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er konnte nicht anders. Einmal Gangboy, immer Gangboy. Brad atmete wieder aus und die Anspannung aus seinen Schenkeln wich. Brin schob sich daraufhin so tief in ihn, wie er kam und freute sich an dem unerwarteten Hauch von Röte, der Brads Gesicht und Hals überzog. Sanft aber bestimmt legte er Brads Knie noch ein wenig auseinander, ließ die Hand zu seinen Hinterbacken ruhen und massierte sie, erst die eine, dann die andere. Er wusste genau, dass das Zug auf den eh schon gedehnten Muskel legte, nicht zu viel, doch spürbar. Brad ächzte. Er biss die Zähne zusammen, als Brin begann, ihn zu stoßen. Wenn er innehielt, berührte er Brads Oberschenkel an den Innenseiten, langsam und begehrlich oder seine Rippen. Seine Stöße trieben Brads Unterleib über das Bett, in beharrlichen, unausweichlichen Bewegungen. Mittlerweile hatte Brad die Augen geschlossen. Brin stützte sich über ihm ab, endlich zufrieden mit der Spreizung seiner Schenkel und dem Rhythmus den er aufgenommen hatte. Er sah, dass Brad erregte, sich am Bett zu reiben, also gab er ihm mehr Gewicht. Brad stöhnte. Brin beobachtete ihn scharf, wollte, dass Brad sich nach dem Orgasmus sehnte, wollte, dass er sich danach streckte. Er war verdammt zufrieden mit sich, als Brad auch kam. Gemeinsam atmeten sie durch und Brin war richtig froh, dass sich dieser Dieb benahm – die Klappe hielt, nichts Freches von sich gab, weil er meinte, er müsse Ansehen zurück gewinnen. Er rollte sich lediglich vom Bauch auf die Seite und machte es sich bequemer. Er ließ sich sogar noch anfassen, stellte Brin fest, der nicht widerstehen konnte, nach dem Bizeps zu greifen, der sich in langer schlanker Form unter der Haut an Brads Arm schmiegte. Er wirkte sogar noch entspannt. Ein wenig müde vielleicht, aber im Ganzen in Ordnung. Er hatte sich etwas verdient.

      „Und jetzt?“, meinte Brin also, „was essen?“ Die Kürze, die Brad zum „Hm“ machen brauchte zeigte ihm, wie hungrig seine Straßenratte war. „Ok“, murmelte Brin, ging nackt nach nebenan und holte, was Fay ihm bestellt hatte. „Isst du auch lauwarme...“ Weiter kam er gar nicht. Brad hätte auch den Karton mitgegessen, das war offensichtlich. Brin betrachtete den Nackten mit dem Pizzakarton im Schoß. Wann war er zuletzt so hungrig gewesen? Hoffentlich war Fays Pizza nicht der Punkt gewesen, an dem Brad sich für ein Bleiben entschieden hatte, dachte Brin spontan. Seinen Arsch für eine Pizza zu verkaufen war schon ziemlich armselig. Er schüttelte sich. Es war Zeit, seinem Besuch noch ein paar Informationen zu entlocken.

      Bestohlen

      „Und, schmeckt es?“ Brad sah keinen Moment vom Essen auf, nickte jedoch aus Höflichkeit, den Mund voll, einen Käsefaden am Kinn. „Dann verrate mir mal, wie viel dein Boss in der Woche an Umsatz sehen möchte.“ Brad warf ihm einen scharfen Blick zu. „Na los! Ich bin sicher, du kannst mit vollem Mund reden!“ Brad konnte, und als wolle er Brin ärgern so undeutlich, dass der nichts verstand. „Versuchs noch mal“, knurrte er Brad also an, den winzigen Moment zwischen Schlucken und erneutem Abbeißen nutzend. Brad funkelte ihn an.

      „Was interessiert dich das.“ Sie maßen einander mit Blicken.

      „Ich will deine Straßenwert schätzen“, gab Brin die unverholene Version seiner Gründe preis. Brad blinzelte. Dieser Brin benahm sich, als habe er Ahnung von der Straße. Brad hätte gern gewusst woher, doch keiner, der Ahnung von der Straße hatte und es geschafft hatte, beantwortete einer Ratte Fragen. Besser, er stellte klar, dass er selbst nur ein kleines Fischchen war, bevor er sich noch als Streitobjekt zwischen zwei Bossen wiederfand. Wobei dieser Brin hier eigentlich zu zivilisiert war für einen Boss, zu wenig abartig und zu fair. Er hatte wirklich etwas zu essen bekommen.

      „Fünftausend“, lenkte er ein. Brin ließ ihn den Rest vom Pizzastück fast am Stück schlucken. Das hieß, das Sweetheart hier war in erster Linie Dieb. Vielleicht machte er schon mal einen Kunden, doch wenn, dann aus Not, nicht, weil es eigentlich sein Geschäft war. Fünftausend. Ein kleiner Straßenkrimineller. „Iss weiter“, leitete Brin sein Aufstehen ein, „ich muss telefonieren. Das da“, er zeigte auf den Pizzakarton, „reicht nicht für zwei.“ Brads Augen folgten ihm, während er das Schlafzimmer verließ und mit einem Handy zurück kam. Er ließ ihn nicht aus den Augen, während er beim Restaurant im Erdgeschoss des Gebäudes das Beste bestellte, was diese Woche im Angebot war. „Fünfzehn Minuten“, kündigte er an, als er auflegte. „Wobei“, fügte er scherzhaft hinzu, „ein Drittel der Zeit der Aufzug braucht. Wirst du mir sagen, wie du hier hineingekommen bist?“ Brad zögerte, schüttelte den Kopf. „Na gut. Ich fürchte, ich finde es auch so raus“, schmeichelte Brin sich ein wenig selbst und zog die Anzughose wieder an.

      Brad hatte eben die Pizza, das Pizzabrot mit Knoblauchbutter, den kleinen Beilagensalat und die halbe Cola vertilgt, als der Nachschub gebracht wurde. „Satt?“, erkundigte sich Brin scheinheilig. Brad schüttelte misstrauisch den Kopf. „Gut. Denn das hier ist zu viel für einen“, grinste Brin, als er die neue Warmhaltebox auf sein Bett stellte. Maria würde über die Flecken schimpfen, ihm war es gleich. Er hatte einen völlig Fremden gebumst und es war gut gewesen. Wenn er nur Aufrisse wie Brad gehabt hätte, dachte Brin, wäre er nicht auf den horrend teuren und umständlichen Service von Jaquos Agentur gekommen. Er seufzte und reichte Brad einen Teller mit Farfalle Deepest Forest – Nudeln mit Pilzrahmsoße. Brad nahm sie kommentarlos und benutzte sogar die mitgelieferte Gabel.

      „Merkst du überhaupt, was du isst?“ Brad würdigte ihn eines kurzen Blickes.

      „Was teures“, nuschelte er.

      „Oh?“ Brin war ehrlich verblüfft. „Wie kommst du zu dem Schluss?“

      „Schmeckt nicht“, erwiderte Brad mit erhöhter Aufnahmegeschwindigkeit der Nahrung. Brin lachte und lehnte sich zurück. Nein, er würde nicht patzig werden, weil Braddy Straßenjunge frech war.

      „Das sind Trüffel. Deepest Forest bedeutet...Pilzspezialitäten. In diesem Fall aus Frankreich importiert...“ Brad zuckte die Schultern.

      „Was vom Italiener hätte es auch getan.“ Brin überlegte, was er sagte. Der billige Italiener um die Ecke war lange Zeit auch seine Idealvorstellung vom Paradies gewesen. Hatte er mit seinem Ziehvater ähnliche Gespräche geführt? Sicherlich.

      „So so. Und die Pizza vorhin? Schmeckte?“ Brad überlegte einen Augenblick, in dem sein Kauen innehielt. Vielleicht war er doch mehr als durchschnittlich hübsch.

      „Nein, auch nicht wie es sich gehört. Zu dünner Boden. Zu wenig drauf.“ Brin lachte schon wieder.

      „Macht nicht satt, hm?“

      „Nein.“ Brin nickte nur. Wann war man als Junge schon mal satt, wenn man auf der Straße aufwuchs? Er aß langsamer, viel langsamer als Brad, während er seine Erinnerungen sichtete, die an die hungrigen Tage und die an die Tage, an denen es reichlich Essen gegeben hatte.

      „Meinen Lieblingsitaliener gibt es schon lange nicht mehr“, seufzte er und Brad sah ihn irritiert und verständnislos an. Brin kam zu sich. „Macht nichts, oder? Man gewöhnt sich um.“ Brad zuckte die Schultern, hatte dies wohl nicht vor. Schweigend aß er auf und seufzte dann. „Noch einmal Dusche?“, erkundigte sich Brin freundlich. Brad schüttelte langsam den Kopf und sah sich nach seinen Sachen um. Brin blieb auf dem Bett sitzen und sah ihm zu, wie er sich scheinbar ekelfrei seine muffigen Klamotten wieder überzog. Als er die Jeans zuknöpfte, stand Brin ebenfalls auf und hob das zerknitterte Bündel Banknoten auf, das Brad hatte klauen wollen.

      „Hier. Hast den Rest der Woche frei, Brad. Das befriedigt deinen Boss ne Weile.“ Brad sah ihn an wie ein Mondkalb, widersprach aber nicht. Wer würde schon widersprechen, wenn er

      knapp fünftausend Dollar zugesteckt bekam?

      Brin wartete, nachdem Brad gegangen war, bis er bis dreißig gezählt hatte, dann verließ er ebenfalls das Apartment, um seinem Concierge Anweisungen zu geben.

      „Wenn dieser Junge sich wieder anschleicht, Jeffrey, lassen Sie ihn durch. Drehen sie sich notfalls mit dem Gesicht zur Wand.“ Er lachte und ließ es wie einen Scherz klingen. „Aber rufen Sie mich danach sofort an. Die rote Nummer.“ Er zwinkerte Jeffrey zu und wandte sich von der Concierge-Loge ab. Mit seinem Handy rief er einen guten Freund an, der ebenfalls im Haus über all den Büros und Geschäften eine Wohnung hatte. „Peng, du musst mir aus der Klemme helfen. So ein filziger kleiner Dieb

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