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sich dann um den jungen Mann, zumal der Verfolger nicht mehr lange auf sich warten lassen konnte.

      Artie Ashland hatte den Rover erreicht und sah sich hastig-prüfend nach allen Seiten um. Da die Wagentür noch auf war, konnte er sich leicht ausrechnen, daß Gerald hier gewesen sein mußte.

      »Gerald, Gerald!« rief er halblaut. »Gerald, Junge, ich muß mit dir sprechen. Melde dich!«

      Gerald konnte sich nicht melden. Er lag zu Parkers Füßen und schlief, und Parker, der sich nicht angesprochen fühlte, verhielt sich ruhig.

      Artie Ashland wollte sich daranmachen, die nähere Umgebung des Landrover abzusuchen, als er plötzlich Besuch erhielt.

      Mike Rander erschien und baute sich hinter ihm auf.

      »Lassen Sie die Waffe fallen, Ashland«, sagte er ruhig, aber sehr überzeugend.

      Parker blieb in seinem Versteck und überprüfte die Vorstellung seines jungen Herrn.

      Ashland ließ das Gewehr fallen und gehorchte vorerst mal. Rander ging um ihn herum und ließ seinen Gegner nicht aus den Augen.

      »Wollen Sie jetzt diesen Gerald umbringen?« fragte er, »Paul Hanley genügt Ihnen wohl nicht?«

      »Hanley?«

      »Ich habe gesehen, wo Sie ihn versteckt haben. Sie erinnern sich doch an die Felsspalte, nicht wahr?«

      »Aber haben Sie auch gesehen, daß er mich angegriffen hat?«

      »Erzählen Sie das dem Richter, Ashland«, gab Mike Rander zurück, »die Dehlinger-Kassette wird Ihnen kein Glück bringen!«

      »Lassen Sie das meine Sorge sein, Rander.« Ashland stutzte und zog die Stirn kraus.

      »Hören Sie«, meinte er dann, »warum vergleichen wir uns nicht? In dieser Kassette ist Kies genug für uns alle.«

      »Sind Sie sicher?« Rander mimte Interesse.

      »Vollkommen! Aktienpapiere, Bargeld und Schmuck. Ich weiß es genau, ich war damals der Finanzberater von Dehlinger. Ich hatte ihm geraten, seine Anteile anzulegen.«

      »Haben Sie nicht Angst, daß Stringale schneller sein könnte als Sie?«

      »Stringale? Der Junge ist doch blind vor Haß!«

      »Während Sie eiskalt Ihre Chancen nutzen, wie?«

      »Sie haben doch gehört, daß ich mit Ihnen ins Geschäft kommen will.«

      »Aber vorher müßte noch dieser Gerald umgebracht werden, wie?«

      »Der Junge weiß inzwischen zuviel. Ich bekomme jederzeit einen neuen Sekretär.«

      »Solch einen wie Les Glenford?«

      »Woher kennen Sie Les Glenford?«

      »Ich habe mich eben orientiert, Ashland.«

      »Schwirrt der hier etwa auch in der Gegend herum?«

      »Wäre das peinlich für Sie?«

      »Les ist nicht zu unterschätzen! Ah, jetzt begreife ich, Les Glenford hat Sie aufgehetzt, wie? Les will auch an die Kassette heran, nicht wahr?«

      »Hätte er eine Chance, sie ohne Sie zu finden?«

      »Keine Chance, Rander! Wenn Sie verdienen wollen, müssen Sie mir ein Angebot machen.«

      »Und was würde Ihre Frau dazu sagen?«

      »Jane? Was soll sie schon sagen? Sie wird mitmachen müssen! Wieso erkundigen Sie sich nach Jane?«

      »Sie hat ziemlich viel mitgemacht in den letzten Stunden, oder?«

      »Worauf spielen Sie an, Rander?«

      »Überlegen Sie selbst! Sie sind ja ein eiskalter Denker. Aber zurück zur Kassette, Ashland. Werden Sie sie finden?«

      »Ich glaube, daß ich sie schon habe!«

      »Bluff, Ashland, nichts als Bluff! Sie suchen verzweifelt nach dem Ding. Und vielleicht auch nach Stringale. Der hat Ihnen bestimmt nicht gesagt, wo die Kassette zu finden ist.«

      »Hören Sie, liefern Sie mir Stringale und die Hälfte der Beute gehört Ihnen!«

      »Sie haben die Kassette also noch nicht in Sicht?«

      »Nein, zum Teufel! Hören Sie mit dieser blöden Fragerei auf! Machen Sie nun mit, oder nicht?«

      »Falls nicht?«

      »Werde ich Sie aus dem Weg räumen, Rander!«

      »Mit bloßen Händen, wie?« Randers Stimme klang spöttisch. »Sie werden nicht schießen, wetten?«

      Artie Ashland war ein ausgebuffter Routinier, der seine Chance schnell berechnet hatte. Er glaubte, den jungen Anwalt richtig eingeschätzt zu haben. Für ihn war Rander ein Mensch, der kaltblütig niemals auf einen Menschen schießen würde. Ashlands Instinkt besaß für solche Dinge eine ungemein feine Antenne.

      Ashland ging langsam auf Rander zu, ohne Waffen, ohne jede erkennbare Angst. Er grinste kühl und war sich seiner Sache vollkommen sicher.

      »Tun Sie es lieber nicht«, warnte Rander. Seine Stimme war ebenfalls kühl wie das Lächeln des Mannes vor ihm.

      »Sie werden nicht schießen, habe ich Ihnen das nicht gesagt?« meinte Ashland und ging ruhig weiter, ohne Hast und mit einem Selbstvertrauen, das erschüttern konnte.

      Mike Rander schoß.

      Ashland blieb überrascht stehen, als das Geschoß dicht vor ihm aufschlug, um dann vom felsigen Untergrund aus als Querschläger wegzuzwitschern.

      »Sie bluffen doch nur, Rander«, sagte Ashland und ging weiter. Er grinste allerdings nicht mehr. Sein Gesicht war zu einer starren Maske geworden.

      Ein zweiter Schuß!

      Seine rechte Schuhspitze wurde angesengt.

      Ashland blieb jetzt stehen und holte tief Luft. Dabei gab es ein zischendes Geräusch.

      »Worauf warten Sie noch?« erkundigte sich Mike Rander trocken, »der nächste Schuß ist für Ihr Knie bestimmt. Lassen Sie sich überraschen, welches es sein wird.«

      Ashland versuchte es mit einem Grinsen, das jedoch verunglückte. Er riß sich deutlich zusammen und wollte um jeden Preis weitergehen, schaffte es aber nicht.

      »Sie werden es nicht riskieren«, sagte er, sich Mut zusprechend, aber er blieb stehen und starrte den jungen Anwalt an. Mike Rander antwortete nicht. Er sah Artie Ashland gelassen an.

      »Das wär’s wohl«, meinte Rander und senkte die Waffe. »Sie sind noch feiger, als ich dachte!«

      »Dafür bring ich Sie eines Tages um«, entgegnete Ashland mit heiserer Stimme.

      »Okay, sehen wir uns nach Ihrer Verurteilung wieder, Ashland! Kommen Sie jetzt!«

      Es war deutlich zu sehen, daß Artie Ashland aufgesteckt hatte. Innerlich wie äußerlich. Das Duell mit Rander hatte ihn restlos erschöpft. Er ließ den Kopf hängen und zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als plötzlich aus nächster Nähe ein Schuß fiel.

      Ashland faßte sich stöhnend an die linke Hüfte und taumelte zu Boden.

      Rander ging sofort hinter dem Landrover in Deckung, um von dem Schützen, der irgendwo im Hinterhalt lag, nicht erwischt zu werden.

      Womit Artie seine Chance erhielt, denn der nächste Schuß traf den Tank des Wagens, der sich daraufhin selbständig machte. Rander erhielt eine mächtige Ohrfeige in der Form einer Druckwelle und würde tief ins Gebüsch geschleudert.

      Auch Artie Ashland wurde von der Druckwelle erfaßt, doch er landete wesentlich günstiger. Den dichten Rauchschleier des brennenden Wagens ausnutzend, empfahl er sich auf seine Art und setzte sich schleunigst ab.

      Vielleicht glaubte er immer noch daran, eine echte Chance zu haben.

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