Скачать книгу

vorgestellt?

      Statt Karies und Parodontitis als Erkrankungen aufgrund eines »Putzmangels« zu betrachten, ist es viel wahrscheinlicher die Ernährung als zugrunde liegender Mechanismus zu betrachten. Im Fall von Karies ist das sogar ganz klar. Und wer schon gründlich putzt und trotzdem Karies und Parodontitis bekommt, sollte spätestens dann den Fokus verändern und sich nach anderen Therapiestrategien umschauen.

Image

      Mundgesundheit ohne Zähneputzen: Wie machen das Kühe?

Image

      Gruppenbild der Protagonisten aus des SRF-Sendung »Pfahlbauer von Pfyn – Steinzeit live« aus dem Jahr 2007: mehr Zahnbelag, weniger Zahnfleischentzündung und trotzdem ein Lachen im Gesicht.

      Wie eine andere Strategie aussehen könnte, wurde 2007 bei einem Steinzeit-Experiment des Schweizer Fernsehens von Forschern der Uni Bern beobachtet:9 Zehn Freiwillige erklärten sich für eine Reportage bereit, vier Wochen lang unter Steinzeitbedingungen zu leben. Das beinhaltete neben einer steinzeitgemäßen Ernährung (also dem Verzicht auf industrielle Lebensmittel) unter anderem auch den Verzicht auf vier Wochen Mundhygiene. Die Forscher der Berner Zahnklinik reservierten vermutlich bereits Termine für die Zahnbehandlung der Teilnehmer, da so etwas ja nicht gut ausgehen könne. Was allerdings eintrat, war das genaue Gegenteil: Statt Karies und schwere Zahnfleischentzündungen zu entwickeln, hatten die Teilnehmer eine bessere Mundgesundheit als vorher – aber sie hatten viel Zahnbelag. Dieses stellte die bisherige Annahme »je mehr Zahnbelag, desto mehr Zahnfleischentzündung bzw. Karies« völlig auf den Kopf. »Mehr Zahnbelag, weniger Zahnfleischentzündung«? Wie war das zu erklären? Die Berner Forscher schlussfolgerten, dass die bisherige Annahme eines positiven Zusammenhangs zwischen Zahnbelag und Zahnfleischentzündung nicht länger gültig sei, wenn einfache prozessierte Kohlenhydrate in der Ernährung wegfielen.

      Da waren sie wieder, die einfachen prozessierten Kohlenhydrate. Dass sie für Karies verantwortlich waren, war ja seit den 1880er-Jahren durch Miller bekannt, aber nun auch für die Zahnfleischentzündung?

      Wie kann es sein, dass es zu Zeiten von Raumfahrt, Atomtechnik und Big Data besser wäre, so zu essen wie unsere Urvorfahren? Je mehr wir mit Patienten, Freunden und Kollegen darüber sprachen, umso mehr fiel uns auf, wie wenig in der Gesellschaft über die Nahrungseinflüsse auf Mund- und Allgemeingesundheit bekannt ist. Beispiele für einen offensichtlichen Mangel an Wissen und dementsprechenden Verhaltensweisen finden Sie sofort im Supermarkt oder am Bahnhof. Schauen Sie sich das Spektakel in Ruhe an. Wie sagte der schwedische Ernährungsforscher Prof. Staffan Lindeberg zu den angebotenen Waren im Supermarkt: »90 % sind Schrott. Gehen Sie möglichst zügig in die Gemüse- und Obstabteilung.«10 Und je mehr wir zu dem Thema forschten, desto mehr Kreuzbezüge zu allgemeinen Erkrankungen tauchten auf. Oder wussten Sie etwa, dass Zuckerkonsum mit Depression assoziiert ist?11

      Doch wie ist das eigentlich mit dem Zähneputzen? Der Homo sapiens scheint ja die einzige Spezies auf der Erde zu sein, die sich so akribisch die Zähne putzt. Wann hat der Homo sapiens eigentlich damit angefangen?

      Seit mehreren Tausend Jahren beschäftigt sich der Mensch mit der Säuberung der Zähne. Erste Anzeichen dafür gab es vor 4.000 Jahren, was Funde kleiner Stöckchen bei ägyptischen Pharaonen belegen. Dabei seien etwa bleistiftgroße Äste am Ende zerkaut worden und das ausgefranste Ende wurde als Bürste benutzt. In manchen Naturvölkern werden die Zähne nach wie vor auf diese Art gepflegt. Erst viel später wurden in einer ganz anderen Region modernere Bürsten entwickelt. In China wurden die Borsten von Hausschweinen an Knochen oder Bambusstielen befestigt. Und diese Bürsten sind den heutigen Handzahnbürsten schon sehr ähnlich. In Deutschland wurde eine erste Bürste erst 1750 schriftlich erwähnt. Und zwar wurden Pferdehaare an Tierknochen befestigt, also sehr ähnlich wie in Fernost. Schwämme und Tücher wurden in Europa ebenfalls zur Reinigung der Zähne verwendet. Das alles war aber nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zugänglich, denn die Zahnbürste war viele Jahrhunderte ein Luxusgut der Herrscher und Adligen.

      Das wollte einer ändern: William Addis gründete 1780 die erste Fabrik zur Produktion von Zahnbürsten. Diese Zahnbürsten bestanden aus Kuhfell und Tierknochen (später aus einem Holzgriff). Deren Produktion war jedoch so teuer, dass sich selbst der normale Bürger keine Zahnbürste leisten konnte. Es dauerte noch etwa 150 Jahre, bis die Zahnbürste ein Massenartikel wurde. Wallace Hume Carothers erfand 1935 das Nylon und so konnte eine Zahnbürste mit Nylonborsten und einem Plastikgriff hergestellt werden. Die erste elektrische Zahnbürste gab es bereits 1880. Diese ähnelt den heutigen elektrischen Modellen in den Grundzügen. Allerdings war die Produktion kaum zu bezahlen, sodass es noch bis in die 1940er-Jahre dauerte, bis eine elektrische Zahnbürste zu einem ernsthaften Produkt für den Handel wurde.

      Die Zahnreinigung ist in unseren Köpfen bereits so fest verankert, dass sie kaum noch infrage gestellt wird: Die Zähne sollen täglich mit einer in der Regel fluoridhaltigen Zahnpasta geputzt werden, und für die Zahnzwischenräume gibt es Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen. Sie sind sicherlich auch der Meinung, dass eine gute Mundhygiene, also eine Entfernung aller Speisereste und Beläge, für gesunde Zähne und ein gesundes Zahnfleisch ganz entscheidend ist. Genau dies wird ja auch täglich in der Werbung und von Zahnärzten propagiert. Aber schauen wir uns nun an, was Karies und Parodontitis im Mund genau anstellen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAEbAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDwaJ8G tG3kzisaKTpmtCCSv2qnUPxWvSNmF8VfhfNZEEnSr8L9K9KE7nzlelY1YW5q5E2KzYZM/WrsTV0X uePONjRifpVyN8VmxPVuJ+lJo52rGjG9WUes+N6so+azaJLySVIHqmr1IJMVIrFrefWgufWq4kpD JQKxMz4qF5M0xn9TUTv1ppDCR81WlenSPVaR6pDI5X4qnM1SyPVSZ8Zq9jSMbkErcGqE8mfpU88m aoTyYFZynY9CjTuQTvgGsyeTqaszyZJ

Скачать книгу