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kam nicht weit.

      Als ein erstickter Aufschrei zu hören war, wußte der Butler, daß etwas passiert war.

      Er trat vorsichtig hinaus und entdeckte Hamlin, der zitternd vor Angst hinter einem Pfeiler hockte. Der Mann stöhnte, was mit dem Sportpfeil zusammenhing, der in seinem rechten Oberschenkel zu sehen war.

      *

      »Wohin haben Sie dieses Subjekt geschafft?« wollte Agatha Simpson wissen, als Parker zurück in ihr Stadthaus gekommen war.

      »Mister Hamlin befindet sich in guter Obhut«, berichtete Parker. »Er liegt in einem Hospital in der Innen-stadt. Darf ich fragen, Mylady, ob sich hier inzwischen etwas getan hat?«

      »Eben nicht«, beschwerte sich Parkers Herrin. »Dieser Buckhurst enttäuscht mich auf der ganzen Linie. Normalerweise hätten seine Handlanger doch längst hier auftauchen müssen.«

      »Ich darf Mylady versichern, daß diese Handlanger noch mit Sicherheit erscheinen werden«, gab der But-ler beruhigend zurück. »Ein Mann wie Mister Buckhurst steckt keine Niederlage ein, ohne sich dafür zu rä-chen.«

      »Das klingt ja durchaus erfreulich«, stellte die Detektivin fest. »Was machen wir mit den beiden Flegeln unten im Keller! Haben Sie sich schon etwas einfallen lassen?«

      »Ich muß bedauern, Mylady.«

      »Ich hätte da sehr interessante Vorschläge zu machen«, erklärte Agatha Simpson angeregt. »Man könnte sie als Luftfracht in die Staaten verschicken. Oder ihnen eine Seereise nach Australien verschaffen. Man könnte auch …«

      »Die beiden Herren werden freiwillig das Weite suchen und wahrscheinlich nicht zurück zu Mister Buck-hurst gehen, Mylady.«

      »Warum sollten Sie?«

      »Aus Angst vor ihrem Chef, Mylady. Sie haben geschwatzt, wenn ich es so umschreiben darf. So etwas verzeiht ein Buckhurst nicht.«

      »Ich verlasse mich da ganz auf Ihre Erfahrung, Mister Parker. Tun Sie, was Sie für richtig halten! Bleibt noch unser Gast, diese Saxon.«

      »Sie stirbt vor Angst«, warf Kahty Porter ein.

      »Schadet diesem Flittchen überhaupt nichts«, sagte Agatha Simpson. »Warum gab sie sich auch für diese geplanten Erpressungen her. Müssen wir sie nicht der Polizei übergeben, Mister Parker?«

      »Normalerweise ja«, räumte der Butler ein, »doch ich erlaube mir, auf jene Herren hinzuweisen, die von ihr zur sprichwörtlichen Kasse gebeten werden sollten. Sie müßten dann zur Sache aussagen und laufen Ge-fahr, in der Presse genannt zu werden.«

      »Daß ich daran nicht gedacht habe«, ärgerte sich Mylady. »Kehren wir diese Affäre also unter den Tep-pich.«

      »Miß Saxon ist natürlich nach wie vor sehr gefährdet«, redete der Butler weiter. »Wenn sie in die Hand Mister Buckhursts fällt, wird man sie zwingen, ihre intimen Kenntnisse preiszugeben.«

      »Was schlagen Sie also vor?«

      »Vielleicht sollte man Miß Saxon Gastrecht und Asyl gewähren, Mylady.«

      »Einverstanden, Kathy, machen Sie ihr klar, daß sie nur hier im Haus sicher ist. Sie wird das sehr schnell begreifen. Hauptsache, Buckhurst verliert nicht das Interesse an uns.«

      »In dieser Beziehung darf und kann ich Mylady vollauf beruhigen.«

      Parker, der in der Nähe des Fensters stand, deutete diskret nach unten auf die Straße. »Die ersten Be-obachter scheinen bereits Posten bezogen zu haben.«

      »Wie aufregend«, freute sich die Hausbesitzerin und baute sich neben ihrem Butler am Fenster auf. Unten auf der Straße waren zwei junge, gut gekleidete Männer zu sehen, die ungeniert auf der gegenüberliegenden Straßenseite Posten bezogen hatten.

      Parker schob den Store zur Seite, öffnete das Fenster und grüßte mit einer angedeuteten knappen Verbeu-gung nach unten.

      Was die beiden Männer gar nicht so gern hatten.

      »Diese Lümmel! Überhaupt keine Manieren«, stellte Mylady fest. »Man sollte etwas für ihre Erziehung tun, Mr. Parker …«

      *

      »Das ist doch ein mieser Trick«, sagte einer der beiden Männer aus dem Keller, nachdem der Butler ihnen einen Lagebericht gegeben hatte.

      »Lassen Sie es darauf ankommen und begeben Sie sich zurück zu Mr. Buckhurst«, schlug Parker mit ei-nem Anflug von Ironie vor. »Sie werden sehen, wie freundlich Ihr Arbeitgeber Sie empfangen wird. Durch Sie hat er schließlich sein Faustpfand verloren.«

      »Faustpfand?« fragte der zweite Mann.

      »Miß Mandy Saxon«, sagte der Butler. »Ohne sie kann Mr. Buckhurst seine geplante Reihenerpressung nicht durchführen. Entsprechend wird seine Freude über Ihre Rückkehr sein.«

      Die beiden Männer, die von Parker losgebunden worden waren, sahen sich zweifelnd und fragend an. Parkers Überzeugungskraft und Logik hatte sie beeindruckt.

      »Was schlagen Sie uns denn vor?« wollte der erste Zwangsgast schließlich wissen.

      »England ist groß«, stellte Parker freundlich fest. »An Ihrer Stelle würde ich irgendein Seebad aufsuchen, wo sich viele Touristen befinden. Dort dürften Sie am besten untertauchen können.«

      »Womit?« Der zweite Zwangsgast rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander, um damit die Finanzlage anzudeuten.

      »Mylady wird Ihnen gewiß ein wenig aushelfen«, deutete der Butler an. »Sie können die Reisespesen ja später überweisen.«

      »Mal ’ne Frage im Vertrauen, Mr. Parker, warum lassen Sie uns eigentlich laufen?« wollte der erste Mann wissen.

      »Sie sind das, was man uninteressant nennt«, erklärte der Butler in aller Offenheit. »Sie werden für den weiteren Gang der Ereignisse nicht mehr benötigt.«

      »Wir könnten gegen Buckhurst aussagen …«

      »Und Mr. Buckhurst würde alles abstreiten«, meinte Parker gemessen. »Nicht Sie sind für ihn eine Gefahr, sondern Mr. Buckhurst für Sie, finden Sie nicht auch?«

      Die beiden Männer fühlten sich überredet und verließen zusammen mit Parker den Keller. Sie hatten wohl eingesehen, daß sie keine andere Wahl besaßen.

      Und doch war das Gegenteil der Fall!

      Sie legten den Butler herein, und zwar nach allen Regeln der Kunst. Sie wollten zurück zu ihrem Chef Buckhurst und ihm eine Trumpfkarte mitbringen.

      Sie machten das derart einfach, daß Josuah Parker sich Sekunden später ungemein ärgerte.

      Sie schlugen ihm nämlich die Kellertür vor der Nase zu und riegelten ab.

      Parker kam in den zweifelhaften Genuß ihres triumphierenden und ironischen Lachens.

      *

      Agatha Simpson gab sich kindlichen Spielen hin.

      Sie hatte sich von Josuah Parker die Zwille ausgeliehen, jene Gabelschleuder also, die der Butler so virtuos beherrschte. Mylady stand vor einem halb geöffneten Erkerfenster ihres Stadthauses und beschoß die beiden Männer unten auf der Straße. Auf den Rat ihres Butlers hin verwendete sie kleine, hartgebrannte Tonkügel-chen.

      Es zeigte sich, daß Agatha Simpson die Künste ihrer Kindheit nicht verlernt hatte.

      Sie hatte gerade einen der beiden jungen Männer am Hals getroffen. Der Beobachter unten auf der Straße zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen und sah nervös in die Gegend.

      Mylady strahlte.

      Sie legte die zweite Tonmurmel in die Lederschlaufe der Gabelschleuder und visierte den anderen Bewa-cher an. Sie strammte die beiden Gummistränge, korrigierte noch etwas die Richtung und ließ das nächste Geschoß durch die Luft zischen.

      Der zweite Bewacher wurde an der Stirn getroffen.

      Er

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