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sollen die Steine geworfen haben«, stellte der Bobby grimmig fest.

      »Und wer behauptet das?«

      »Dort, der Mann!«

      »Sie Flegel«, stellte Agatha Simpson fest.

      »Wie bitte?« Der Bobby war nicht nur irritiert, er wurde auch ärgerlich.

      »Nicht Sie. Dort der Mann – Sie Lümmel!«

      »Er will es genau gesehen haben.«

      »Tölpel«, sagte Mylady.

      »Meinen Sie mich?« Der Bobby kam aus der Verwirrung nicht heraus. Er hatte selbstverständlich sofort gemerkt, daß er es mit einer Dame zu tun hatte. Agatha Simpson strahlte die Würde einer Herzogin aus, wenn sie es wollte. Dann wirkte sie unnahbar und sehr kühl.

      »Falls ja, würde ich es Sie wissen lassen«, gab Mylady zurück. »Ihr Zeuge muß angetrunken sein. Wie soll eine alte und schwache Frau in der Lage sein, Steine zu werfen.«

      »Aber ich hab’s gesehen«, sagte der Zeuge, der näher getreten war. »Mit eigenen Augen.«

      Agatha Simpson nahm etwas ihren Kopf zurück. Dem Mann flatterte eine massive Alkoholfahne voran. Er baute sich noch näher vor der Detektivin auf und wollte sie antippen.

      Er hätte es besser nicht getan.

      Agatha Simpsons Schuhgröße war beachtlich. Ihre Füße steckten aus Gründen der Bequemlichkeit nur zu oft in derben Schuhen. Wie jetzt und hier.

      Agatha Simpson stellte ihren linken Fuß auf die Zehen des Zeugen. Ganz zufällig und scheinbar unbeab-sichtigt.

      Worauf der Zeuge sich deutlich verfärbte und nach Luft schnappte.

      »Ist Ihnen nicht gut?« erkundigte sich Mylady höflich.

      »Mein … meine Zehen«, stotterte der beeindruckte Zeuge und drückte seine Hände gegen Myladys Leib, um sich von ihr zu befreien.

      »Sie Lüstling!« grollte die ältere Dame und verabreichte dem Mann eine Ohrfeige. »Schämen Sie sich nicht, eine Dame unsittlich anzufassen?«

      Der Zeuge bekam seinen Fuß frei, rieb sich die Wange und – ergriff die Flucht.

      »Haltet den Dieb«, sagte die Detektivin und deutete auf den fliehenden Mann.

      »Wieso Dieb?« Der Bobby schien nicht gerade eine Zierde seines Berufsstandes zu sein.

      »Im übertragenen Sinn«, klärte Agatha Simpson ihn auf. »Wer flüchtet, hat nur zu oft ein schlechtes Ge-wissen.«

      Jetzt ging dem Bobby allerdings ein Licht auf, und er reagierte dementsprechend. Er setzte sich in Trab und leitete die Verfolgung des Zeugen ein, der übrigens deutlich sichtbar humpelte. Seine Zehen schienen die Belastung durch Mylady noch nicht ganz verdaut zu haben.

      *

      »Sie sehen ja schon wieder recht manierlich aus«, stellte Lady Simpson fest, als Mandy Saxon aus dem Badezimmer kam. Sie hatte sich ausgiebig erfrischt, dennoch waren ihr die Spuren der harten Befragung noch deutlich anzusehen.

      Kathy Porter hatte ihr ein Kleid geliehen, das sich über die üppigen Formen der Monroe-Kopie spannte.

      »Ein Schluck wird Ihnen guttun, Kindchen«, behauptete Agatha Simpson und winkte Parker herbei, der bereits für die entsprechenden Erfrischungen gesorgt hatte. Mandy Saxon ließ sich nicht lange nötigen und trank das Sherryglas leer. Dann nahm sie etwas schüchtern in einem Sessel Platz.

      »Genug der Höflichkeiten«, sagte Mylady jetzt energisch. »Kommen wir zur Sache!«

      »Was meinen Sie damit, Mylady?« Mandy Saxon war von Lady Simpson sehr beeindruckt.

      »Wieso behaupteten Sie, der Sex-Report sei Ihnen von mir und meinem Butler gestohlen worden?«

      »Aus Angst, Lady Simpson«, räumte Mandy Saxon ein. »Was sollte ich denn sonst tun? Sie ahnen ja nicht, wie brutal und sadistisch die beiden Gangster waren.«

      »Wäre es nicht besser gewesen, das Manuskript herauszugeben?« schaltete der Butler sich ein. »Oder darf ich von der Tatsache ausgehen, daß dieses Manuskript überhaupt nicht existiert?«

      Mandy Saxon ließ sich Zeit mit der Antwort.

      Sie sah zuerst verlegen zu Boden, studierte ausgiebig das Muster des Teppichs, interessierte sich dann für die Kassettendecke und druckste ein wenig herum.

      »Verplempern Sie nur nicht meine Zeit«, erklärte Agatha Simpson grimmig. »Heraus mit der Sprache, Kindchen!«

      »Ich – ich habe es noch nicht geschrieben«, gestand Mandy Saxon ein wenig verlegen und verschämt, »aber ich werde es bald tippen, mein Wort darauf!«

      »Auch nach diesem Ärger?« wollte Agatha Simpson weiterhin wissen.

      »Doch, ja. – Vielleicht.«

      »Haben Sie überhaupt schon einen Verleger?«

      »Noch nicht, aber einige Angebote.« Die Antwort kam etwas zu schnell. Mandy Saxon schien zu schwin-deln.

      »Worauf lief das alles wirklich hinaus?« stellte die Detektivin die Kernfrage. »Wollen Sie sich nicht dafür bezahlen lassen, dieses Manuskript eben nicht zu schreiben?«

      Der Teppich war wieder an der Reihe, dann die Kassettendecke. Und zur Abwechslung und Ausweitung befaßten Mandy Saxons Augen sich jetzt zusätzlich noch mit einem wunderschön gearbeiteten, alten Maha-goni-Sekretär.

      »Die Antwort«, verlangte die resolute Dame ein wenig laut.

      »Ich weiß es selbst nicht«, redete Mandy Saxon sich heraus. »Paul war der Ansicht …«

      »Paul Hamlin?« unterbrach Kathy Porter.

      »Paul Hamlin«, bestätigte die Monroe-Kopie. »Er war der Ansicht, daß man sich bei den Personen, die ich erwähnen will, zuerst mal die Erlaubnis einholen sollte, ob man auch deren Namen nennen dürfte.«

      »Ein geschicktes Verfahren«, lobte Lady Simpson abfällig.

      »Aber keine Erpressung. Über Schweigegeld wurde nie geredet«, sagte Mandy Saxon hastig. »Mein Eh-renwort, Mylady. Das hätte ich niemals zugelassen.«

      »Ich möchte Zahlen hören«, forderte die Detektivin in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Wie viele Personen wurden angeschrieben?«

      »Paul besorgte das per Telefon. Das überließ, ich immer ihm. Ich genierte mich, wenn Sie mich verstehen.«

      »Wie viele Namen?«

      »Über ein Dutzend, Mylady.« Mandy senkte den Kopf und schämte sich wieder ein wenig.

      »Und alle Herren waren der Ansicht, daß ihre Namen nicht genannt werden müßten, oder?«

      »Alle!« Mandy Saxon nickte.

      »Und was bot man Ihnen im Schnitt?«

      »Da Sie dabei sind, reinen Tisch zu machen, sollten Sie auch das nicht verschweigen«, warf der Butler ein. »Ihre Ehrlichkeit wird Myladys Bereitschaft fördern, Sie zu beschützen.«

      »Im Schnitt vielleicht 5000 Pfund.« Jetzt genierte sie sich tatsächlich.

      »Recht beachtlich«, stellte Agatha Simpson fest. »War Mister Buckhurst ebenfalls einer Ihrer früheren Begleiter?«

      »Nein, natürlich nicht.«

      »Er will also mit Ihrem Sex-Report nur erpressen, nicht wahr?«

      »Bestimmt!« pflichtete die Monroe-Kopie der Lady bei. »Ich kenne diesen Buckhurst überhaupt nicht.«

      »Bleibt noch ein kleines, aber wichtiges Detail«, sagte der Butler gemessen. »Auch die Antwort darauf sollten Sie Mylady nicht schuldig bleiben, Miß Saxon.«

      »Ich will reinen Tisch machen.«. Sie sah ihn unsicher an.

      »Wer schoß

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