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Steuer herum und gab Vollgas. Er hatte die feste Absicht, den Butler zu rammen, zu überfahren und zu töten.

      Nun, Parker war plötzlich nicht mehr zu sehen und hinter dichtem Strauchwerk verschwunden. Buckhurst kurbelte wie wild am Steuer herum, versuchte den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen und landete in einer sehr gepflegten Rabatte.

      Als er schleunigst zurücksetzen wollte, weil die Uniformierten auf ihn aufmerksam geworden waren, dreh-ten die beiden Hinterräder durch. Sie wühlten sich in Sekundenschnelle tief in das weiche Erdreich ein.

      Ein Uniformierter löste sich von der Gruppe der Männer und schritt auf den Wagen zu.

      Der Gangsterchef spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, sich zu Fuß abzusetzen. Doch auf der Serpentine Road stauten sich inzwischen andere Wagen, neugierige Fahrer waren ausgestiegen und kommen-tierten sarkastisch die Zerstörung der Blumenrabatte.

      Buckhurst blieb also stehen.

      »Sir!« fragte der Beamte, als er den tief eingegrabenen Wagen erreicht hatte.

      »Ich – ich habe die Kontrolle über das Steuer verloren«, entschuldigte sich Buckhurst.

      »Von der Serpentine Road bis hierher sind es gut und gern 25 Meter«, stellte der Beamte fest. »Sie haben ziemlich lange die Kontrolle verloren.«

      »Ich möchte mich nicht einmischen«, war plötzlich Parkers Stimme zu vernehmen, höflich und würdevoll. »Aber man sollte sich vielleicht einmal mit dem Alkoholspiegel im Blut dieses Gentleman befassen, Officer. Oder mit dem Blut in seinem Alkohol! Ein kleines Scherzchen, wie Sie gleich richtig vermutet haben.«

      Buckhurst platzte fast vor Wut und Zorn.

      Josuah Parker lüftete erneut seine schwarze Melone und schritt würdevoll davon, während ironisches Ge-lächter zu hören war.

      *

      »Sie ist oben im Gästezimmer«, sagte Agatha Simpson zu Parker. »Wahrscheinlich braucht sie eine kleine Erholung nach den vielen Anrufen.«

      »Um wie viele Adressen handelte es sich, Mylady, wenn ich fragen darf?«

      »Weit über ein Dutzend«, sagte die Detektivin, »sie scheint ein sehr bewegtes Vorleben gehabt zu haben.«

      »Es waren genau fünfzehn Anrufe«, schaltete Kathy Porter sich ein.

      »Und dann hatten wir hier noch zwei nette Zwischenspiele«, redete Mylady weiter und berichtete dem Butler von ihren Erlebnissen mit der Gabel-Schleuder, was sie übrigens blumenreich besorgte, um dabei eini-ge Male ausgesprochen ungeniert und schadenfroh zu lachen.

      »Haben Sie keinen Sinn für Humor?« fragte sie schließlich, als sie endete, Parker aber keine Miene verzog.

      »Ich fürchte, Mylady sagen zu müssen, daß die beiden Polizeibeamten durchaus echt waren«, erwiderte der Butler.

      »Was Sie nicht sagen?« Agatha Simpson sah den Butler überrascht an, um dann allerdings noch lauter zu lachen.

      »Man wird wohl nach dem Schützen fahnden«, sorgte sich der Butler.

      »Wenn schon.« Mylady machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hoffe nicht, daß man mich in meinem eigenen Haus verraten wird.«

      »Mylady können auf allgemeine Diskretion und Verschwiegenheit bauen«, beruhigte Parker seine Herrin. »Im Grund begrüße ich die Verunsicherung der Polizei gerade hier vor dem Haus. Mister Buckhurst wird mit Sicherheit erscheinen. Sobald er wieder frei über sich verfügen kann.«

      »Ist er denn wirklich so gefährlich?« Agatha Simpson wurde wieder ernst.

      »In der Tat«, sagte Butler Parker. »Für ihn geht es um ein ungemein lohnendes Geschäft. Und um die Wahrung seines Gesichts, was wahrscheinlich noch schwerwiegender sein dürfte. Er ist blamiert worden und wird sich also rächen wollen.«

      »Was könnte er planen, Mister Parker?«

      »Es geht um Miß Saxon und um meine bescheidene Wenigkeit.«

      »Was wollen Sie tun?«

      »Sollte man Miß Saxon nicht aus der Gefahrenlinie schaffen?«

      »Und wie stellen Sie sich das vor? Sie sagten doch eben selbst, daß Buckhurst dieses Haus überwachen läßt.«

      »Man müßte die Buckhurst-Beobachter ein wenig täuschen, Mylady.«

      »Könnte ich das nicht besorgen?« bot sich Kathy Porter sofort an.

      »Das ist viel zu gefährlich für Sie, Kindchen.« Agatha Simpson schüttelte sofort energisch den Kopf.

      »Bestimmt nicht, Mylady«, erwiderte Kathy eindringlich. »Mister Parker schafft mich, das heißt, Mandy Saxon, hier aus dem Haus. Damit wäre die zurückbleibende Miß Saxon außerhalb jeder Gefahr.«

      »Ein zumindest interessanter Vorschlag«, fand Josuah Parker nachdenklich. »Zudem könnte man die Buckhurst-Beobachter auf ein Terrain bringen, das ihnen unbekannt ist …«

      »Sie wollen Buckhurst isolieren, nicht wahr?«

      »Wären Mylady damit einverstanden?«

      »Und wohin soll die Reise gehen?«

      »Nur vor die Tore der Stadt«, antwortete der Butler. »An einem geeigneten Platz könnte man etwaige Verfolger dann ein wenig verunsichern.«

      »Einverstanden«, entschied Agatha Simpson unternehmungslustig. »Aber ich werde selbstverständlich mitkommen. Solch eine hübsche Abwechslung lasse ich mir nicht entgehen.«

      Parker hatte es geahnt.

      Er sah zu Kathy Porter hinüber, die leicht die Augen verdrehte, ein wenig schmunzelte und dann schnell wegschaute. Sie wollte nicht laut auflachen.

      Sie hatte es von Anfang an gewußt. Eine Agatha Simpson verzichtete doch freiwillig nicht auf ein Aben-teuer! Wie hatte Parker das nur annehmen können.

      *

      »Ausgezeichnet«, sagte Parker, als Kathy Porter sich vorstellte. »Verblüffend und beeindruckend, Miß Porter.«

      Er hatte wirklich nicht übertrieben.

      Vor ihm stand – Mandy Saxon! Bewegung, Gang und Gesten stimmten überein. Kathy Porter hatte für gewisse zusätzliche Rundungen gesorgt und sich eine Perücke über ihr wunderschönes, kupferrotes Haar gesteckt.

      »Das müßte eigentlich reichen«, meinte Lady Simpson, die ihrer Gesellschafterin bei der Maskerade ge-holfen hatte. »Ihr Blick, Mister Parker, ist ausgesprochen sündig.«

      »Was ich zu verzeihen bitte«, entschuldigte sich Parker. »Auch ein alter, müder und relativ verbrauchter Mann wie meine bescheidene Person ist noch empfänglich für gewisse weibliche Reize.«

      »Pfui, Mister Parker.« Agatha Simpson schmunzelte. »Aber wenn Sie schon auf diese Maske hereinfallen, werden es die Buckhurst-Leute erst recht tun. Also, Miß Saxon, Sie rühren sich nicht vom Fleck. Sie reagie-ren weder auf das Telefon noch auf Klingeln. Sie sind einfach nicht vorhanden. War ich deutlich genug?«

      Mandy Saxon, sie sich schüchtern in den großen Wohnraum geschoben hatte, nickte stumm. Sie mußte immer wieder zu ihrem Double hinübersehen.

      »In etwa anderthalb Stunden wird man wieder zurück sein«, sagte Parker zu ihr. »Angst brauchen Sie nicht zu haben, Miß Saxon. Dieses Haus wird für die Gangster ab sofort vollkommen uninteressant sein.«

      Parker sah auf die Straße hinunter.

      Sie machte einen völlig normalen, unverdächtigen Eindruck.

      Als der Butler sich gerade abwenden wollte, erschien ein Polizeistreifenwagen in seinem Blickfeld, der langsam auf das Haus von Mylady zurollte.

      Der Wagen hielt gegenüber, zwei uniformierte Männer stiegen aus.

      »Wenn ich vorschlagen darf, sollte man das Haus sofort verlassen«, rief Parker Lady Simpson und der Monroe-Kopie-Kopie zu.

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