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rannten ins Kontrollzentrum. Jetzt war das Klopfen lauter zu hören, da sie näher am Eingang waren. Trotz der Luftschleuse dazwischen war Kevin beeindruckt, dass das Geräusch so deutlich zu hören war. Womit schlugen sie gegen die Tür?

      Luna sah nicht beeindruckt aus; sie sah besorgt aus.

      „Was ist los?“, fragte Kevin.

      „Was, wenn es die Aliens oder die von ihnen verwandelten Menschen sind?“, fragte sie. „Was, wenn sie die Runde machen und die Überlebenden einsammeln?“

      „Warum sollten sie das tun?“, fragte Kevin. Angst durchströmte ihn bei dem Gedanken daran. Was wenn sie das wirklich taten? Was wenn sie hereinkamen?

      „Das würde ich tun, wenn ich ein Alien wäre“, sagte Luna. „Alles übernehmen und sichergehen, dass niemand mehr übrig ist, der dagegen ankämpfen kann. Ich würde jeden töten, der sich mir in den Weg stellt.“

      Nicht zum ersten Mal in seinem Leben schwor Kevin sich, sich nie gegen Luna zu stellen. Dennoch konnte er die Angst in ihren Worten hören. Er teilte diese Angst sogar. Was, wenn sie den ganzen Weg an den Ort zurückgelegt hatten, an dem sie sich sicher fühlten, aber es bereits zu spät war?

      „Können wir sehen, wer da draußen ist?“, fragte Kevin.

      Luna zeigte auf die leeren Bildschirme. „Die funktionieren seit gestern Nacht nicht mehr.“

      „Aber das ist nur die Verbindung in die Welt“, sagte Kevin. „Da muss was sein… Ich weiß nicht, Sicherheitskameras oder sowas.“

      Da musste etwas sein. Eine Militärforschungsbasis würde nicht blind dem gegenüber bleiben, was in der Welt passiert. Er begann auf den Knöpfen des Computersystems herumzudrücken und versuchte, sie wieder zum Laufen zu bringen. Die meisten Bildschirme waren leer, die Signale aus der Welt waren gekappt oder blockiert oder einfach… weg. Luna begann auf Knöpfe neben ihm zu drücken, obwohl Kevin annahm, dass sie genauso wenig davon verstand wie er.

      „Wer auch immer es ist, ich weiß nicht, ob wir sie hereinlassen sollten“, sagte Luna. „Es könnte weiß Gott wer da draußen sein.“

      „Könnte“, erwiderte Kevin, „aber was, wenn es jemand ist, der unsere Hilfe braucht?“

      „Vielleicht“, sagte Luna und hörte sich nicht sehr überzeugt an. „Wer immer es ist, sie schlagen ziemlich fest gegen die Tür.“

      Das stimmte. Das metallische Echo jedes Schlags hallte durch den Bunker. Es ertönten immer drei Schläge und langsam erkannte Kevin ein Muster.

      „Drei Mal kurz, drei Mal lang, drei Mal kurz“, sagte er.

      „Du meinst SOS?“, fragte Luna.

      Kevin schaute zu ihr herüber.

      „Ich dachte alle wissen das“, sagte sie. „Das ist alles, an was ich mich erinnere.“

      „Da draußen ist also jemand in Not?“, fragte Kevin und der Gedanke daran brachte eine weitere Sorge hervor. Sollten sie helfen, anstatt zu zögern? Er sah das Bild einer Kamera in einer Ecke auf einem der Bildschirme. Er drückte darauf und jetzt erschienen Bilder der Sicherheitskameras rund um die verlassene Basis.

      „Das da“, sagte Luna und zeigte auf eines der Bilder, als wenn Kevin nicht wüsste, welches er aussuchen sollte. „Hier, lass mich mal.“

      Sie drückte auf einen Knopf und das Bild füllte den Bildschirm.

      Kevin wusste nicht, was er erwartet hatte. Eine Menschenmenge, die von Aliens beherrscht wird vielleicht. Einige Soldaten, die die Basis kannten und sich ihren Weg durch das Land gekämpft hatten, um hier herzukommen. Jedoch kein Mädchen in ihrem Alter, das etwas in der Hand hielt, was wie die Überreste eines Schildes aussahen und das damit in einem ständigen Rhythmus gegen die Tür schlug.

      Sie war athletisch gebaut und dunkelhaarig, ihr Haar war kurz geschnitten und ein Piercing prangte in ihrer Nase. Kevin konnte erkennen, dass ihre Züge recht schön waren, ziemlich schön sogar, dachte er, aber sie wirkte auch tough. Er nahm an, dass es ihr nicht gefallen würde, wenn man ihr das sagte. Sie trug einen dunklen Kapuzenpulli mit einer Lederjacke darüber, die ein paar Größen zu groß schien, dazu zerrissene Jeans und Wanderschuhe. Sie trug einen kleinen Rucksack, als wenn sie in den Bergen wandern gewesen wäre, aber der Rest von ihr sah eher aus, als wenn sie davongelaufen wäre. Ihre Kleidung strotzte vor Dreck, dass man meinen konnte, sie wäre schon seit Wochen da draußen unterwegs – noch bevor die Aliens kamen.

      „Das gefällt mir nicht”, sagte Luna. „Warum ist da nur ein Mädchen draußen, das rein will?“

      „Ich weiß es nicht“, sagte Kevin, „aber wir sollten sie vielleicht reinlassen.“

      Das machte Sinn, oder? Wenn sie um Hilfe bat, dann sollten sie zumindest versuchen ihr zu helfen, oder? Das Mädchen schaute jetzt direkt in die Kamera, und obwohl kein Geräusch zu hören war, schien sie nicht glücklich darüber, draußen stehen gelassen zu werden…

      Luna drückte auf einen Knopf und jetzt konnten sie sie hören, die Mikrofone zeichneten ihre Stimme auf.

      „…. mich reinlassen! Da sind immer noch diese Kreaturen hier draußen! Da bin ich mir sicher!“

      Kevin schaute an ihr vorbei und war sich sicher, er könnte Anzeichen von Menschen da draußen ausmachen, die sich mit derselben Sinnlosigkeit bewegten, wie die Menschen die von den Aliens beherrscht wurden.

      „Wir sollten sie hereinlassen”, sagte Kevin. „Wir können nicht einfach jemanden da draußen stehen lassen.“

      „Sie trägt keine Maske“, stellte Luna fest.

      „Und?“

      Luna schüttelte den Kopf. „Wenn sie keine Maske trägt, wie kann der Dampf der Aliens ihr dann nichts anhaben? Wie können wir wissen, dass sie nicht eine von ihnen ist?“

      Als Antwort darauf ging das Mädchen näher an die Kamera heran und starrte direkt hinein.

      „Ich weiß, dass da jemand drin ist“, sagte sie. „Ich habe gesehen, dass die Kamera sich bewegt hat. Hört zu, ich bin nicht eine von denen. Ich bin normal. Schaut mich an!“

      Kevin schaute in ihre Augen. Sie waren groß und braun, aber das Wichtigste: die Pupillen waren normal. Sie waren nicht ganz weiß, so wie die der Wissenschaftler, als der Dampf aus dem Fels sie eingenommen hatte oder wie die seiner Mutter ausgesehen hatten, als er nach Hause gekommen war…

      „Wir müssen sie hereinlassen“, sagte Kevin. „Wenn wir sie da draußen lassen, dann werden die verwandelten Menschen sie holen.“

      Natürlich konnte Kevin die Personen in Militäruniformen kommen sehen, sie bewegten sich im Einklang, ganz offensichtlich unter Kontrolle der Aliens.

      Er lief zur Luftschleuse und nutzte den Schlüssel, den Dr. Levin ihm gegeben hatte, um sie zu öffnen. Dahinter wartete das Mädchen, während die ehemaligen Soldaten jetzt näher kamen und losrannten.

      „Schnell komm rein!“, sagte Kevin. Er zog das Mädchen in die Luftschleuse, ohne Zeit zu verlieren. Dann wollte er die Tür schließen, wissend, dass sie in dem Moment sicher sein würden, wenn sie sich zwischen ihnen und den kontrollierten Aliens schloss, die auf die Basis zukamen.

      Sie ließ sich nicht schließen.

      „Hilf mir!“, rief Kevin ihr zu, zog an der Tür und fühlte die Stabilität des Stahls unter seinen Händen. Das Mädchen packte mit an und zog an der Tür. Sie warf ihr ganzes Gewicht dagegen, um sie zu bewegen.

      Ein wenig weiter entfernt begannen die ehemaligen Soldaten zu rennen und alles, was Kevin tun konnte, war seine Aufmerksamkeit auf die Tür zu lenken und nicht auf sie. Das war der einzige Weg, wie er seine Angst eindämmen und sich darauf konzentrieren konnte, sein eigenes Gewicht gegen die Tür zu drücken.

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