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wünschte. Sie hielt dieses Geschenk schon in ihren Händen, behütete es kostbar wie einen Schatz, doch dann verlor sie ihn. Und mit diesem Verlust verlor sie auch ein Stück von sich selbst, sie wollte nie wieder so fühlen, das spüren und durchmachen was sie erlebte. …

      „Ich gratuliere dir, du hast super Arbeit geleistet.“

      Santiago schreckte Taylor aus ihren Erinnerungen, sie brauchte einen kurzen Moment um sich zu sammeln. Sie schaute zu ihm auf und versuchte zu lächeln, was ihr wohl nicht wirklich gelang, da er sie kritisch musterte.

      „Ist alles in Ordnung? Ist wohl das Adrenalin was sich jetzt bemerkbar macht, bist ja auch ein ganz schönes Risiko eingegangen.“

      Er klopfte ihr auf die Schulter, da spürte sie ein Prickeln im Nacken. Langsam drehte sie sich um und blickte zur Straße. Ein schwarzer Geländewagen kam angefahren. Er machte keine Anstalten bei ihnen anzuhalten, sie konnte den Blick von diesem Wagen aber nicht lassen.

      Ihr Blick wurde magisch angezogen, als würde eine äußere Kraft sie steuern. Sie befand sich mit dem Wagen nun auf einer Höhe, sie konnte den Beifahrer ausmachen, da das Fenster runter gelassen war. Sie blickte in ein kantiges, gebräuntes Gesicht mit ernsten leuchtend blauen Augen, umrahmt von dunkelblondem Haar. Es kam ihr vor, als würde die Zeit still stehen. Sie spürte seinen ruhigen und doch intensiven Blick auf ihrem Gesicht. Er nickte ihr zu und schon war dieser Moment vorbei.

      Sie blickte dem Wagen nach und wandte sich wieder Santiago und Karen zu, die sie eingehend musterten. Sie winkte lächelnd ab und ging zum Auto rüber um das Gepäck abzuladen, das sie immer noch mit sich rum trug. Ihr nächstes Ziel war die provisorische Krankenstation. Taylor wollte sich selbst ein Bild machen, was zu tun war und wo sie dort helfen konnte.

      Beim Eintreffen sah sie einige Meter weiter ein Haus, das mit gelbem Absperrband eingezäunt war.

      „Was ist denn dort passiert?“

      Taylor hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da sah sie den schwarzen Geländewagen, der auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses parkte. Leider war nicht auszumachen, wo die Insassen des Wagens waren. Schade …Sie spürte eine gewisse Neugier aufsteigen, war es wirklich Neugier oder wollte sie nur nochmal in dieses tiefe Blau eintauchen.

      In Gedanken gab Taylor sich selber einen Klaps auf den Hinterkopf. Du bist hier um zu arbeiten…. Um diesen Gedanken nochmal zu unterstreichen, griff sie zu ihrer Ausrüstung die sie mit brachte. Karen betrachtete Taylor misstrauisch.

      „Sag mal, ist was im Haus passiert, du wirkst auf einmal so abwesend?“

      „Nein, es ist wirklich alles in Ordnung.“Taylor fühlte sich ertappt.

      „Aber ich sage es dir gerne nochmal, da du gerade mit deinen Gedanken woanders warst. Man hat in dem Haus drüben wohl eine Frauenleiche gefunden, man munkelt, das sie ziemlich übel zugerichtet war.“

      „Naja“, gab Taylor zu bedenken, „hier wütete ein Tornado, da gibt es leider nicht nur schöne Leichen, falls einer umkommt.“

      Karen stellte sich vor sie und beugte sich zu ihr rüber um nicht so laut sprechen zu müssen.

      „ Nein, kein Opfer wegen des Tornados, sie soll ermordet worden sein, aber pscht….“

      Karen blickte Taylor eindringlich an und ging zur Turnhalle. Santiago war wohl schon drinnen, da sie ihn nicht finden konnte. Ein letztes Mal blickte sie zum Haus, sie spürte eine kalte Hand nach ihr greifen. Kopfschüttelnd streifte sie das Gefühl ab und folgte ihren Kollegen.

       Kapitel 3

      Jordan und Mike betraten das Haus von Kathrin Higgins, sie hofften irgendwas zu finden.

      „Wir müssen irgendeine Verbindung zwischen den Opfern finden, in der Hoffnung, das wir so herausfinden mit wem sie zuletzt Kontakt hatten.“

      Jordan ging durch die Eingangshalle wie ein eingesperrter Tiger, sein Körper strotzte vor Energie, sie wollten was in Händen haben womit sie arbeiten konnten. Bisher hatten sie noch keine Gemeinsamkeiten gefunden, aber etwas musste es geben.

      Sie suchten jeden Raum des Hauses ab, wälzten Papiere, untersuchten jedes Kleidungsstück, Kassenbons, alles was Sinn ergab wo und mit wem sich Kathrin zum Schluss auseinander setzte. Nach Stunden zermürbender Arbeit verließen sie mit leeren Händen das Haus. Jordan hatte so gehofft irgendwas zu finden, es war frustrierend.

      Niedergeschlagen ließ er sich auf den Beifahrersitz nieder und betrachtete die Umgebung. Mike setzte sich ans Steuer, beobachtete ihn und sagte nichts.

      „Jetzt mal ehrlich, wenn du weißt es kommt ein Tornado auf die Stadt zu. Was veranlasst dich dazu, genau diesen Tag zu wählen um jemanden umzubringen? Bleibst du nicht selber auch zuhause und versuchst dich und deine Familie zu schützen, sofern du eine hast?“

      Jordan hatte diesen Gedanke noch nicht ganz ausgesprochen, da setzte er sich abrupt auf und sah hoffnungsvoll auf Mike. Er schlug mit der Hand auf das Armaturenbrett.

      „Mensch Mike denk doch mal. Wenn ich Familie habe, dann kann ich nicht einfach weg gehen, wenn ein Tornado auf die Stadt zu steuert. Das würde dem Partner ganz schön zu denken geben. Aufgrund der Tornadowarnungen hatten die meisten eh ihre Geschäfte geschlossen gehabt. Das heißt, der Täter hätte sich nicht einfach von seiner Familie loseisen können.“

      Jordan vergrub sich immer tiefer in seine Gedanken, sie überschlugen sich, endlich hatten sie was greifbares, einen Ansatzpunkt.

      „Stimmt“, Mike blickte gedankenverloren aufs Lenkrad.

      „Selbst wenn ich an diesem Tag hätte arbeiten müssen, weil ich im öffentlichen Dienst bin. Kann ich mich dann von der Arbeit entfernen ohne das es auffällt? Der Täter lässt sich sehr viel Zeit mit seinen Opfern, das heißt, hätte ich arbeiten müssen, wäre es einem Kollegen aufgefallen, wenn ich so lange weg bin, vorausgesetzt ich bin selbstständig. Und während des Tornados geht’s eh nicht, also muss ich mir vorher Zugang zum Bunker verschafft haben.“

      Mikes Gesicht hellte sich auf, er grinste und startete das Auto. Sie fuhren zurück zum Revier, der Termin mit dem Psychologen stand an, da konnte man die gerade ausgesprochenen Schlussfolgerungen direkt mit ihm besprechen, wie seine Meinung dazu war.

      Jordans Laune hob sich bei diesem Gedanken augenblicklich, sein Blick schweifte über die Straße und es tat ihm im Herzen weh zu sehen, was von den schönen Häusern nach dem Tornado übriggeblieben war. Manche Menschen hörten mit ihren Arbeiten auf als sie vorbei fuhren und blickten sie an. Jeder wusste schon, wer sie waren und warum sie hier waren. An einer Person allerdings blieb Jordans Blick hängen. Wer ist sie, ich habe sie hier noch nie gesehen? Als hätte Mike seine Gedanken erraten, sprach er die Antwort auf seine Frage aus.

      „Das ist mit Sicherheit eine Mitarbeiterin dieser Organisation die kommen, wenn Not am Mann ist. Ganz schön mutig, ich könnte mir einen besseren Zeitvertreib vorstellen.“

      Mike blickte rüber zu Taylor, die gerade dabei war das Auto auszuladen. Sie war anfangs so mit ihrer Arbeit beschäftigt, das ihr das Auto gar nicht aufgefallen war.

      Ein Prickeln im Nacken veranlasste sie allerdings ihren Kopf zu heben. Sie schob mit ihrer Hand gerade eine störende Haarsträhne hinters Ohr, da sah sie ihn. Sie hatte noch nie so leuchtende Augen gesehen. Taylor fühlte sich magisch angezogen von seinem Blick, sie spürte wie er sie musterte. Ihr Puls begann zu rasen und tief in ihrem Inneren spürte sie eine Regung, die sie schon lange nicht mehr fühlte. So schnell wie dieser Augenblick dauerte, war er zu ihrem Bedauern wieder vorbei. Taylor blickte zum zweiten Mal an diesem Tag, dem Auto hinterher und stellte fest, das sie die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte.

      „Kennst du ihn“? Karen gesellte sich neben sie und schaute zu ihr rüber.

      „Nein, tue ich nicht, woher denn?“

      Sie drehte sich von Karen weg, um die letzten Pakete gefüllt mit Medikamente, aus dem

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