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sagte der Butler. »Ich könnte mir vorstellen, daß Mister Waters für den Rest der Nacht kaum noch schlafen wird.«

      »Soll er über seine Sünden nachdenken.« Die Detektivin nickte grimmig-zufrieden. »Wann wird dieses Subjekt endgültig weich werden?«

      »Dies, Mylady, läßt sich nur schwer vorhersagen«, entgegnete der Butler. »Mister Waters wird sich auf keinen Fall schnell geschlagen geben.«

      »Ich verlasse mich da ganz auf Sie, Mister Parker. Was steht als nächstes auf Ihrer Liste?«

      »Wenn Mylady gestatten, sollte man Mister Waters mit ausgesuchten Gerüchen belästigen.«

      »In der kommenden Nacht?«

      »Dazu bietet sich auch der nächste Tag an«, meinte der Butler. »Man sollte Mister Waters deutlich zeigen, daß nicht nur die Nachtstunden äußerst unangenehm sein können.«

      »Eine hübsche Idee, Mister Parker«, antwortete die kriegerische Dame. »Sie scheinen Gefallen an der Sa-che zu finden.«

      »In der Tat, Mylady«, räumte Parker ein. »Vor der nächsten Aktion sollte man sich aber sicherheitshalber mit jenen Besuchern befassen, die ungebeten hier ins Haus eindrangen.«

      »Und wie wollen Sie die finden?« Agatha Simpson sah ihren Butler sowohl erwartungsvoll als auch gläu-big an. Sie hatte im Lauf der Zeit die Erfahrung gemacht, daß ihr Butler immer wieder Lösungen anzubieten hatte.

      »Die Sonne wird es an den Tag bringen«, zitierte der Butler eine alte Spruchweisheit aus dem Volk.

      *

      Der Henker des Syndikats befand sich im Badezimmer, saß in der Wanne und schrubbte sich ausgiebig und verzweifelt. Ellis Kildare hatte seit einigen Stunden bemerkt, wie gezeichnet er war. Er hatte sich tat-sächlich nicht getäuscht. Die Flüssigkeit, die sich beim Öffnen der Küchentür über ihn ergossen hatte, war mit seiner Haut eine äußerst innige Verbindung eingegangen und schillerte und fluoreszierte in allen nur er-denklichen Farben.

      Was Ellis Kildare natürlich störte.

      Er wollte nicht wie ein Regenbogen auf zwei Beinen durch die Gegend laufen. Zudem konnte er sich leicht ausrechnen, warum man diese vertrackte Flüssigkeit in den kleinen Plastikeimer gefüllt hatte. Die In-sassen des spitzgiebligen Fachwerkhauses wollten auf diese Art und Weise herausfinden, wer sie besucht hatte.

      Ellis Kildare entwickelte also ein wildes Reinigungsbestreben und Seifte sich gerade zum vierten Male gründlich ein. Zwischendurch stand er wieder mal kurz aus der Wanne auf und kontrollierte sein Gesicht im Spiegel.

      Er hatte das dumpfe Gefühl, daß die Farben sich unter der Einwirkung der Seife nur noch verstärkten.

      Dann allerdings blieb er wie erstarrt im warmen Wasser sitzen, als sich die Tür zum Badezimmer öffnete.

      »Ich hoffe, Sie werden mein Erscheinen nicht unnötig mißdeuten«, sagte ein Mann, der seine schwarze Melone höflich lüftete. »Mein Name ist Parker. Josuah Parker!«

      »Ja?« Ellis Kildares Gedanken überschlugen sich. Es war soweit! Man hatte ihn ausfindig gemacht. Jetzt würden die Konkurrenten, die das Syndikat auf seine Spur gesetzt hatten, erbarmungslos zuschlagen.

      »Sie scheinen offensichtlich Schwierigkeiten mit Ihrer Haut zu haben«, stellte Parker fest.

      »Los, tun Sie’s schon«, stieß Ellis Kildare hervor und starrte den Butler aus großen Augen an. Er rechnete mit einem schnellen Ende. Der Mann da vor der Wanne, dessen Gesicht so schrecklich ausdruckslos-höflich wirkte, war ein Fachmann von hohen Graden. Das hatte er auf den ersten Blick festgestellt. Darin kannte Kildare sich aus.

      »Haben Sie besondere Wünsche?« erkundigte sich Parker gemessen. Er wußte zwar nicht genau, was der Mann in der Wanne meinte, aber er konnte es sich fast vorstellen. Auch Parker hatte erkannt, daß er einem Spezialisten gegenüberstand.

      »Sie brauchen mich nicht gerade zu ertränken«, bat Kildare, dem diese Aussicht irgendwie schrecklich war.

      »Vielleicht haben Sie einige Vorschläge zu machen?« Parker wußte nun, daß er mit seiner Ahnung richtig lag.

      »Nehmen Sie schon Ihre Kanone!« Kildare hatte sich von seiner ersten Überraschung erholt und suchte verzweifelt nach einem letzten Ausweg.

      »Ich hasse Schußwaffen.« Parker musterte den Henker des Syndikats kühl und gelassen.

      »Arbeiten Sie mit dem Messer?« Kildare fühlte, wie es ihm eiskalt über den Rücken rieselte, obwohl das Wasser in der Wanne noch sehr warm war.

      »Schneidwaren lehne ich ab.« Parker schüttelte verweisend den Kopf. »Finden Sie nicht auch, daß sie recht primitiv sind?«

      »Naja. Mir sind Unglücksfälle auch lieber«, räumte der Henker ein.

      »Sehen Sie, wir kommen uns bereits beträchtlich näher.« Parker nickte andeutungsweise. »Welche Metho-den haben Sie bisher bevorzugt?«

      »Normale alltägliche Unglücksfälle«, gestand Ellis Kildare. »Sturz von der Leiter. Ausrutschen auf Trep-pen, elektrischer Schlag an irgendeinem Küchengerät. Na, Sie wissen schon.«

      »Gift steht nicht in Ihrem Reportoire?«

      »Selten«, gestand Ellis Kildare eifrig. »Läßt sich zu schnell nachweisen. Die Chemiker sind zu clever und kennen alle Tricks. Es geht nichts über einen alltäglichen Unglücksfall.«

      »Sie arbeiten ohne Assistenten?«

      »Natürlich! Übrigens ganz im Gegensatz zu Ihnen. Daß das Syndikat sich ein Trio zugelegt hat, ist mir neu.«

      »Mylady ist sehr erfolgreich«, stellte Parker fest. Er ließ den Mann in der Wanne nicht aus den Augen und rechnete jeden Moment mit einem plötzlichen Überfall.

      »Hat man Sie auf mich oder auf Waters angesetzt?« wollte Ellis Kildare wissen.

      Er suchte nach wie vor nach einem Ausweg, doch bisher war ihm nichts eingefallen.

      »Sie werden verstehen, wenn ich darauf nicht antworte«, erklärte der Butler. »Zudem hat man Sie ja auch offensichtlich auf uns angesetzt.«

      »Das stimmt nicht!« Kildare schüttelte energisch den Kopf. »Ich wußte ja überhaupt nichts von Ihrer Existenz, bis ich die Sache mit dem Hubschrauber beobachtete und stutzig wurde. Alles Weitere wissen Sie ja inzwischen.«

      »Sie waren ein wenig leichtsinnig, Mister …«

      »Ellis Kildare«, stellte der Mann in der Wanne sich vor. »Irgendwann macht jeder einen ersten großen Fehler. Hören Sie, Mister Parker, ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen.«

      »Ich wußte, daß Sie dieses Thema berühren würden.«

      »Hat also keinen Sinn, wie?«

      Bevor Parker den Kopf schütteln konnte, hechtete Kildare sich aus der Wanne und rutschte dabei dum-merweise gründlich aus. Parker trat nur ein wenig zur Seite, als der Henker des Syndikats kopfüber auf dem Boden landete, gegen die Badezimmerwand schrammte und dann regunslos liegen blieb.

      Josuah Parker überlegte, was er mit dem Mann anfangen sollte. Er war nicht weiter an ihm interessiert, zumal die zuständige Polizei ja niemals eine Handhabe gegen ihn haben würde.

      *

      Als der Henker wieder zu sich kam, glaubte er einfach nicht, daß er noch lebte.

      Er fand sich auf dem Boden des Badezimmers wieder und überprüfte erst mal alle Knochen, die ihn schmerzten. Und es waren sehr viele, die sich deutlich meldeten. Er erhob sich und setzte sich auf den Rand der Wanne.

      Er begriff einfach nicht, warum dieser Butler ihn hatte leben lassen. Er, Ellis Kildare, hätte wahrscheinlich anders gehandelt. Aber das sah letztlich nach einem besonders raffinierten Trick aus. Hatte der Butler nicht gesagt, er sei gegen Schußwaffen, Schneidwaren und Gifte? Sollte hier vielleicht ein tödlicher Unfall insze-niert werden?

      Dieser Gedanke elektrisierte

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