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sind in der Tat gefürchtet«, lautete Parkers Antwort.

      »Nun, ich werde auch diese Kampfansage annehmen, Mr. Parker«, redete sie munter weiter, »ich habe im Augenblick sowieso nichts zu tun. Und das Fernsehprogramm für den Rest der Woche ist langweilig.«

      »Mylady werden auch den anstehenden Krimifall zu lösen wissen.«

      Agatha Simpson bildete sich ein, eine einmalig begabte Kriminalistin zu sein. Dazu hielt sie sich auch noch für eine perfekte Schriftstellerin, die eine gewisse Agatha Christie in den Schatten stellen wollte. In beiden Fällen überschätzte sie sich maßlos, wie Eingeweihte wußten.

      »Wer möchte mich wohl diesmal ins Jenseits befördern?« fragte sie mehr als nur halblaut.

      »Mylady denken sicher bereits an die Mafia«, antwortete der Butler.

      »Natürlich«, redete sie weiter, »die Mafia haßt mich seit Jahren, Mr. Parker!«

      »Eine Tatsache, die Mylady als Kompliment auffassen.«

      »Selbstverständlich.« Sie nickte nachdrücklich. »Ich bin einfach zu gut. Ich sage das in aller Bescheidenheit.«

      »Mylady neigen leider zur Untertreibung, falls meiner Wenigkeit diese Beurteilung erlaubt ist.«

      »Nein, nein, bleiben Sie ruhig bei der Wahrheit«, gab sie zurück.

      Inzwischen war das Ziel der Fahrt erreicht, und Parker verließ den Fahrstuhl. Er lüftete seine schwarze Melone und überwachte den Ausstieg seiner Herrin.

      Lady Agatha schaute sich sofort kriegerisch um. Sie war wieder mal bereit, alles auf die sprichwörtlichen Hörner zu nehmen, was ihren Verdacht auch nur andeutungsweise erregte.

      »Nun, wo ist das Subjekt, das die beiden Lümmel nach oben geschickt hat?« fragte sie dann leicht gereizt, als sie kein Zielobjekt ausmachen konnte.

      Sie stand unter Dampf und wollte sich möglichst schnell abreagieren.

      »Darf man Mylady vielleicht auf jenen Herrn hinweisen, der an der Lounge die Zeitung liest und dabei augenscheinlich von wenigstens drei Leibwächtern bewacht wird?« fragte Josuah Parker.

      »Wo denn? Wen meinen Sie?« Sie sah nichts Verdächtiges.

      »Wie Mylady bereits erkannt haben, dürfte der dunkelhaarige Gentleman neben der großen Tischlampe die gesuchte Person sein«, sagte Parker, »seine drei Begleiter könnten eindeutig darüber erstaunt sein, Mylady unversehrt zu sehen.«

      *

      Der Dunkelhaarige mochte etwa fünfundvierzig Jahre alt sein. Er hatte gerade die Zeitung gesenkt und zeigte somit sein Gesicht. Es war braun gebrannt und scharf geschnitten. Unter der erstaunlich kleinen Nase gab es einen zwar breiten, aber dennoch schmallippigen Mund. Die dunklen Augen waren dunkel bis schwarz gefärbt und flink.

      »Kenne ich dieses Subjekt?« fragte die ältere Dame.

      »Dieser Gentleman wurde Mylady bisher noch nicht vorgestellt«, beantwortete der Butler die Frage.

      »Er sieht ziemlich arrogant aus, Mr. Parker. Ich habe fast das Gefühl, daß er mich mit seinen Blicken beleidigt.«

      »Man sollte solch eine Absicht nicht ausschließen, Mylady. Wenn es erlaubt ist, werde ich Erkundigungen über diesen Hotelgast einholen.«

      »Und ich werde drüben in der Bar meinem Kreislauf auf die Sprünge helfen«, kündigte die passionierte Detektivin munter an. Sie setzte ihre Fülle in Bewegung und marschierte dann energisch zur Hotelbar. Josuah Parker durchquerte die Halle und setzte sich mit dem Chef-Portier in Verbindung. Nach wenigen Augenblicken war er vorerst bestens informiert.

      Der Fünfundvierzigjährige hieß Franco Taylor, kam aus den Staaten und hatte sich im Hotel eine Suite gemietet. Er hatte sich weiterhin als TV-Produzent ausgewiesen und war nach London gekommen, um Fragen etwaiger Zusammenarbeit mit britischen Produzenten zu erörtern.

      Als Parker die Rezeption verließ, öffnete sich eine der Fahrstuhltüren. Die beiden Männer, die Parker nachgestellt hatten, erschienen auf der Bildfläche und machten nach wie vor einen recht angeschlagenen Eindruck. Der Kompakte hatte ein Taschentuch in der linken Hand und betupfte ausgiebig seine Nase. Der Mittelgroße hinkte.

      Sie sahen Parker sofort, doch diesmal hüteten sie sich, ihn noch mal in ein Gespräch zu verwickeln. Die Fünfunddreißigjährigen gingen hinüber in die Lounge und nahmen in einer Sesselgruppe Platz. Einer der Leibwächter des Mr. Franco Taylor schlenderte wie absichtslos zu ihnen und setzte sich.

      Parker war ein überaus höflicher Mensch.

      Er lüftete höflich die schwarze Melone und schritt zur Hotelbar, wo seine Herrin ihren zusammengebrochenen Kreislauf stützte. Sie hielt einen ansehnlichen Kognakschwenker in der rechten Hand und versorgte ihren Organismus mit ihrer Spezialmedizin.

      Parker erstattete einen kurzen Bericht.

      »Aha, also ein TV-Produzent«, sagte Agatha Simpson, »natürlich ist das alles aufgelegter Schwindel, Mr. Parker. Ich hoffe, Sie sind ebenfalls dieser Ansicht.«

      »Falls Mr. Taylor tatsächlich ein Fernsehproduzent sein sollte, Mylady, so scheint sein Schutzbedürfnis übertrieben groß zu sein.«

      »Fünf Mitarbeiter«, gab sie verächtlich zurück, »und wahrscheinlich gibt es noch mehr davon.«

      »Ein Hinweis, Mylady, den man als beachtenswert einstufen muß«, versicherte der Butler, »Mr. Franco Taylor dürfte allerdings über beachtenswerte Barmittel oder über einen ansehnlichen Kredit verfügen. Eine Suite in diesem Haus ist nicht gerade kostensparend.«

      »Die Mafia kann mit dem Geld nur so um sich werfen«, meinte Lady Agatha, »ich habe große Lust, diesem Gaynor auf den Zahn zu fühlen.«

      »Mr. Franco Taylor«, korrigierte der Butler höflich. Ihm war nur zu bekannt, daß die Lady nicht in der Lage war, sich Namen zu merken.

      »Wie auch immer«, sagte sie wegwerfend, »ich werde diesem Subjekt umgehend klarmachen, wer ich bin. Kommen Sie, Mr. Parker, Sie können wieder etwas dazulernen ...«

      Der Butler wäre durchaus in der Lage gewesen, eine außer Kontrolle geratene Dampfwalze zu stoppen, doch eine Lady Agatha war einfach nicht zu bremsen, wenn sie sich erst mal was in den Kopf gesetzt hatte.

      Sie trank den Kognakschwenker leer, brachte ihren perlenbestickten Pompadour in leichte Schwingung und machte sich auf den Weg, Franco Taylor ins Verhör zu nehmen.

      »Unverschämt«, meinte sie wenige Augenblicke später und schüttelte dann verärgert den Kopf, »dieser Lümmel hat die Flucht ergriffen.«

      Taylor und seine Leibwächter hatten inzwischen das Feld geräumt und waren wohl in die angemietete Suite gefahren.

      »Mylady dürften bereits einen zu tiefen Eindruck auf Mr. Taylor gemacht haben«, mutmaßte der Butler, der durchaus damit einverstanden war, daß die ältere Dame nicht zum Zug kam.

      *

      »Doch, Mylady, wir wissen, daß dieser Franco Taylor bereits in London ist«, sagte Chief-Superintendent McWarden, »er steht unter ständiger Beobachtung.«

      McWarden, untersetzt und mit leichtem Bauchansatz, an die fünfundfünfzig, hatte Ärger mit seiner überstrapazierten Schilddrüse und daher leichte Basedowaugen. Gepaart mit seinem cholerischen Temperament, erinnerte der Chief-Superintendent an eine stets gereizte Bulldogge.

      Er leitete im Yard ein Sonderdezernat und befaßte sich mit organisiertem Bandenverbrechen. McWarden war dem Innenministerium direkt unterstellt, äußerst tüchtig und brauchte dennoch immer wieder die unkonventionelle Hilfe des Butlers. Mit Lady Agatha verband ihn eine bereits Jahre dauernde Freundschaft, die allerdings oft zu wechselseitigen bissigen Reaktionen führte.

      »Und wer ist dieses Subjekt, mein lieber McWarden?« erkundigte sich die ältere Dame erstaunlich friedlich. »Es könnte ja sein, daß Sie es inzwischen herausgefunden haben.«

      »Franco

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