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wir mit ihnen fertig. Wir müssen das schaffen. Lorenzo, vier Mann sehen sich nach der Herde um. Einer hält Verbindung mit dem Camp. Ich will wissen, wo die Herde steht, verstanden? Jetzt muß ich was essen!«

      *

      Mathew Connors goß heißes Fett über die Bohnen, hob dann den Kopf und sah Snake-Jim kommen.

      Neben dem Feuer hockte Randlin am Boden, auch er blickte dem Halb­indianer entgegen, und der mürrische Zug seines Gesichts wich einem angespannten, lauernden Ausdruck.

      Snake-Jim kam mit dem gleichmütigsten Gesicht der Welt ans Feuer, band sein Pferd an und kauerte sich dann hin.

      »Hunger«, sagte er kurz. Sein Messer stach in eine der schon fertigen Bauchspeckscheiben, aber da knallte ihm Randlin die Faust auf den Arm, und der Speck landete wieder im Topf.

      »Dir werd ich!« fauchte Randlin. »Machst wohl das Maul auf – aber nicht zum Schlingen! Denkst wohl, du kannst jetzt frech werden, was? Also, was ist?«

      Snake-Jim starrte ihn aus seinen dunklen Augen scheinbar gleichgültig an, aber Randlin wußte, daß er besser nicht zugeschlagen hätte. Der Halbindianer vertrug das nicht.

      »Glotz nicht so – na gut, tut mir leid. Verdammt, warum redest du auch nicht? Willst mich wohl auf die Folter spannen, was?«

      »Sie haben neunzig Pferde.«

      Es waren vier Worte, aber sie warfen Randlin beinahe um. Der bärtige Mann zuckte zurück, sperrte den Mund auf und schnappte nach Luft.

      »Was sagst du da? Neunzig Pferde?«

      »Zweiundneunzig genau«, erwiderte Snake-Jim mit der Bissigkeit einer hungrigen Ratte, die zehn Wochen nichts als faules Holz und Würmer zu fressen bekommen hatte.

      »Sie haben das Hauptcamp zum Crutcher Canyon verlegt, dicht am Dolly Varden Basin. Powell hat die eine Herde mit dem Hengst-Satan nach fünf Tagen gefangen und innerhalb der nächsten drei die zweite erwischt. Wenn etwas stimmt, dann, daß er vom Pferdefang mehr versteht als jeder andere Mann in diesem Land. Die zweite Herde hatte über fünfzig gute Pferde. Er konnte sogar vier tragende Stuten laufen lassen.«

      Randlin bewegte die Lippen, aber er brachte keinen Laut hervor. Sekundenlang schien ihm die Sprache zu fehlen. Dann röchelte er nach einem saugenden Durchatmen: »Hast du das gehört, Matt? Zweiundneunzig Pferde, mehr als er brauchte.«

      »Ja, ja.« Connors nickte und grinste dümmlich. »Da hat er aber Glück gehabt, was? Er kann schon was, Jim hat recht. Er kann wirklich was.«

      Randlins gewaltige Hand knallte Mathew Connors mitten ins Gesicht. Connors flog hintenüber, die heißen Bohnen klatschten samt Fett über seine rechte Hand, und er wälzte sich schreiend und aus der Nase und einer Platzwunde an der Lippe blutend am Boden.

      Randlin schrie, brüllte, fluchte und tobte volle fünf Minuten.

      »Idiot, gehirnloser Trottel, dämlicher Affe. Er kann schon was, he? Da hat er aber Glück gehabt! Hast du das mitbekommen, Jim? Dem Narren ist das ganz egal, der grinst noch. Wie kann der Idiot auch noch grinsen, wenn ich fast ersticke und denke, daß mich der Schlag trifft! Steh auf, du kochst neue Bohnen!«

      Mathew Connors wimmerte, gehorchte aber. Er wollte nicht noch mehr Prügel bekommen.

      Randlin brauchte Zeit bis nach dem Essen, ehe er sich wieder beruhigte. Er hatte eigentlich selbst losreiten und Powells Versuche, siebzig Pferde zu fangen, beobachten wollen. Niemand war sicherer als Randlin gewesen, daß Powell es nicht schaffen würde. Und jetzt?

      »Jim«, stieß Randlin durch die Zähne hervor. Er mußte trinken, um die Nachricht zu verdauen. Und er trank den Rest aus einem vier Gallonen fassenden Brandyfäßchen voller Grimm. »Traust du dir zu, ihm einen Streich zu spielen? Was könntest du tun, um ihm seine gerade gefangenen Wildpferde wieder abzujagen?«

      Snake-Jim hockte reglos und mit vollem Bauch am Feuer. Er starrte in die Flammen, als er antwortete: »Darüber hab ich den ganzen Weg nachgedacht, Boß. Was bekomme ich, wenn ich dafür sorge, daß er die Pferde nicht behält?«

      »Mensch, kannst du das wirklich schaffen?«

      »Paaah«, sagte Snake-Jim verächtlich. »Ich weiß, wie man so was macht. Also, was bekomme ich?«

      »Hundert Dollar.«

      »No, zu wenig für das Risiko. Unter zweihundert nicht.«

      »Dich soll ich wohl zu Mus zerquetschen!« schrie Randlin wild. »Zweihundert Dollar? Du mußt verrückt sein, du Ratte!«

      Snake-Jim stand auf und ging wortlos zu seinem Pferd.

      »Mach’s allein«, sagte er von dort kalt. Und dann stieg er auf.

      »Halt – verflucht, halt an!« brüllte Randlin giftig. »Also gut, zweihundert Dollar, wenn wir zu Hause sind.«

      »No, sofort!«

      »Ich habe nicht so viel…«

      »Du hast«, antwortete Snake-Jim spöttisch. »Sofort, sonst gar nicht.«

      »Du lausiger Erpresser. Steig ab, ich gebe es dir. Aber wehe, es klappt nicht. Dann drehe ich dir den Hals um.«

      Mathews Connors hockte dabei. Er war nicht besonders klug, eher einfältig. Dennoch fragte er sich, wie Snake-Jim es allein schaffen wollte, Powell zweiundneunzig Pferde abzujagen.

      *

      Snake-Jim lag still über der Wand des Crutcher Canyon. Er brauchte nur den Kopf zu heben, dann sah er das Campfeuer etwa hundert Yards links in der Tiefe genau vor dem Canyonausgang. Der Halbindianer lag in einer Felsrinne, die im geraden Fall zum Canyon­rand führte.

      Snake-Jim verzog sein schmales Gesicht zu einem häßlichen, gemeinen Grinsen, als er vorwärtskroch. Die Rinne wurde immer tiefer, und der Halbindianer wußte, daß nur wenig zur rechten Seite hin am Grund des Canyons der zweite Sperrzaun gezogen worden war.

      Zwischen dem letzten Zaun am Canyonausgang und diesem hier standen nur Pferde, die noch nicht zugeritten waren. Es waren mindestens noch siebzig. Hinter dem rechten Zaun kam noch einer. Dort liefen die zugerittenen Pferde herum. Sie wurden von der anderen Canyonseite versorgt. Es führte dort ein steiler Abstieg hinunter, der jedoch oben mit einem kurzen Sperrzaun und einem Gatter gesichert war. Die Pferde dort hinten gingen Snake-Jim nichts an. Seine Überlegungen – und sie waren teuflisch genug gewesen – hatten nur den nicht zugerittenen Wildpferden gegolten.

      Die Tiere waren unruhig. Getrennt von den anderen, festgehalten, eingesperrt auf kleiner Fläche, wanderten oder trabten sie immer wieder hin und her.

      Snake-Jim wußte, wie nervös diese Pferde waren. Fiel auch nur ein Schuß, rasten sie los.

      Aber es würde kein Schuß fallen. Snake-Jim kicherte leise.

      »Dann lag er unmittelbar an der Kante. Nun sah er die unten wandernden Pferde undeutlich. Er konnte besser zur Nachtzeit sehen als jeder Weiße.

      Snake-Jim lag einen Moment still, ehe er die Schnur entknotete. Danach griff er sanft zu und nahm den Ledersack von seinem Rücken.

      Snake-Jim hatte ihn wie einen Rucksack getragen. Und wenn er manchmal in den Rücken geschlagen war, so hatte das Snake-Jim nicht weiter gestört. Er ritt ohne jede Furcht mit Klapperschlangen spazieren, das machte ihm nichts aus. Er hätte auch eine in die Tasche gestopft, wenn ihm das jemand bezahlt hätte.

      Es war zwei Jahre her, daß er zuletzt eine Klapperschlange in der Hosentasche transportiert hatte. Damals hatte ihn John Cartney geärgert, weil er ihn beim Einsteigen in seinen Store erwischt hatte. Danach war Snake-Jim zwei Monate zu Gast im »Saloon zur gesiebten Luft« gewesen.

      Nach dem Aufenthalt dort hatte Snake-Jim nachgedacht. Und dann hatte er Cartney einen Besuch gemacht – mit einer Klapperschlange in der Hosentasche.

      Yeah, er hatte sie in die Tonne mit dem Hühnerfutter gelegt und den Deckel wieder auf die Tonne getan. Und dann war er nach Virginia City geritten, um auf den Morgen zu trinken, an dem Mr. Cartney seine

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