewölbe rhythmisch drückt.« Was denn fürn Gewölbe? Und dann auch noch ohne Bild. Ich hatte schon langsam das Gefühl, in der Kirche zu sein. Denn hört mal her, was da über die Mucke steht: »Erotische Gefühle kann auch rhythmische Musik hervorrufen, zum Beispiel Ravels ›Bolero‹, Strawinskis ›Frühlingsweihe‹ oder Schtschedrins und Bizets Musik zum Ballett ›Carmen‹ usw. Es gibt Frauen, bei denen nur sehr melodische, sanfte, romantische Musik erotische Gefühle hervorruft. Die jungen Leute, insbesondere die Teenager, erotisieren die Rhythmen der modernen Musik in außerordentlichem Maße. Aber allein symphonische Musik, deren Rhythmus stets der gefühlvollen Melodie untertan ist, wirkt auf den Mann gleichermaßen positiv wie auf die Frau und weckt den von Gefühlen veredelten Erotismus, mit anderen Worten, die harmonische Liebe.« Hätte ich diese Mucke jetzt irgendwo hier rumliegen, ich würde sie ja gern auflegen. Ich mag Klassik, besonders mit Rhythmus, ich habe da so nen Sampler namens Hooked on Classics. Aber wenn du das Mädel unbedingt erschrecken willst oder ihr nen Streich spielen, dann könnteste auch die »Frühlingsweihe« auflegen. Der vom heiligsten Umgang erweckte Augenblick der Verschmelzung, wies im Buch stand, kann natürlich nur im überwölbten Tempel zu den Klängen der »Frühlingsweihe« stattfinden.

      Mich überzeugten diese Regeln nicht. Mir kam die Welt von MTV viel echter vor, und um ihr wenigstens n klein bisschen näherzukommen, legte ich ne Kassette ein, auf die ich aus den MTV Top 100 solche, na, romantischen Songs aufgenommen hatte: Whitney Huston, aus dem Film über den Leibwächter, Michael Bolton – von dem kannste fast alles nehmen –, Duran Duran, was weiß ich, so was wie »Come Undone«, was für mich klang wie »Komm, Undine«. Und dann war da noch dieser Dicke, der sich »Fleischklops« nannte, na, alles kann ich hier nicht aufzählen. Natürlich ne Hundertzwanzig-Minuten-Kassette, damit ich sie nicht mittendrin mit einer Hand wenden musste.

      Wie Darius und Girėnas mit ihrem über Deutschland gescheiterten Atlantikflug nach Kaunas, so erging es mir mit dieser Edita. Meine Eltern waren auf einer Fete und sollten etwa um Mitternacht heimkommen. Ich hatte sie nicht überreden müssen, zu mir zu kommen. Genau da begann es mir nicht mehr zu gefallen. Ich wusste, dass sies wollte, aber als sie dann einverstanden war, da passte es mir nicht. Mir wäre es lieber gewesen, sie hätte wie die Mädchen aus meiner Klasse oder die Judokämpferinnen n wenig rumgezickt. Und es passte mir auch deshalb nicht in den Kram, weil ich spürte, dass es einfach nicht flutschte. Ich hatte Musik aufgelegt, sollte ihr nun zeigen, wie sehr sie mir gefiel, aber mir ging der Gedanke einfach nicht ausm Kopf, wie armselig ich doch war, dass ich solche Mädchen anbaggerte. Und das alles nur, weil mir so n Gefühl sagte, dass ichs tun soll. Obwohl ich nicht glaubte, dass die Ritter, die für ihre inexistenten Dulcineas sangen, nicht auch mit n wenig einfacheren Jungfrauen in die Büsche verschwanden. Das war mir n Trost.

      Ich reichte ihr n Glas Saft und fackelte nicht lange. Keine minutenlangen Zungenküsse, meine Hände gingen flink wie die einer Garderobenfrau zur Sache. Ne theatralische Frage aus Verlegenheit: Wann kommen deine Eltern heim?, aber es ging ohne größere Hindernisse vorwärts. Die Leggings bereiteten mir einige Schwierigkeiten, so schlüpfrig und eng anliegend waren die. Sie hattes nicht eilig, mich auszuziehen, deshalb gab ich mir auch keine große Mühe damit. Als ich sie ganz ausgepackt hatte, versuchte ich mich leicht zitternd daran zu erinnern, was ich in den Aufklärungsbroschüren gelesen hatte. Der Plural ist hier eher unangebracht, denn die physiologischen Dinge kannte ich aus der Enzyklopädie des Haushalts und alles andere, wie gesagt, aus Im Namen der Liebe. Das waren meine sämtlichen theoretischen Kenntnisse, alles andere waren Fantasien und Geschichten aus einschlägigen Heftchen wie Venera (Venus), Tik Vyrams (Nur für Männer) und 20 Centų (20 Cents). Auf letzterem gut sichtbar der Vermerk: »Nur in reifem Alter lesen, kaufen und verbreiten!« Aber wer wollte schon so lange warten?! Ich schlüpfte aus der Hose, und auch der Präser bereitete mir keine großen Probleme, der ging mir einfach nicht ausm Sinn. Condom first! Sonst vergisste ihn noch oder was. Ich hatte das Ganze schon mehrmals durchgespielt und auch schon mehr als einen verschwendet. Aber in den Kioskbuden waren die auch nicht teuer.

      Als meine Hand jedoch zum Wesentlichen vordrang, wurden alle technischen Anleitungen mit einem Mal zur schöngeistigen Literatur, während meine Finger in so ne feucht-heiße Pfütze eintauchten, so als hätte ich sie in … was weiß ich denn … in Gehacktes, nur lauwarmes, gesteckt. »Ertasten Sie die Klitoris …« Dann tu das doch, wenn du so schlau bist … Wo denn genau? Das ist alles wie Frischfleisch hier … Und wo ist denn dieses Gewölbe? Wo das untere Drittel der Scheide? Und warum hatte nirgendwo gestanden, dass diese Feuchte so klebrig ist und – Vorsicht! – auch noch so nen unbekannten und schwer zu beschreibenden Geruch verbreitet? Woher sollte ich denn wissen, ob das alles so okay war?

      Diese verwirrenden Dinge warfen mich n wenig aus der Bahn, und sie lag da wie n Fisch. Echt ätzend, irgendwas raffte ich wohl nicht. Genau wie ne Puppe – wehrt sich nicht, tut aber auch fast nix zur Sache. Und ich dachte, sie hätte in ihrer Berufsschule schon n bisschen Erfahrungen gesammelt und würde die Initiative übernehmen. Vielleicht hätte ich ja wirklich den »Bolero« auflegen sollen, dort stand doch, dass er sogar frigide Mädchen anturnt. Na ja, der Flöte, die dort ganz am Anfang spielt, gehorchen doch Kobras und andere Schlangen, zumindest hatte ich das in einem Trickfilm gesehen.

      Und während ich zu Bon Jovi so meine liebe Mühe hatte, hörte ich, dass jemand die Tür aufschloss. Scheiße, das konnten nur meine Eltern sein. Aber wie denn? Warum? Es war doch erst kurz nach zehn! Was tun? Sie würden sowieso gleich alles kapieren, aber ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf, dann blitzschnell in die Hose und zur Zimmertür. Ich schloss sie und blockierte sie mitm Fuß. Was tu ich denn da, bin ich denn völlig bescheuert, aber ne andere Stimme sagte mir: Und-was-verfickt-nochmal-soll-ich-denn-tun? Etwa die Tür weit aufsperren und den Alten sagen: »Oh, guten Abend, hereinspaziert, schaut, was für ne tolle Schwiegertochter ich euch vorstellen möchte!«

      Ich hielt also die Tür zu, schaute sie an und verstand die Welt nicht mehr. Die lag einfach so da und hattes überhaupt nicht eilig mitm Anziehen. Hatte die noch alle? Ich konnte ihr ja nix sagen, weder laut noch leise, oder sollte ich sie ankläffen, sodass es die Alten hörten? Etwa so: Komm schon, Tempo, Tempo, anziehen, aber dalli!

      Mum klopfte schon an die Tür: »Aufmachen! Wer ist dort bei dir?! Sofort aufmachen!«

      »Da ist niemand«, mehr brachte ich nicht hervor. Ich zitterte am ganzen Körper. Aber selbst in diesem Moment starrte ich noch diese Edita an und war ganz baff, weil sie so weiß war. Ich bin ja auch nicht aus Jamaika und sicher genauso käsebleich. Was hatte ich denn erwartet? Was weiß ich denn. Die in der Glotze haben alle Farbe, aber die hier – schneeweiß. Und irgendwie echt, nicht so wie auf

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