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Elektroschockers dem Nachtportier zur ewigen Ruhe verholfen haben. Und herauszufinden, wie sich der Leichnam einen Tag in Luft auflösen konnte, ist Aufgabe der Kriminalpolizei. Kovacevic denkt laut über das Ergebnis nach. Ein derartiges Gerät wurde zwar im Umkreis der Rezeption nicht gefunden, aber er würde ein Monatsgehalt darauf verwetten, dass sich die offensichtliche Tatwaffe inzwischen auf dem Meeresgrund befindet. Obwohl keine Verbindung zwischen Josipe Babic und den van Breugelens zu existieren scheint, sagt ihm sein Instinkt, das schwerreiche Ehepaar müsse zumindest Mitschuld am unnatürlichen Tod des Nachtportiers tragen. Warum haben sich die Niederländer sonst klammheimlich aus dem Staub gemacht?

      Der Kommissar kehrt ins Büro zurück und ruft die Fahrkarten-Verkaufsstelle auf Lopud an. Der Angestellte von Jadrolinija betreibt in Zweitfunktion die lokale Poststelle. Dieser quasi Beamtenstatus verpflichtet ihn zur engen Zusammenarbeit mit der Polizei. Mile erhält den Auftrag, umgehend dafür besorgt zu sein, dass um Punkt 20 Uhr sämtliche Besitzer eines funktionstüchtigen Schiffes mit Kabine zur Befragung zur Verfügung stehen. Kovacecvi lässt keine Begründung dazu folgen. Mile reimt sich den Grund selbst zusammen. Der obergeile Nachtportier hatte bestimmt ein Techtelmechtel mit einer verheirateten Einheimischen auf einem der Privatboote ...

      Hans bereitet die Wochenabrechnung mit der Buchhaltung der Hotelgesellschaft vor, als jemand heftig an der Zimmertür anklopft. Darko vermittelt ihm einen hoch nervösen Eindruck. Sämtliche Bootsbesitzer werden am Abend vom Detektiv Petkovic verhört! Für Notfälle aller Art bewahrt der Reiseleiter eine Flasche mit Hochprozentigem im Kleiderschrank auf und ein gut eingeschenktes Glas Traubenschnaps erzielt die erhoffte beruhigende Wirkung auf den Kroaten. Hans analysiert derweilen die neue Situation. Sie müssen damit rechnen, dass man entweder auf Lopud oder im Hafen von Dubrovnik die beiden Holländer auf Darkos Schiff gesichtet hat. Aus diesem Grund darf Darko die nächtliche Überfahrt keinesfalls leugnen. An der Aufdeckung der genauen Umstände ist beiden nicht gelegen, und er biegt eine halbwegs plausibel klingende Aussage für die Ohren der Kriminalpolizei zurecht. Der Bootseigner habe Antje van Breugelen vor einem Jahr zu einem privaten Ausflug auf die Nachbarinsel eingeladen und ihr bei der Gelegenheit eine Visitenkarte überreicht. Ein Jahr später erhält er inmitten der Nacht einen dringenden Anruf ihres Ehegattens. Unaufschiebbare Geschäfte rufen den Topmanager so rasch wie möglich an den Arbeitsplatz zurück. Peer Van Breugelen bittet den flüchtien Bekannten seiner Frau, ihn in der Nacht aufs Festland überzusetzen und für diesen Freundschaftsdienst erstattete er einen angemessenen finanziellen Beitrag für den Treibstoff.

      - Und weil sich das Ehepaar ausschließlich auf Holländisch unterhielt, bekamst Du von deren weiteren Plänen nichts mit.

      Darko leert daraufhin ein zweites Glas und fühlt sich gleich um einiges besser. Hans hat ihm doppelt geholfen.

      Seine Befragung kurz vor 21 Uhr geht problemlos über die Bühne. Detektiv Mladen bedankt sich im Anschluss für die wertvolle Information beim Eigentümer der Santa Maria. Dessen Anspannung lässt nach. Darko kann mit einem ruhigen Schlaf rechnen.

      Am nächsten Morgen vernimmt Kriminalassistent Mladen Petkovic trotzdem die letzten Zeugen. Vom einzigen Berufsfischer der Insel erfährt er, dass Vodic Hans während der Nacht zwischen dem Hotel Lafodia und dem Haus von Darko Zebec hin- und her gerannt sei. Und ein weiterer Bootseigner, welcher in der Eisdiele angestellt ist, hat eine faustdicke Überraschung auf Lager. Unter dem Mantel der Verschwiegenheit gibt er zu Protokoll, jene Frau mit der Pelzjacke habe vor einem guten Jahr eine Romanze mit dem Verstorbenen unterhalten.

      Nachdem Mladen seinem Vorgesetzten die neuesten Informationen telefonisch durchgegeben hat, antwortet Kovacevic nur ‚Bingo‘. Die nachfolgende Anordnung muss nicht interpretiert werden. Gospodin Spruit hat sofort als begleiteter Zeuge im Kommissariat anzutanzen. Zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn verpasst der Reiseleiter eine Hotelsprechstunde.

      Am Spätnachmittag betreten Kovacevic und der aus Lopud herbei zitierter Zeuge ein von Zigarettenrauch verhangenes Büro. Der Ermittlungsrichter erwartet sie bereits leicht ungeduldig. Der Kommissar schlägt das Notizbuch auf und zitiert Richter Oblak das Gespräch, welches er mit dem holländischen Vodic auf der Terrasse einer Eisdiele geführt hat. Danach liest er die neuesten Aussagen vor, welche sein Kriminalassistent bereits protokolliert hat. Alles geschieht auf Kroatisch. Und zuletzt rekapituliert er den Bericht des forensischen Gerichtsmediziners. Der Richter wendet sich auf Deutsch dem Reiseleiter zu.

      - Es steht ihnen frei, einen Anwalt für die Befragung hinzuzuziehen, welche wir auf Deutsch durchführen werden.

      Der Reiseleiter lehnt das Angebot entschieden ab. Die ihm anschließend gestellten Fragen überraschen nicht. Hinsichtlich des Widerspruches zwischen seiner Aussage und der Mitteilung des Fischers gibt er reumütig zu verstehen, nicht mit der ganzen Wahrheit herausgerückt zu haben. Der Finanzdirektor von Dutch-Electronic habe ihm um absolute Verschwiegenheit gebeten. Von der Geheimhaltung hinsichtlich der Reisepläne hinge die Zukunft etlicher Arbeitsplätze ab.

      - Peer Van Breugelen bat mich deshalb noch in der Nacht seiner Ankunft, ihm einen schnellstmöglichen Bootstransfer nach Dubrovnik zu organisieren.

      - Hatte der Wunsch nicht viel eher mit der Tatsache zu tun, dass Frau van Breugelen einen Liebhaber auf Lopud hatte?

      - Diese Behauptung erscheint mir vollkommen abstrus. Antje Van Breugelens soll tatsächlich mit dem Verstorbenen eine Beziehung unterhalten haben? So etwas kann ich mir nicht einmal hypothetisch vorstellen! Er, ein halber Analphabet, Nachtwächter und Weinpanscher – und sie, eine wahrhaftige Lady.

      - Unterschiedliche Bildung und gesellschaftliche Diskrepanz lassen Amor manchmal kalt.

      - Josipe blickte absolut desinteressiert hinter der Rezeption hervor, als ich das Ehepaar bei der überstürzten Abreise zur Schiffsanlegestelle begleitete. Als Ex-Geliebter hätte er ihr bestimmt den Schminkkoffer getragen, um sie unauffällig zu begrapschen.

      Hans beugt den Oberkörper leicht über die Tischplatte.

      - Fakt ist einfach, der Nachtportier lebte noch, als meine Gäste die Insel verliessen!

      Kovacevic und Oblak tauschen einige Sätze in ihrer Muttersprache aus. Danach wird eine Justizangestellte aufgeboten. Zunächst soll sie die auf Tonband aufgezeichnete Befragung übersetzen, und im Anschluss für beide Sprachversionen jeweils einen Schriftsatz zur Unterschrift vorbereiten. Als der Reiseleiter endlich seinen Namen unter das Protokoll setzt, ist die letzte Fähre schon lange nach Lopud ausgelaufen. Er weiß dnicht, dass sich Beamte der Spurensicherung auf dem Postschiff befanden.

      Hans kommt die Nacht in einem Vertragshotel von Neckermann-Reisen unter.

      Kriminaltechniker durchsuchen Zimmer 203 im Hotel Lafodia akribisch nach Spuren. Kurz vor Mitternacht gibt der Einsatzleiter ein erstes Ergebnis telefonisch durch. Bis zu jenem Moment deuten keinerlei Hinweise auf einen direkten Zusammenhang mit dem absichtlich herbeigeführten Tod des Nachtportiers hin. Die Analyse von Fingerabdrücken, Mikrofasern und die Auswertung von DNA-Spuren stehen aber noch aus. Kovacevic bedankt sich fürs Erste und informiert den Untersuchungsrichter persönlich in dessen Wohnung. Oblak hat Bereitschaftsdienst und die beiden Männer rekapitulieren ihre bisherigen Erkenntnisse.

      Jene Zeugenaussage, Frau Van Breugelen habe vor einem Jahr eine Affäre mit Josipe Babic unterhalten, liefert ein Motiv, um den gehörnten Ehemann als verdächtig erscheinen zu lassen. Dessen wenig glaubhafte Erklärung, er habe aus beruflichen Gründen frühzeitig abreisen müssen, lässt sich momentan jedoch nicht widerlegen. Und ob der Nachtportier tatsächlich noch am Leben war, als das holländische Ehepaar die Rezeption passierte, ist wissenschaftlich nicht nachprüfbar. Der eindeutig aktiv herbeigeführte Herzstillstand kann sich somit kurz zuvor oder auch erst eine Stunde später ereignet haben. Der Leichnam befand sich rund 24 Stunden an einem unbekannten Ort, bevor dieser heimlich in der Rezeption abgelegt wurde. Glaubten der oder die Delinquenten tatsächlich, die Kriminalpolizei mit so einer Stümperei übertölpeln zu können? Sämtliche Umstände lassen auf eine kriminelle Verschwörung schließen, in welcher Vodic Spruit eine Rolle zu spielen scheint. Richter Oblak ordnet daher an, dem niederländischen Staatsbürger vorübergehend den Reisepass zu entziehen. Der momentane Zeuge

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