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als kostbare Hütte des Pförtners am Sund, wo jährlich fünfzehntausend Schiffe aller Nationen vorüber fahren.

      Das Schloß Kronborg verschwand bald im Nebel, ebenso der Turm von Helsingborg auf dem schwedischen Gestade, und die Goelette neigte sich ein wenig unterm Wehen der Seewinde des Kattegat.

      Die Valkyrie segelte trefflich, aber auf ein Segelschiff kann man sich nie sehr verlassen. Es war für Reykjawik mit Kohlen, Haushaltungsgegenständen, Töpferwaren, wollenen Kleidungsstücken und einer Ladung Getreide befrachtet. Fünf Mann, lauter Dänen, genügten als Bemannung.

      »Wie lange wird die Überfahrt dauern? fragte mein Oheim den Kapitän.

      – Zehn Tage etwa, erwiderte letzterer, wenn wir nicht bei den Faröern allzuviel widrigen Wind aus Nordwest gegen uns haben.

      – Aber Sie werden dadurch doch nicht einer bedeutenden Verspätung ausgesetzt sein?

      – Nein, Herr Lidenbrock; seien Sie ruhig, wir werden ankommen.«

      Gegen Abend fuhr die Goelette um das Cap Skagen an der Nordspitze Dänemarks, dann während der Nacht durch den Skager-Rak, streifte beim Cap Lindenäs an der Südspitze Norwegens vorüber und stach in das Nordmeer.

      Zwei Tage nachher bekamen wir die schottische Küste bei Peterhead in Sicht, und die Valkyrie fuhr zwischen den Orcaden und den Shetlandinseln auf die Faröer zu.

      Bald glitt unsere Goelette über die Wogen des Atlantischen Meeres; sie mußte gegen den Nordwind lavieren und kam mit Mühe bei diesen Inseln an. Am 8. erkannte der Kapitän Myggenäs, die östlichste der Gruppe, und von nun an fuhren wir gerade auf Cap Portland an der Südküste Islands.

      Es kam nichts Merkwürdiges bei der Fahrt vor. Ich bestand leicht die Seekrankheit; mein Oheim war zu seinem großen Leidwesen beständig unwohl, und schämte sich dessen.

      Er konnte also den Kapitän Bjarne nicht über den Snäfields, über die Verkehrsmittel und den Transport befragen. Er mußte dies also auf seine Ankunft verschieben, und brachte seine ganze Zeit in seiner Kabine liegend zu, deren Scheidewände vom Wogenschlag krachten. Er verdiente auch wirklich ein wenig sein Schicksal.

      Am 11. bekamen wir Cap Portland in Sicht. Das damals helle Wetter ließ Myrdals Yokul, der es beherrscht, erkennen. Das Cap besteht aus einer starken, vereinzelt am Ufer sich erhebenden Anhöhe mit steilen Abhängen.

      Die Valkyrie hielt sich in mäßiger Entfernung von den Küsten, indem sie längs derselben westwärts mitten durch Heerden von Hai- und Walfischen fuhr. Bald zeigte sich ein ungeheurer durchbrochener Felsen, durch welchen das schäumende Meer mit wütendem Brausen eindrang. Die Westmaninselchen schienen wie hingesäte Felsen über dem Meeresspiegel emporzuragen. Von hier fuhr die Goelette weiter vom Land ab, um das Cap Reykjanäs, welches die Westspitze von Island bildet, in gehöriger Entfernung zu umsegeln.

      Mein Oheim war durch das starke Wogen des Meeres gehindert das Verdeck zu betreten, um die ausgezackten Küsten zu bewundern.

      Achtundvierzig Stunden darauf, nach einem Sturm, der mit zusammengeschlagenen Segeln zu fliehen zwang, gewahrte man östlich die Boje der Spitze Skagen, deren gefährliche Felsen sich weit hin unter dem Wasserspiegel ziehen. Es kam ein isländischer Lotse an Bord und nach drei Stunden ankerte die Valkyrie in der Bai Faxa vor Reykjawik.

      Nun kam endlich der Professor aus seiner Kabine heraus, etwas blaß und zerschlagen, aber stets enthusiastisch, und Befriedigung sprach aus seinen Augen.

      Die Bevölkerung der Stadt, die sich für das ankommende Schiff ungemein interessierte, strömte am Kai zusammen.

      Mein Oheim eilte, sein Gefängniß, um nicht zu sagen, sein Krankenhaus, zu verlassen. Bevor er aber vom Verdeck stieg, zog er mich in den Vordergrund und zeigte mir mit dem Finger auf der Nordseite der Bai einen hohen Berg mit zwei Spitzen, einen doppelten mit ewigem Schnee bedeckten Kegel.

      »Der Snäfields! rief er aus, der Snäfields!«

      Darauf, nachdem er mir mit einem Wink unbedingtes Schweigen anempfohlen, stieg er in das Landungsboot; ich

      ihm nach, und bald betraten wir den Boden Islands.

      Sofort zeigte sich ein stattlicher Mann in Generalsuniform. Es war jedoch nur ein Magistrat, der Statthalter der Insel, Baron Trampe, in eigener Person. Der Professor überreichte ihm seine Briefe aus Kopenhagen, und es entspann sich in dänischer Sprache eine kurze Unterhaltung, woran ich, aus gutem Grunde, mich durchaus nicht beteiligte. Das Resultat war, daß der Baron Trampe sich dem Professor Lidenbrock völlig zur Verfügung stellte.

      Ein herzlicher Empfang wurde meinem Oheim von dem Bürgermeister Finsen zu Teil, der gleich dem Statthalter in militärischer Uniform ebenso friedlichen Charakters war.

      Der Koadjutor Pictursson befand sich eben auf einer bischöflichen Rundreise im nördlichen Bezirk; wir mußten vorerst darauf verzichten, ihm vorgestellt zu werden. Aber der Professor der Naturwissenschaften an der Schule zu Reykjawik, Herr Fridrickson, ein sehr gefälliger Mann, gewährte uns einen sehr schätzbaren Beistand. Dieser bescheidene Gelehrte sprach nur Isländisch und Latein; er bot mir in letzterer Sprache seine Dienste an, und wir konnten uns in derselben leicht verständigen. Er war auch in der Tat der einzige Mann, mit dem ich mich während meines Aufenthalts auf Island unterhalten konnte.

      Von den drei Zimmern, welche seine Wohnung enthielt, stellte uns der treffliche Mann zwei zur Verfügung, und wir richteten uns flugs bei ihm ein, über die Menge unseres Gepäcks waren die Bewohner von Reykjawik etwas erstaunt.

      »Nun, Axel, sagte mein Oheim, es geht gut; die Hauptschwierigkeit ist schon beseitigt.

      – Wie, die Hauptschwierigkeit? rief ich aus.

      – Allerdings, wir brauchen nur hinabzusteigen.

      – Wenn Sie’s so verstehen, haben Sie Recht; aber am Ende, denk’ ich, müssen wir auch wieder herauskommen?

      – O! Das macht mir keine Sorgen! Wohlan! Es ist keine Zeit zu verlieren. Ich gehe nun auf die Bibliothek, da findet sich vielleicht ein Manuskript von Saknussemm, das ich sehr gerne zu Rate ziehen würde.

      – Dann besehe ich mir unterdessen die Stadt. Wollen Sie das nicht auch tun?

      – Das interessiert mich sehr wenig. Die Merkwürdigkeiten dieses Landes sind nicht über, sondern unter der Erde.«

      Ich ging aus, streifte umher.

      In den zwei Straßen Reykjawiks irre gehen, wäre nicht leicht gewesen. Ich brauchte daher nicht nach dem Weg zu fragen, was in der Geberdensprache zu Mißverständnissen führt.

      Die Stadt zieht sich auf ziemlich niederem und sumpfigem Boden zwischen zwei Anhöhen hin. Auf der einen Seite ist sie von einer ungeheuren Lavaschicht bedeckt, die in allmäligen

      Stufen nach dem Meer zu abfällt; auf der anderen erstreckt sich die ungeheure, nördlich von dem großen Gletscher des Snäfields begrenzte Bai Faxa, worin eben die Valkyrie das einzige vor Anker liegende Schiff war. Gewöhnlich liegen hier die englischen und französischen Fischerboote in Menge; diese waren aber damals auf der Nordküste der Insel beschäftigt.

      Die längere der beiden Straßen von Reykjawik läuft mit dem Ufer parallel; in derselben wohnen die Kauf- und Geschäftsleute in hölzernen Hütten, die aus roten, horizontal gelegten Balken aufgebaut sind; die andere läuft westlicher zwischen den Häusern des Bischofs und der anderen, nicht dem Handel angehörigen Personen einem kleinen See zu.

      Diese trübseligen, düsteren Straßen hatte ich rasch durchschritten. Ich sah darin mitunter ein Stückchen farblosen Rasen gleich einem alten abgetragenen Teppich; oder auch ein Fleckchen, das wie ein Nutzgarten aussah, mit etwas Gemüse, Erdäpfeln, Kohl und Lattich, welches wohl für eine Liliputertafel ausgereicht haben würde; einige kränkelnde Levkojen suchten auch am Sonnenstrahl Erquickung.

      Ungefähr

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