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sagt Dallard bissig. »Wenn es sein muß, jage ich eine ganze Bank in die Luft. Also das ist es, ich soll etwas hochblasen. Für zweitausend Dollar riskiere ich nicht meinen Kopf, Captain, damit wir uns verstehen, klar verstehen. lch habe meine Preise – fünftausend!«

      Er wirkt plötzlich eiskalt und gespannt wie eine Feder. Jeder, der ihn in dieser Sekunde sieht, erkennt, daß sie sich alle in Dallard getäuscht haben. Der Mann ist nicht nur listig und verschlagen, er ist gerissen und eisenhart.

      »Sieh mal an, habe ich es doch gewußt. Dallard, fünftausend für dich, abgemacht. Deine Arbeit ist sehr wichtig. Nur keine Unruhe unter den anderen, es ist so, wie ich es sage. Also, Dallard – dabei oder nicht?«

      »Moment«, sagt da Max Harris träge, und seine immer etwas verschleierten Blicke erfassen erst Dallard und dann den Captain.

      »Dallard, deine Nase hat mir nie gefallen, weiß der Teufel, aber jetzt weiß ich endlich, warum es so gewesen ist. Du bist ein Erpresser, das gefällt mir immer weniger an dir. Wenn du versuchst auszusteigen – hör gut zu, das ist hier ein Versprechen – dann brauchst du dich nicht selbst umzubringen, das besorge ich dann!«

      Dallard starrt ihn giftig an, schürzt dann die Lippen und lehnt sich zurück.

      »Captain, ich bin dabei, aber ich verlange danach noch etwas: Kein Soldat mehr – ich bekomme meine Entlassung!«

      »Zugesichert, Dallard!«

      Dallard atmet auf, die anderen sehen sich an. Mulligan kneift die Augen zusammen und blickt auf den Captain.

      »Also, Mulligan, den Preis kennst du. Was du zu tun hast, das wird Schießen sein, aus zwei Revolvern, Mulligan! Und ohne Rücksicht. Gefällt dir etwas an der Sache nicht?«

      »Ich«, sagt Mulligan mürrisch, »habe vom Arbeiten keine guten Hände, aber kann man schnell ändern. Ich habe für das Gesetz Leute gesucht, ohne jemals einen Stern getragen zu haben. Wenn ich auf Yankees schießen soll, tue ich es, weil ich Südstaatler bin. Eine Bedingung: Ich will, daß, wenn mir etwas passiert, mein Geldanteil an meinen Bruder ausgezahlt wird. Die Adresse ist: Dallas, Western Road, Mister Harvey Lee Mulligan. Mein Bruder hat eine Schuhmacherei und ist krank. Er kann nicht laufen, vielleicht kann er mit dem Geld einen anständigen Doc bekommen.«

      »Das ist alles, Mulligan?«

      »Alles, Captain!«

      Der Captain wendet langsam den Kopf und blickt nun Harry Ducan an.

      »Sergeant Ducan, das Bein ist geheilt?«

      »Völlig, Sir, aber man hat mich hier nicht freigeben wollen.«

      »Ich weiß, Sergeant, Sie sind hier im Camp der unbeliebteste Mann. Sie haben früher die Strecke Charleston, Atlanta, Montgomery, Jackson, Vicksburg, Monroe gefahren. Niemand kennt eine Strecke so gut wie der Zugbegleiter. Sie kennen diese Strecke auf jeder Schwelle?«

      Ducan nickt.

      »Ja, Sir, das will ich meinen. Ich glaube, es gibt keine Meile, auf der ich nicht schon einen Tramp vom Zug geworfen habe.«

      »Ja, das weiß ich alles. Ducan, kennen Sie die Brücke über den Tensas River?«

      »Tensas Bayou, Sir, meinen Sie.«

      »Stimmt genau, Ducan«, sagt Captain John Barlogh knapp.

      »Beschreiben Sie mir die Anfahrt und die Brücke, Sergeant?«

      Ducan schließt die Augen und sagt monoton:

      »Eine Eisenbrücke, etwa zwanzig Fuß über dem Fluß. Soviel ich weiß, haben unsere Truppen bei Shermans Vormarsch das Mittelstück in die Luft gesprengt und es dürfte geflickt sein, wahrscheinlich Holzkonstruktion. Vom Ostufer führt ein gerader langer Damm herauf. Am Damm sind Büsche, rechts vor der Brücke einige Bäume.

      Zweihundert Yards landeinwärts beschreibt die Strecke einen Bogen nach rechts, einen leichten Bogen. An ihrem Ende beginnt die Steigung zum Damm. Buschwerk und Bäume, in der Nähe rechts Baumwollfelder, links ein Farmhaus, Plantage mit etwa einem Dutzend Negerhütten. Drüben wieder ein Damm, eine andere Plantage, aber weiter von der Bahnlinie entfernt.

      Hibiskus wächst dicht am Bahndamm. Wenn er blüht, dann glaubt man nicht, daß hinter den Büschen ein Sumpfstreifen liegt. Vor der Brücke an der Westseite steht ein Streckenwärterhaus, rote Ziegel, ein Abstellgleis für die Baumwollplantage, ein Schuppen. Ein Weg führt zur Plantage und zur Fähre über den Fluß. Die Fähre ist hundertfünfzig Yards oberhalb der Brücke und wird von einem alten Mann…«

      »Genug, Ducan.«

      Sie sehen alle Ducan an, der macht die Augen wieder auf.

      »Es gibt keinen Fehler in Ihrer Schilderung, sogar die Holzkonstruktion ist richtig, Ducan«, sagt John Barlogh ruhig. »Ein gutes Gedächtnis muß man haben, wie? Ducan, wenn Sie von einem Zug drei Wagen abhängen wollen, an welcher Stelle würden Sie das versuchen? Sie kommen von Osten, verstanden?«

      »Ja, Sir, verstanden. Ich würde mich danach richten müssen, wo die Wagen stehenbleiben sollen. Sagen Sie mir nur, wo die Wagen stehen sollen, dann sage ich Ihnen, wo ich sie abhängen würde.«

      »Die Wagen sollen genau an den Bäumen stehenbleiben.«

      »Gut, Sir, dann würde ich sie etwa achtzig Yards hinter der Kurve abhängen. Der Zug fährt mit kaum fünfundzwanzig Meilen Geschwindigkeit über die Brücke. Bei der Holzkonstruktion wird er höchstens zwanzig Meilen fahren dürfen. An der Steigung würde ich auskuppeln, aber dazu müßte man bereits vorher auf dem Zug sein, vor der Steigung auskuppeln und nur ein Stück Seil benutzen, um den Haken zu halten. Dreimal herumschlingen und an der Steigung das Seil freigeben, das ist alles, man kann den Haltepunkt dann auf den Meter bestimmen.«

      »Sehr gut, Sergeant, sehr gut, ich sehe, Sie wissen Bescheid. Trauen Sie sich zu, allein abzukuppeln?«

      »Besser würde es sein, wenn man noch einen Mann hätte. Die nächste Station ist knapp zwei Meilen vor der Brücke, von Osten natürlich gesehen, Sir. Aufzusteigen ist dort kein Problem.«

      »Doch, im Wagen vor den Wagen, die Sie abzukuppeln haben, ist eine Wachmannscnaft, zwanzig Mann stark. Es kann sein, daß einige der Männer auf der Plattform stehen, was dann?«

      »Dann müßte man sie nach vorn locken, Sir.«

      »Wie das?«

      Ducan denkt einen Moment nach, dann sagt er knapp:

      »Die Maschine faßt immer an dieser Station Wasser. Angenommen, der Arm des Wasserspenders fällt herunter und blockiert die Schienen. Der Arm ist nicht so leicht zu befestigen, man muß dann das Wasser mit Eimern in den Kessel füllen, dazu braucht man Leute. Sind nur die Wachen im Zug, dann werden diese zugreifen müssen, sie sind beschäftigt. In dem Augenblick könnte man schon abkuppeln, dieses Seil befestigen, es verknoten und sich in den Zug schleichen, um es nachher auf der Strecke wieder zu lösen. Was ist aber, wenn die Wachen unterwegs auf der Plattform stehen?«

      »Der Zug kommt aus Memphis und wird in Jackson erst nach Westen geleitet, Ducan«, erwidert Captain Barlogh. »Die Soldaten der Wachmannschaft werden müde sein, aber wir müssen natürlich mit allen Möglichkeiten rechnen. Darüber jedoch können wir uns immer noch unterhalten. Sind Sie bereit, die Sache mitzumachen, Ducan?«

      »Jawohl, Sir, sofort.«

      *

      Sie tasten sich im wahrsten Sinn des Wortes von Baumgruppe zu Baumgruppe, von Buschreihe zu Buschreihe in diesem flachen und gut übersichtlichen Gebiet.

      Es rührt sich nichts. Die letzten Spuren, die sie am Nachmittag gesehen haben, als sie vorsichtig dem Lauf des Baches, der in den Quachita strömt, gefolgt sind, haben von einer berittene Einheit gestammt.

      Nun ist alles ruhig, es ist seit zwei Stunden dunkel, die Uhr des Captains zeigt auf zehn Uhr fünfundzwanzig Minuten.

      Einen Augenblick halten sie am Saum des verwilderten Gartens an und schweigen.

      Vielleicht

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