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Preßluftpistole gehandelt haben«, sagte Parker gemessen.

      »Vermuten wir auch«, erklärte Clayton und nickte, »Flush’s Auftraggeber scheint ihn nach den beiden Schüssen eiskalt aus dem Weg geräumt zu haben.«

      »Nach irgendwelchen Spuren brauche ich wohl gar nicht zu fragen, oder?«

      »Lassen Sie’s, Rander«, meinte Clayton, »wir haben nichts gefunden. Wir wissen jetzt nur, daß man hinter Ihnen und Parker her ist. Warum, kann ich nicht sagen.«

      »Könnten die beiden Schüsse mit unserer Absicht Zusammenhängen, nach Los Angeles zu fliegen?«

      »Kaum«, sagte Clayton, »davon wissen nur Sie etwas, dann ich und schließlich mein hiesiger Chef.«

      »Handelt Ihr Chef auf eigene Rechnung?« wollte Rander wissen.

      »Er hat sich natürlich bei der Zentrale grünes Licht geben lassen. Aber dort ist alles dicht.«

      »Na ja, irgendwie und irgendwann wird dieses Rätsel sich lösen«, sagte Rander, »wir müssen, Clayton, drücken Sie uns die Daumen!«

      »Hören Sie, Rander …, Parker …! Sie können jederzeit aussteigen. Sie sind zu nichts verpflichtet.«

      »Was halten Sie von diesem Vorschlag, Parker?« Rander sah seinen Butler interessiert an.

      »Man hat sich immerhin die Freiheit genommen, Sir, auf Sie zu schießen. Dies wird sich meiner bescheidenen Ansicht nach so lange wiederholen, bis man den oder die Täter gestellt hat. Man sollte sich jener Taktik bedienen, die den Angriff für die beste Vereidigung hält.«

      »Sie haben’s ja gerade gehört«, wandte Rander sich an den CIA-Agent Clayton, »wir machen natürlich weiter. Aber drücken Sie uns nicht nur die Daumen. Das dürfte zu wenig sein … Setzen Sie auch Ihre dicken Zehen ein … Sicher ist sicher!«

      Sie verabschiedeten sich von Clayton und fuhren mit dem Zubringerbus zur wartenden Maschine. Sie befanden sich selbstverständlich nicht allein in diesem Wagen. Die Maschine war fast ausgebucht, und dementsprechend ließen sich viele Mitpassagiere zum Flugzeug bringen.

      Unter ihnen befand sich eine äußerst reizvoll aussehende junge Dame, die etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein mochte. Sie hatte lackschwarzes Haar und Augen, die katzenhaft schräg geschnitten waren.

      Diese junge Dame – sie trug ein apartes, knappsitzendes Jerseykostüm – interessierte sich überhaupt nicht für Mike Rander und Butler Parker.

      Doch das war nur äußerlich …

      Die Fünfundzwanzigjährige saß hinter Rander und Parker und benahm sich völlig unauffällig. Sie blätterte nach dem Start der Maschine – als man schon auf Kurs gegangen war – in einem Modemagazin und rauchte dazu. Das angebotene Frühstück lehnte sie ab und beschränkte sich darauf, eine Tasse Kaffee zu trinken.

      Rander war eingenickt und verschlief bewußt diesen Routineflug. Er war eben zu häufig per Luft unterwegs. Für ihn bedeutete ein Flug schon lange nichts Besonderes mehr.

      Josuah Parker hingegen war hellwach, was seine bestimmten Gründe hatte, wie sich später zeigen sollte. Auch er las und blätterte in einer Zeitung, hatte aber die ganze Zeit über das Gefühl, auf einem Pulverfaß zu sitzen, dessen Lunte schon brannte.

      Parker machte sich seine Gedanken.

      Bereits in der Wartelounge des Flugplatzes war ihm aufgefallen, daß die reizende Dame sich überhaupt nicht um ihn gekümmert hatte. Sie hatte ihm noch nicht einmal einen belustigt-amüsierten Blick geschenkt, eine Tatsache, die den Butler verwunderte.

      Er dachte so nicht aus Eitelkeit. Dieses Sichwundern hing damit zusammen, daß er stets im Mittelpunkt zumindest eines heimlichen Interesses stand.

      Ein Butler in den Staaten war ohnehin ein bestaunenswertes Objekt. Bei Parker kam hinzu, daß er den Bilderbuchvorstellungen eines englischen Dieners unbedingt entsprach. Da war die schwarze Melone, der altväterlich gebundene Regenschirm, der schwarze Zweireiher mit der gestreiften Weste darunter, und da war schließlich die stets messerscharf gebügelte, gestreifte Hose, die genau abgezirkelt über den soliden schwarzen Schuhen hing.

      Parker war es gewohnt, daß man ihn anstarrte und sich über ihn amüsierte und sogar anfrotzelte. Die junge Dame hingegen machte hier eine mehr als rühmliche Ausnahme. Sie benahm sich, um es genau zu definieren, zu unauffällig, als hätte sie etwas zu verbergen.

      Parker hatte die Zeitung weggelegt und war aufgestanden. Er ging hinüber zu den Waschräumen der Maschine und kam dicht an der jungen Dame vorbei. Sie hatte ihren kleinen Reisekoffer, der die Tasche ersetzte, geöffnet und spielte mit einem Zigarettenetui. Sie schien sich schrecklich zu langweilen.

      Auf der Fensterseite neben ihr saß eine alte Matrone mit angeblautem Haar, Löckchen und sehr viel Make-up im Gesicht. Sie schlief tief und fest.

      Selbst jetzt sah die junge Dame mit den Katzenaugen nicht hoch. Und hier hätte sie eigentlich auf den Butler reagieren müssen.

      »Darf ich mir erlauben, Madam, Ihnen Feuer zu geben?« Parker hielt bereits sein Feuerzeug dienstbereit in der Hand. Er beugte sich hinunter.

      Jetzt mußte sie aufsehen, ob sie wollte oder nicht.

      Parker brachte das Feuerzeug näher an sie heran und registrierte das Erschrecken in ihren Augen. Sie zuckte zurück, als sei sie von einer Tarantel gestochen worden.

      Dann verdrehte die reizende Dame die Augen, atmete schnell und tief durch, als sei ihr die Luft knapp geworden, um dann weich in sich zusammenzurutschen.

      Parker schirmte seine Hand mit seinem Körper geschickt ab, griff nach dem Zigarettenetui und steckte es routiniert wie ein perfekter Taschendieb ein.

      »Verzeihung, Madam!« Der Butler entschuldigte sich völlig sinnloserweise, lüftete höflich seine schwarze Melone und begab sich gemessen und würdevoll hinüber zum Waschraum …

      Sie schlief noch, als die Maschine längst aufgesetzt hatte und ausgerollt war. Sie schlief noch, als die Passagiere über die Gangway hinunter zum Zubringerbus schritten. Und sie schlief immer noch, als die beiden Stewardessen, die sie entdeckt hatten, sie vorsichtig an der Schulter rüttelten.

      »Haben Sie für ein Hotel gesorgt?« erkundigte sich Mike Rander, als er zusammen mit Parker in der großen Halle des Flugplatzes stand.

      »Nicht für ein Hotel, Sir… Ich war so frei, einen kleinen Bungalow zu mieten, der sich im Norden von Beverly Hills befindet… Von dort aus ließe sich vielleicht besser operieren.«

      »Einverstanden, Parker.«

      »Besagter Bungalow, Sir, wird Sie möglicherweise ein wenig in Erstaunen versetzen.«

      »Wieso? Kennen Sie ihn bereits?«

      »Wie ich vom Agenten hörte, Sir, muß dort noch vor wenigen Wochen ein bekannter Popstar gewohnt haben, der jäh ums Leben kam, als er das Brems- mit dem Gaspedal verwechselte.«

      »Lassen wir uns überraschen!« Rander lächelte. »Könnte eigentlich nichts schaden, wenn wir uns etwas exotisch geben. Besorgen Sie einen anständigen Leihwagen, Parker! Irgend etwas, was auch Ihnen schmeckt.«

      »Sie werden mit meiner Wenigkeit zufrieden sein, Sir.«

      »Worauf warten wir noch?« Rander wunderte sich, daß Parker in der großen Halle des Flugplatzes Wurzeln schlagen wollte.

      »Auf eine junge Dame, Sir, die inzwischen wohl mehr als erstaunt erwacht beziehungsweise wieder zu sich gekommen ist.«

      »Wie, bitte? Sollten Sie schon was ausgeheckt haben?«

      Parker teilte seinem jungen Herrn kurz mit, was er in der Wartehalle des Flugplatzes in Chikago beobachtet hatte. Und er präsentierte dem Anwalt anschließend ein Zigarettenetui. Es handelte sich um das gleiche, das er von der jungen Dame mit dem lackschwarzen Haar ausgeliehen hatte.

      »Na, und?« fragte Rander, der einen flüchtigen Blick auf das Etui warf. »Sie scheinen moralisch abzurutschen,

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