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ich es jetzt zeigen.«

      Mylady drehte hart bei und versuchte ein Rammanöver. Parker schätzte die Entfernung ab und hielt es für ratsam besser nicht einzugreifen. Die Lady konnte dem Frachter nicht mehr gefährlich werden. Das Schiff war wesentlich schneller. Zudem geriet das Boot, indem sie sich befanden, in das aufgewühlte Kielwasser der großen Schiffsschraube. Agatha Simpson hatte alle Hände voll zu tun, das Boot und sich in der Gewalt zu halten.

      »Haben Sie sich den Namen dieses Seelenverkäufers gemerkt?« wollte Agatha Simpson dann wissen, als alles vorüber war.

      »Ich muß bedauern, Mylady«, entschuldigte sich Parker würdevoll. »In der Aufregung fehlte mir die Konzentration dazu.«

      »Macht nichts«, sagte die Detektivin und sah dem davonziehenden Frachter nach. »Irgendwann werden sich unsere Wege mal kreuzen, aber dann kann man sich dort auf was gefaßt machen.«

      *

      Der Diesel des Bootes, das jetzt von Parker gesteuert wurde, tuckerte zuverlässig und monoton. Parker hatte einen weiten Bogen beschrieben und näherte sich nun von der Seeseite dem Castle.

      Aus Gründen des Überraschungsmomentes hatte er Agatha Simpson und Kathy Porter hinunter in die Ka-jüte geschickt. Die beiden Frauen gaben sich mit Eifer einer Arbeit hin, die für das Gelingen des Planes wichtig war.

      Parker stand in dem kleinen Ruderhaus und hatte aus Gründen der Tarnung seine schwarze Melone abge-nommen. Falls man vom Castle aus die See und damit auch das Boot beobachtete, wollte er nicht sofort identifiziert werden.

      Die Gefahr, die Aufmerksamkeit der Schloßbewohner zu erregen, war allerdings gering. Auf dem Wasser der breiten, fjordartigen Bai befanden sich erstaunlich viele Boote. Falmouth war schließlich ein sehr belieb-ter Ferienort, und es herrschte um diese Zeit Hochsaison. Boote aller Größen waren auf dem Wasser, das von Parker gemietete konnte darunter kaum auffallen.

      Langsam und unauffällig steuerte der Butler die steil abfallende Klippe an, auf der das mächtige Castle stand. Von der Wasserseite aus sah es sehr imponiernd und völlig unangreifbar aus. Dennoch rechnete der Butler sich Chancen aus, seinen Plan durchzuführen. Erwartungsgemäß kam der Wind aus Südwesten. Und eine bessere Richtung hätte er sich gar nicht wünschen können.

      Parker verließ für einen Moment das Ruderhaus und ging hinunter in die Kajüte. Die beiden Damen hatten ganze Arbeit geleistet und bereits weit über zwei Dutzend Luftballons mit dem an sich recht gefährlichen Wasserstoff gefüllt. Die Ballons schwebten unter der niedrigen Decke der Kajüte und warteten auf ihre Fracht.

      Diese Fracht nun war von Parker bereits im Ferienhaus zusammengemischt und hergestellt worden. Es handelte sich um kleine Glasampullen, die ungemein zerbrechlich aussahen und es auch waren. Sie enthielten eine braun-gelbe Flüssigkeit, eine Chemikalie, die es in sich hatte, wie sich später zeigen sollte.

      Parker, der den Eifer Lady Simpsons nur zu gut kannte, schickte – wohlverklausuliert und überaus höf-lich – Mylady noch mal ins Ruderhaus. Das Befestigen der Ladungen an den Ballons wollte er lieber mit Kathy Porter vornehmen.

      *

      Stephan Waters Stimmung hatte sich erheblich gebessert.

      Ein technisches Kommando der Städtischen Werke von Falmouth hatte inzwischen restlos den entstande-nen Schaden an der Wasser- und Elektroleitung behoben. Dennoch stand jetzt im Gewölbe des Schlosses eine Lichtmaschine mit einem beruhigenden Ölvorrat. Zudem hatte Waters sich noch eine Wasseraufberei-tungsanlage mitbringen lassen. Er fühlte sich jetzt unabhängig und unangreifbar. Wenn das Syndikat es für sinnvoll hielt, sollte es die Belagerung fortsetzen.

      Waters hatte gerade die Landseite und die wieder hochgefahrene Kabelbrücke inspiziert und gönnte sich eine freundliche Ablenkung. Zusammen mit seinen beiden Jungprofis Artie und Ray stand er auf dem see-wärts gelegenen Wehrgang und sah auf die Bai hinunter. Er genoß sichtlich den Anblick der vielen Segel- und Motorboote.

      »Wieder so ’n paar neugierige Touristen«, sagte Artie und deutete auf einen nicht gerade elegant ausse-henden Kutter, der langsam herantuckerte.

      »Das Syndikat greift jetzt vom Wasser aus an«, frotzelte Ray ahnungslos und schmunzelte.

      »An uns werden sie sich die Zähne ausbeißen«, prophezeite Waters lässig. »Wetten, Jungens, daß wir in spästestens einer Woche ’nen Vergleich auf dem Tisch haben werden?«

      »Werden Sie darauf eingehen, Chef?« wollte Artie wissen.

      »Nur wenn die Garantien sich sehen lassen können«, gab Waters zurück.

      »Dem Syndikat würde ich nicht trauen«, schaltete Ray sich ein.

      »Werde ich auch nicht so schnell.« Waters beugte sich vor, um den Kutter vor dem Steilriff besser sehen zu können. »Wenn die da unten so weitermachen, gehen sie baden.«

      »Wäre mal eine Abwechslung«, behauptete Artie. »Ja, was sagen Sie denn dazu, Chef?«

      »Was ist?« Waters Stimme klang schon wieder leicht beunruhigt.

      »Ballons. Nichts als Ballons!« Artie wunderte sich.

      »Mindestens zwei Dutzend«, stellte Ray fest. »Veranstalten die ein Fest an Bord?«

      »Eine Ballonparty«, erwiderte Waters, der sich wieder beruhigt hatte. »Sieht recht hübsch aus.«

      Womit der Gangsterchef wirklich nicht übertrieb.

      Die Ballons, in allen Farben angemalt, stiegen schnell hoch, wurden dann von der von See kommenden sanften Brise erfaßt und genau auf das Schloß zugetrieben. An Schnüren baumelten kleine, nicht erkennbare Gegenstände unter den Gebilden aus Gummi und Luft. Vielleicht Reklame …

      Das wenigstens deutete Artie an.

      »Sicher eine Wettfahrt«, fügte Ray hinzu. »Wer am weitesten segelt, bekommt einen Preis.«

      »Komische Dinger da unter den Ballons«, sagte Waters, der von einem seltsamen Gefühl der Ahnung er-faßt wurde. »Gefällt mir irgendwie nicht, Jungens. Gefällt mir gar nicht! Die Dinger treiben ja direkt auf das Schloß zu.«

      »Aber haargenau!« freute sich Artie arglos. »Vielleicht können wir ein paar abfangen.«

      Die drei Gangster traten von der Brüstung des Wehrganges zurück und sahen den auf sie zutreibenden Ballons entgegen. Sie trieben knapp über die Brüstung und standen dann genau über dem ersten Vorhof des Castle.

      »Deckung! Volle Deckung!« brüllte Waters plötzlich, da der erste Ballon wie durch Zauberei auseinander-platzte.

      *

      Josuah Parker stand an Deck des leicht dümpelnden Kutters und hielt eine Remington Nylon 66 im An-schlag. Es handelte sich um ein sehr modernes Selbstlade-Kleinkalibergewehr, mit dem sich ohne jede Ver-zögerung vierzehn Geschosse nacheinander abschießen ließen. Das aufmontierte Fernrohr erleichterte die Zielarbeit.

      Parker hatte sich daran gemacht, die treibenden Ballons über dem Castle abzuschießen.

      Sein Plan war mehr als einfach.

      Sobald die einzelnen Flugkörper über dem Castle trieben, holte er sie mit gezielten Schüssen herunter. Und wie sie zerplatzten! Der Butler erwies sich als Schütze von größter Präzision. Ein Ballon nach dem anderen gab seinen Geist auf, zerriß explosionsartig in der Luft und stürzte ab. Heraus fiel auch jedesmal die Ladung, die Parker den Ballons beigegeben hatte.

      Agatha Simpson stand halb auf dem Niedergang zur Kajüte, sah durch ein Fernglas und kommentierte die Erfolgsserie des Butlers. Schuß auf Schuß peitschte aus dem Lauf, ein Ballon nach dem anderen kippte ab. Die Trefferquote des Butlers war enorm. Bis auf wenige Fehlschüsse war er genau im Ziel.

      »Acht«, rief die Detektivin begeistert. »Nein, das hat nicht geklappt Mister Parker! Reißen Sie sich zu-sammen! Enttäuschen Sie mich nicht! Nein – zehn – Warum machen Sie nicht weiter?«

      Sie nahm das Glas herunter und sah den Butler erstaunt an.

      »Wenn

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